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Chanel No. 5

Operette in 5 Bildern


Musik von Friedrich Schröder 
Buch von B. E. Lüthge 
Liedertexte von Günther Schwenn

 


Inszenierung


Uraufführung: 28. Dezember 1947
Corso-Theater, Berlin (West)
 

  • Regie: Ralph Maria Siegel
  • Musikalische Leitung: Franz Marszalek
  • Bühnenbild: Wolf Leder
  • Choreografie: Spies-Kölling
  • Kostüme: Trude Ulrich


Besetzung:

  • Robert Roland, ein bekannter Sportsmann: Otto Falvay
  • Gaston du Lac, Advokat, sein Freund: Hans Hansen
  • Madeleine Moreau, eine geschiedene Frau: Lisa Lesco
  • Paulette, ihre Tante: Cordy Milowitsch
  • Marjorie Wilkenson, Captain-Girl: Maria Beling
  • Mimi Pompon, eine junge Dame, Gastons Freundin: Sonja Ziemann (alternierend: Traudel Tomasek)
  • Marinelli, Künstler-Agent: Horst Braun (alternierend: Heinz Rohleder)
  • Hotel-Direktor: Percy Werner
  • Nana, ein Zimmermädchen: Ursula Müller
  • Mlle. Pichon, Sekretärin: Karla Löwel

 

Tanz

  • Engel: Nina Slepyan
  • Ein Jüngling / Sklave: Henry van Dyck
  • Zauberer / Scheich: Eduard Böttger
  • Chanel No. 5 / Sklavin: Julia Esbach
  • Kaktus / Sklavenhändler: Else Werdermann

 

 

Premierenchronik

D UA 22. Dezember 1947 Corso-Theater, Berlin (West)

 

 

Inhaltsangabe


"Fingierter Kurzschluß in einem Riviera-Hotel. In diesen dunklen Augenblicken wird ein bekannter Sportsmann in seinem Zimmer von einer leidenschaftlichen Unbekannten besucht. Das Licht geht wieder an, die Frau ist verschwunden. Zurückblieben ein Spitzentüchlein und der Duft des Parfüms Chanel Nr. 5. Der Sportsmann ist entflammt und, bis sich der Vorhang senkt, sucht er die geheimnisvolle Schöne, bis er sie doch findet. Verschiedene Paare können sich in die Arme sinken."

(ohne Namen): Berliner Corco-Theater eröffnet, Uraufführung der Friedrich-Schröder-Operette "Chanel Nr. 5". In: Märkische Volksstimme, Nr. 2/3, 3./4. Januar 1948.

 

 

Kritiken


"In diesem Fall ist die Musik ganz und gar unpersönlich. Zuweilen verlockt sie zum Tanz, zuweilen mutet sie wie Tafelmusik an, unter deren Klängen man behaglich im Restaurant sitzen möchte. Obgleich es schwer genug sein dürfte, sich ihre Melodien überhaupt zu merken, ist es sicher sehr leicht, sie mit einer anderen, ähnlichen, zu verwechseln. Sie sind eben ohne jede eigene Note.

Was die Inszenierung betrifft, so liegt ihr das bekannte ´theatralisch-kulinarische´ Rezept zugrunde: Man nehme... etwas buntschillernde Beleuchtung, viel Seide (da sie ja Mangelware ist) und andere Stoffe, eine gewisse Anzahl von Musterdekorationen und möglichst viel Nacktheit (die in diesem Falle nicht immer einwandfrei ist) - aus all dem wird irgendein szenischer Eintopf zusammengebraut und der Schmaus für den Zuschauer ist fertig.

Operetten gehören bekanntlich auch zum lustigen Repertoire. Aber das, was im ´Corso´ geboten wurde, ruft ein Gefühl unbezwinglicher Langeweile, ja sogar einer grwissen Peinlichkeit hervor. Man ist peinlich berührt und verärgert. Unwillkürlich bedauert man die fähigen Operettenschauspieler, die in diesem Stück auftreten, so Sonja Ziemann mit ihrer unbefangenen Lebensfreudigkeit, ihrer musikalischen Begabung und ihrem Charme, Maria Beling mit ihrem hervorragenden Bühnentemperament, Otto Falvay, diesem auf dem Gebiete des leichten Genres so begabten Sänger, und einige mehr."

Margarita Slutzkaja: Abgeschmacktes Aroma, "Chanel Nr. 5" im Corso-Theater. In: Tägliche Rundschau, 24. Dezember 1947.

 

"Nicht von der Handlung trotz dem großen Fragezeichen, das sie birgt, denn sie ist nicht mit Humor und Situationskomik unterbaut und bietet keine lebhafte Unterhaltung, sondern von der szenischen Umrahmung und Ausstattung berechneten Wirkungen aus, und in dieser Beziehung übertrifft das Corco-Theater alles, was die  Berliner Operette seit dem Kriege hervorgebracht hat. Phantasiereiche Kostümkompositionen (Trude Ulrich) und geschmackvollste Schneiderkunst lieferten Erzeugnisse, die weit über die Qualität eines anspruchsvollen Theaterfundus hinaus den hohen Stand der deutschen Modenindustrie beweisen. Diese Aufführung kommt einem Fest der Farben und ihrer berückend schönen Zusammenstellung gleich, und der künstlerische Eindruck ist um so vollkommener, als Friedrich Schroeders Musik sich erfolgreich bemüht, es an melodisch blühendem Ausdruck dieser Farbenpracht gleichzutun. Seine Musik ist feiner als die von ´Nächte in Shanghai´ und nicht  nur auch sangbar, sondern üppig in der Liederfindung, sei es im lyrischen Duett, sei es im Tanzlied. Ist beispielsweise das Kerzenduett köstlich und originell, so haben wir in ´Es geht ein Engel durch den Raum´ nach langer Zeit wieder einmal einen Schlager, jedoch ist die Bezeichnung Schlager für diese Nummer nicht vornehm genug. Hier ist auch der Platz, die Liedertexte Günther Schwenns zu loben, die diesmal wirklich höheren Ansprüchen genügen. Der Dirigent Franz Marszalek achtet immer und überall auf die feinen Nuancen, an denen die Partitur reicher ist, als die neuere Operettenmusik im allgemeinen von sich behaupten darf."

Alfred Maderno in Der Morgen, zitiert nach: Theater der Zeit, Nr. 1, Januar 1948, Seite 33.

 

"Kaum war im Metropol-Theater die 400. und letzte der ´Nächte in Schanghai´ vorüber, als im neu eröffneten Corso-Theater ´Chanel Nr. 5´ begann. Wieder ist Friedrich Schröder der Komponist. Aber der Duft, den seine neue Partitur ausstrahlt, erinnert weniger an erlesenes französisches Parfüm als vielmehr an simpleres Kölnisches Wasser. Diese Operette bleibt hinten den ´Nächten´ zurück. Die Musik ist farbloser und konventioneller. Was ´Schanghai´ so reizvoll machte: der melodische und rhythmische Humor, die freundliche Selbstverspottung, das prächtige Finale im Stil einer Opernparodie - das alles gibt es nicht in ´Chanel´, von dem hübschen ´Tango erotique´ und dem schwungvollen ´maurischen Ballett´ (Tanzleitung: Spiel-Kölling) abgesehen. [...] 

Sonja Ziemann, die sich immer erfreulicher zur vorzüglichen Soubrette entwickelt, hält vom ersten bis zum letzten Auftritt alles in Atem. Otto Falvay enttäuscht durch die unangenehme Direktheit seines Gesanges. Ihm wie den Chören und vor allem dem dickflüssig musizierenden Orchester (Leitung: Franz Marszalek) bekommt die ungünstige Akustik des großen und hohen Raumes wenig gut."

H.Bt.: "Chanel" ohne Duft, Uraufführung im Corco-Theater. Berliner Zeitung, Nr. 299, 24. Dezember 1947.

 

 

Medien / Publikationen

 

Literatur

  • Ulrich Döge: Lichtburg Berlin. In: Ders.: "Er hat eben das heiße Herz", Der Verleger und Filmunternehmer Karl Wolffsohn. Hamburg: tredition 2016, Seite 359-464.

 

 

Kommentar


Die Uraufführung war zugleich die Wiedereröffnung des teilzerstörten früheren Großkinos "Lichtburg". Der Zuschauerraum besaß mehr als 2000 Plätze.

 

 

Empfohlene Zitierweise


"Chanel No. 5". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 28. Januar 2020.