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Das Wirtshaus im Spessart

Kurt Hoffmann's Musikalische Räuberpistole


Musik von Franz Grothe
Buch von Curt Hanno Gutbrod 
Liedertexte von Günther Schwenn und Willy Dehmel
Nach Motiven des gleichnamigen Kurt Hoffmann-Filmes 
Buch: Günter Neumann, Heinz Pauck und Curt Hanno Gutbrod / Musik: Franz Grothe

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 2. April 1977 
Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Heinz Scheffler
  • Regie: Paul Vasil
  • Bühnenbild: Heinz Balthes
  • Kostüme: Ute Frühling
  • Choreographie: Jorge Sansinanea
  • Chöre: Heinz Scheffler

 

Besetzung:  

Die Schloßbewohner:

  • Franziska, Comtesse von Sandau: Naemi Priegel
  • Wilhelm, Graf von Sandau, ihr Vater: Wolfgang Odendahl
  • Baron von Sperling, ihr Verlobter: Rudolf Otahal
  • Barbara, Zofe: Marthy Steller-Vrolyk

 

Die Räuberbande:

  • Der Hauptmann: Lutz U. Flöth
  • Knoll: Rolf Heinz Schuchard
  • Funzel: Willi Kunzmann
  • Korporal: Walter Cuhay
  • Bettina, Räuberliebchen: Susanne Knapp
  • Bullenbeißer: Waldemar Mauelshagen
  • Lulatsch: Heinz Mersch

 

Andere Zeitgenossen:

  • Parucchio: Albert Zell
  • Pfarrer Haug: Rainer Stevens
  • Felix, ein Handwerksbursche: Günter Nowak
  • Peter, ein Handwerksbursche: Heinz Maraun
  • Obrist von Teckel: Ludwig Haas
  • Wirtin: Annemarie Doelitzsch
  • Ballett: Carmen Cavaller / Cheryl C. Andre / Gabi Goldmann / Rianna Kuipers / Ina Retzbach / Aina Reyerink / Silvia Weigel / Regina Zindel / Daniel Canover / David Denby / Terence French / Asso Raffi / Peter Sardoč / Andrew Stevens / Birger Willer
  • Chor des Musiktheaters im Revier

 

 

 

Premierenchronik

D UA 2. April 1977 Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen
DDR EA 25. März 1978 Theater, Cottbus
CH EA Spielzeit 1978/79 Theater, Chur

 

Anmerkung: Das genaue Aufführungsdatum der Schweizer Erstaufführung konnte bisher noch nicht ermittelt werden.

 

 

Inhaltsangabe


"Im Spessart, in der Nähe von Aschaffenburg, taucht der Bänkelsänger Parucchio auf und erzählt dem Publikum die schauerliche Moritat von einer Räuberbande, die seinen Herrn, einen jungen Grafen, gekidnappt hat, um Lösegeld zu erpressen. Er allein hätte fliehen können.   


Gar nicht weit entfernt im Wald sind zwei liebenswerte Gauner bei der Arbeit. Sie sollen eine Grube als Falle für Kutschen ausheben. In Wirklichkeit träumen Knoll und Funzel von einer bürgerlichen Existenz. Bevor die beiden mit ihrer Arbeit fertig sind, taucht eine Reisegesellschaft auf, die von den beiden listenreich in das berüchtigte Wirtshaus im Spessart komplimentiert wird.   


Im Wirtshaus sind bereits die beiden Handwerksburschen Peter und Felix abgestiegen, denen Gasthaus und Wirtin auch nicht geheuer sind. Die Reisegesellschaft trifft ein, und wir erfahren, dass es sich um die Comtesse von Sandau mit ihrem Verlobten, dem Baron von Sperling, die Zofe Barbara und den Pfarrer Haug handelt. Alle werden eingesperrt. Die berüchtigte Spessartbande will die Comtesse, um von ihrem Vater Lösegeld zu erpressen. Da taucht der Räuberhauptmann auf. Die Comtesse erkennt ihre Lage. Nach missglückter Flucht – sie hat inzwischen mit dem Handwerksburschen Felix die Kleider getauscht – stellt sie sich den Räubern als Franz vor. Der Hauptmann will ihn (sie) in die Bande aufnehmen. Doch die Räuber müssen in wilder Flucht das Wirtshaus verlassen, und Franziska kann erneut entkommen.   


Sie geht zu ihrem Vater, dem alten geizigen Grafen Sandau, um ihn um das Lösegeld für die Gefangenen zu bitten. Als er sich weigert, verliert sie die Geduld. Die Räuber warten inzwischen in ihrem Lager im Wald auf das Lösegeld. Da kommen Knoll und Funzel ins Lager und bringen ein neues Mitglied. Es ist der Räuber Franz, die verkleidete Comtesse. So leben dann in der Hauptmannshütte der Hauptmann und Franz als sein Bursche und in der Gefangenenhütte der Handwerksbursche Felix als Comtesse verkleidet und die Zofe Barbara. Es dauert nicht lange, bis der Hauptmann hinter das Geheimnis seines Burschen kommt.  Auch in der zweiten Hütte deutet sich Ähnliches an. Doch der Friede täuscht. Während Franziska und der Hauptmann sich eine Stunde zum Träumen wünschen, bereiten draußen die Räuber schon einen Strick vor. Da taucht Oberst von Teckel auf. Er soll das Räuberlager ausräumen und die Gefangenen befreien. Doch die Falschen werden festgenommen. Die einzigen, die sich nicht aus ihrer beschaulichen Ruhe bringen lassen, sind die braven Räuber Knoll und Funzel. Sie mühen sich redlich mit ihrem Gefangenen, dem Baron Sperling, ab und träumen weiter von einem ehrbaren Leben. Die Verwirrung ist groß, und was jeder ahnt, wird wahr. Der Räuberhauptmann ist in Wirklichkeit der gekidnappte Graf. Er singt: „Mit dir will ich leben, Franziska! Für dich will ich da sein, Franziska.“ Und die Comtesse will auch. Der geizige alte Graf ist zuletzt auch einverstanden, zumal er von Knoll und Funzel das Lösegeld zurückbekommt. Und die beiden erreichen als zukünftige Angestellte des Grafen auch ihr Ziel, ein bürgerliches Leben zu führen."

Stückangaben des Dreiklang-Dreimasken Bühnen- und Musikverlag GmbH [aufgerufen am 28. Oktober 2021]

 

 

 

Kritiken

 
"Läßt sich ein Filmvergnügen zum Theaterspaß ummodellieren? Die Freunde des Musiktheaters im Revier gaben nach der Uraufführung von Kurt Hoffmanns musikalischer Räuberpistole 'Das Wirtshaus im Spessart', mit rauschendem Beifall und Bravo-Rufen positive Antwort. [...] Denn was die Realisierung eines unvergessenen Lichtspiels an Hand magerer dramaturgischer Vorlage und einer noch dünnblütigeren Partitur an Strapazen, Elan und Eskapaden fordert, kann sich sehen lassen.

Es war auch an Paul Vasils pfiffiger Regie abzulesen, deren parodistische Element erst im zweiten Teil die Rampe sprengte. [...] Daß Heinz Scheffler am Pult oft mit der Musik Sänger verdeckte, mag guten Grund haben. Immerhin war der Klang besser als der Text, auch wenn im Ohr nur das filmische Leitmotiv hängenblieb "Ach, das könnte schön sein..." und ein wenig "Blauer Bock"."

Kalr Kurt Ziegler: Gastglatze läßt die langeweile vergessen. Gelsenkirchen: Bravorufe für "Spessart"-Musical. In: Westfälische Rundschau, 4. April 1977.

 

"Franz Grothe, dessen Evergreens, wie "Ein Walzer für dich und für mich" oder "In der Nacht ist der Mensch nicht gern alleine", bis auf den heutigen Tag den Standard deutscher Unterhaltungsmusik der Vergangenheit bezeugen, beschränkte sich bei dieser musikalischen Räuberpistole weitgehend auf Eigenzitate und komponierte einiger der 35 Musiknummern á la Hongroise, Espagnole und Italienne im inzwischen endgültig ausgeschlachteten Ufa-Tobis-Stil. Jedem Komponisten und Regisseur muß aber auch die Einfallskraft versagen, wenn er Texten zu Bühnenleben verhelfen soll, die dahinstolpern wie "Mit dir will ich leben, für dich will ich da sein, für mich bist du alles, das Glück dieser Welt".

Wenn der Gelsenkirchner Räuberhauptmann neben anderen Spruchweisheiten verkündet: "Das Leben ist voller Überraschungen", so ist dem energisch zu widersprechen. Zumindest am 'Wirtshaus im Spessart' ist das Leben mit seinen Überraschungen achtlos vorbeigegangen."

Albin Hänseroth: Das Wirtshaus im Spessart nach Noten. In: Die Welt, 14. April 1977.

 

"Märchenhafte Knusperhaus-Atmosphäre zog durch das von Heinz Balthes üppig gestaltete Bühnenbild; im Gegensatz zur Filmversion ist es - wie die Kostüme - nicht aufs Biedermeier, sondern aufs Rokoko ausgerichtet. Die weitgehend gehängte Dekoration kam einem fließenden Umbau entgegen und sorgte, etwa durch das Aufsteigen des gräflichen Schlosses aus dem Boden, für einen Schuß spritziger Naivität à la Schneewittchen. Dazu passte das Ballett, das die Choreographie von Jorge Sansinanea mit spielerischer Anmut tanzte.

[...] Zehnminütiger Dauerapplaus spiegelte die Resonanz des Stückes beim Premieren-Publikum wider. Ob sich dauerhafter Erfolg einstellt - neben dem Stadttheater Trier hat bereits ein Tournee-Produzent sein Interesse angemeldet -, wird auch davon abhängen, wie das Ensemble die mit einer Uraufführung geradezu notwendig verbundenen kleinen Unebenheiten in den Griff bekommt." 

Hanjo Adelshöfer: Eher ein Märchen. 'Wirtshaus im Spessart' als Musical in Gelsenkirchen. In: Rheinische Post, Nr. 79, 4. April 1977.

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Das Wirtshaus im Spessart". Original Soundtrack, 1958. Electrola E 40 152. (1x7"Single).
  • "Das Wirtshaus im Spessart". Originalaufnahme aus dem Film mit Wolfgang Neuss und Wolfgang Müller. Heliodor 450 204. (1x7"Single).
  • "Das Wirtshaus im Spessart". Die schönsten Melodien aus dem Film, 1958. Ufa 509. (1xLP).
  • "Das Wirtshaus im Spessart". Gesamtaufnahme der Operette u.a. mit Klaus Havenstein, Naemi Priegel, Klaus Jürgen Dietrich, zzgl  "Die Reise nach Rothenburg" von Franz-Josef Breuer. Hamburger Archiv für Gesangskunst 30249.(1xCD).

 

DVD / Video

  • "Das Wirtshaus im Spessart". Kurt Hoffmann-Verfilmung aus dem Jahr 1958. Alive Filmjuwelen, 2017. (1xDVD).

 

Literatur

  • Wilhelm Hauff: Das Wirtshaus im Spessart. Eine Erzählung. Insel Taschenbuch.

 

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Das Wirtshaus im Spessart". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 28. Oktober 2021.