Das verzauberte Ich [Weimar]
Heiteres musikalisches Drama in 4 Akten
Musik von Ottmar Gerster
Text von Paul Koch
frei gestaltet nach Raimunds "Alpenkönig und Menschenfeind"
Inszenierung
DDR-Erstaufführung: 26. Januar 1950
Nationaltheater, Weimar, DDR
- Musikalische Leitung: Gustav Wiese
- Regie: Carl-Heinrich Kreith
- Bühnenbild: Rolf Christiansen
- Kostüme: Hannelore Kuschnitzky
- Chöre: Otto Backer
Besetzung:
- Laurin, König der Berggeister: Hans-Friedrich Meyer
- Rappelkopf, Rentner und Gutsbesitzer: Carl Schlottermann
- Regine, dessen vierte Frau: Annemarie Saul
- Margret, Tochter Rappelkopfs aus dessen dritter Ehe: Lisbeth Schmidt-Glänzel
- Goedenmuth, Frau Reginens Bruder: Anton Strunz
- Erwin Doorn, ein junger Maler, Margrets Verlobter: Hans Michel
- John, Kammerdiener: Peter Trittmacher
- Hannchen, Kammermädchen: Maria Vedova
- Christian, der Köhler: Kurt Rösinger
- Marthe, sein Weib: Ursula Kretschmer
- Trautchen, deren Tochter: Judith Hüttig
- Andres, Bube des Köhlers: Bernhard Peisker / Stefan Pflicht
- Hänschen, Bube des Köhlers: Dieter Händel / Klaus Witte
- Ilsebill, die Keifende, Rappelkopfs verstorbene Frau: Anne Palo
- Veronika, die Melancholische: Rappelkopfs verstorbene Frau: Ruth Gerntholtz
- Mechthild, die Aetherische, Rappelkopfs verstorbene Frau: Else Lux
- Ein Herold des Bergkönigs: Walter jupé / Lothar Diettrich
- Bergkönigs Volk und ein Stier
Premierenchronik
D | UA | ? Juni 1949 | Opernhaus, Wuppertal |
DDR | EA | 26. Januar 1950 | Nationaltheater, Weimar |
Inhaltsangabe
"1. Akt: Einsamer Ort in halber Höhe des Gebirges. Auf der Paßhöhe erwartet Margret, die Tochter Rappelkopfs, ihren Verlobten. Er ging nach Italien, um seine Ausbildung als Maler zu vollenden. Margrets Zofe Hannchen hat sie begleitet, obwohl sie Furcht vor dem Bergkönig Laurin hat. Während sie auf den Maler Erwin Doorn wartet, erzählt Hannchen in einer Ballade von dem sagenhaften Laurin und steigert sich dabei in ihren Angstvorstellungen soweit, daß sie den fernen Ruf Erwins für die Stimme des Geisterkönigs hält. In panischem Schrecken läuft sie nach Hause. Margret überwindet ihre Furcht, als sie ihren Verlobten erkennt.
Erwin berichtet begeistert von seiner Kunstfahrt. Er erzählt, daß ihm ein Fremder mit Namen Laurin den Auftrag gegeben habe, die Berggruppe, den 'Rosengarten' zu malen. Mit diesem Meisterwerk will Erwin nun endlich auch bei Margrets Vater sein Glück versuchen. Margret vertröstet ihren Verlobten auf die Ankunft ihres Onkels Goedenmuth. Sie erzählt, daß ihr Vater augenblicklich in sehr ärgerlicher Verfassung sei, weil er Angst habe, sein Vermögen zu verlieren. Ihre ganze Hoffnung für ihr gemeinsames Glück liege in der Fürsprache ihres Onkels, der auch die Spannung zwischen Rappelkopf und der Familie lösen müsse. Während eines großen Duettes der Liebenden erscheint König Laurin und verspricht, beiden zu helfen.
2. Akt: Veranda im Hause Rappelkopfs. Hannchen und der Diener John künden Regine, der Frau Rappelkopfs, den Dienst auf, weil sie das ewige Toben und Mißtrauen ihres Herrn nicht mehr ertragen können. Erst eine Erhöhung ihres Lohnes läßt sie bleiben. - Nun erscheint Rappelkopf persönlich. Er ist mit sich und seiner Umwelt unzufrieden. Hinter allem vermutet er Komplotte gegen sich. Sarkastisch und brutal entlockt er Hannchen das Geheimnis von der Wiederkehr des Malers. Mutter und Tochter müssen sich verantworten. Als auch noch König Laurin in der Gestalt eines Fremden nach dem 'berühmten' Maler Erwin Doorn fragt, und John mit einem Küchenmesser bewaffnet, um Salat zu stechen, über die Veranda schleicht, gerät Rappelkopf ganz außer sich. Mit vorgehaltenem Revolver treibt er alle aus dem Haus.
Rappelkopf ist fest davon überzeugt, daß John im Auftrag Regines ihn ermorden wollte, und auch der Fremde mit den Frauen unter einer Decke steckt. Er ist sogar der Meinung, daß Goedenmuth ihn um sein Geld gebracht hat. Er verflucht seine Umgebung und beschließt, sich in die Einsamkeit zurückzuziehen.
3. Akt: Platz in halber Höhe des Gebirges. Wir lernen eine Köhlerfamilie kennen, die hier oben haust. Rappelkopf kauft dem Köhler das Haus ab, um in der armseligen Köhlerhütte fortan allein zu sein. Die Natur soll ihn über die Niedertracht der Menschen hinwegtrösten. Aber schon das Brüllen eines Stieres erregt ihn so, daß er das unschuldige Tier schlägt. König Laurin erscheint in der Gestalt eines Schäfers und stellt Rappelkopf zur Rede. Er ist trotzig und nimmt keine Vernunft an. König Laurin zwingt ihn, folgenden Vertrag anzunehmen.
Rappelkopf verwandelt sich in die Gestalt seines Schwagers Goedenmuth. In dieser Verkörperung soll er nach Hause zurückkehren, um die wahre Meinung seiner Mitmenschen kennenzulernen. Dort soll ihm sein Doppelgänger zeigen, wie er sich bisher benahm. Die Bedingung dabei ist, daß Rappelkopf in seiner veränderten Gestalt und sein Doppelgänger nur ein Leben haben sollen. Um diesen Plan ins Werk zu setzen, wird die Kutsche Goedenmuths angehalten. Goedenmuth muß oben im Gebirge bleiben, und Rappelkopf die Kutsche besteigen.
4. Akt: Veranda im Hause Rappelkopfs. Rappelkopf hat jetzt die Gestalt seines Schwagers Goedenmuth angenommen und kommt ungesehen in sein Haus. Mit derselben Konsequenz, mit der er sich in seine Menschenfeindschaft hinein gesteigert hatte, horcht er nun seine Umgebung aus. Er erkennt bei dieser Untersuchung, daß seine Familie ihn liebt und zu ihm steht, daß John kein Mörder ist und Erwin gut zu seiner Tochter paßt. Den letzten Anstoß, sich gründlich zu ändern, gibt ihm aber auch die Erscheinung seines Doppelgängers. König Laurin hat sich in die Gestalt Rappelkopfs verwandelt und führt ihm sein menschenfeindliches Toben recht eindrucksvolle vor Augen. Er selbst ist gründlich gegen seinen Doppelgänger eingenommen und bedauert es lebhaft, daß er sich nicht mit ihm duellieren kann. Sowie König Laurin diesen Wandel spürt, macht er dem ganzen Spuk ein Ende. Rappelkopf wird wieder zurückverwandelt. Alles geht gut aus. En Sextett beendet in humorvoller Weise die heitere Oper."
K.H.K. - Inhaltsangabe aus dem Programmheft zur UA, 1949, freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Stadtarchiv Wuppertal (StAW, 3.5 Theaterprogramme, 4119)
Empfohlene Zitierweise
"Das verzauberte Ich [Weimar]". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 27. Februar 2025.