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Das Cabinet des Doktor Caligari

Musical


Musik von Toni Matheis und Raymund Huber
Text von Wolfgang Sréter
Frei nach Motiven des gleichnamigen Films von Robert Wiene

 


Inszenierung


Österreichische Erstaufführung: 5. Februar 2022
Tiroler Landestheater, Innsbruck, Österreich
 

  • Musikalische Leitung: Hansjörg Sofka
  • Regie: Johannes Reitmeier
  • Bühnenbild und Kostüme: Michael D. Zimmermann
  • Choreografie: Andrea De Majo


Besetzung:

  • Dr. Caligari, Magier: Dale Albright
  • Cesare, das Schauobjekt: Thomas Lichtenecker
  • Jane: Annina Wachter
  • Francis: Andrea De Majo
  • Alan: Florian Granzner / Benjamin Purner
  • Kommissar: Alec Avedissian

 

 

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Andrea De Majo (Francis) und Annina Wachter (Jane)

© Tiroler Landestheater, Innsbruck / Foto: Birgit Gufler

 

 

Premierenchronik

D UA 2. Februar 2001 Südostbayerisches Städtetheater, Landshut
A EA 5. Februar 2022 Tiroler Landestheater, Innsbruck



 

Inhaltsangabe


"In der Stadt geht ein Mörder um, der von seinen Verbrechen nichts weiß, denn er ist das willenlose Werkzeug seines Meisters: Dr. Caligari, Leiter einer Irrenanstalt, hat ihn – Cesare – durch Hypnose gefügig gemacht. Jane, ein junges Mädchen, träumt von der großen Liebe. Zwei junge Männer, Alan und Francis, buhlen um ihre Gunst. Auf dem Jahrmarkt lässt Caligari den hypnotisierten Cesare wahrsagen. ´Bis zum Morgengrauen´, ist die erschreckende Antwort auf Alans Frage, wie lange er noch zu leben habe. Und tatsächlich, am nächsten Morgen ist er tot, erdolcht von Cesare, der den letzten Atemzug des Sterbenden in einem weißen Tütchen auffängt: Caligari braucht diese letzten Atemzüge wie ein Drogenabhängiger seinen Stoff. Am Ende scheint ihm die Luft auszugehen, doch der schon Totgeglaubte gibt sich noch lange nicht geschlagen. Die Welt ist ein vielstimmiges Irrenhaus und Dr. Caligari dessen wahnsinniger Dirigent.

(aus: Presse-Information auf der Website des Tiroler Landestheaters)
 

 

 

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Dale Albright (Dr. Caligari)

© Tiroler Landestheater, Innsbruck / Foto: Birgit Gufler

 

 

Kritiken

 

"Die Dämonen des Krieges suchten Nachkriegsdeutschland in vielerlei Gestalt heim. Ihren prägnantesten Ausdruck fanden sie in den Ausdrucksgestalten der Wiedergänger und Nachtmahre in expressionistischen Filmen wie ´Nosferatu´ und ´Das Cabinet des Doktor Caligari´ - so definiert der deutsche Publizist und Germanist Thomas Medicus die damals noch in den Kinderschuhen steckende Kunstform des Films. In der das kollektive Trauma, das der Erste Weltkrieg hervorrief, in neuer Form verarbeitet und präsentiert wurde. [...]

Die beiden Komponisten Toni Matheis und Raymund Huber mit dem Schriftsteller Wolfgang Sreter konzentrierten sich bei ihrer vor über 20 Jahren verfassten Musicalfassung auf das originale Filmdrehbuch, wobei natürlich Änderungen vorgenommen werden mussten, damit der Stoff für die Bühnendarstellung tauglich wurde.

Die größte Änderung hierbei besteht in der Einführung des Kommissars, gespielt von einem großartig zwielichtig agierenden Alec Avedissian, der die Ermittlungen im Mordfall Alans leitet. Für die Inszenierung zeichnet Intendant Johannes Reitmeier verantwortlich [...].

Unter Leitung von Stefan Politzka erzeugt die 14-köpfige Band Melodien wie einst Kurt Weill. Einem roten Faden gleich ziehen sich dazu die Melodien einer Zirkuskapelle durch das Stück. Nach gut zwei Stunden fällt der Vorhang, kurz ist es mucksmäuschenstill, bevor der lange und donnernde Applaus in den ´Kammerspielen´ beginnt."

Hubert Berger / Linda Parrainer: Ein expressionistisches Grusical, Fulminante Premiere von "Das Cabinet des Doktor Caligari" am Landestheater. In: Krone, 7. Februar 2022.

 

"Dieses Musical verlangt sechs äußerst vielseitige Darsteller, denn in jeder Figur steckt mehr, als man zunächst vermutet. In Innsbruck glänzen Dale Albright als überaus autoritärer und herrlich knarziger Caligari im Vampirlook ebenso wie der Countertenor Thomas Lichtenecker als sein manipuliertes Mordwerkzeug Cesare. Der wird durch die nach dem idealen Liebhaber suchende Jane aus dem Bann des Doktors gezogen.

Annina Wachter setzt mit strahlendem Sopran ebenfalls stimmliche Akzente, ihr roter Pagenkopf tut das auch optisch im konsequent schwarz-weiß gehaltenen Bühnenraum von Michael D. Zimmermann. Blitzschnell kann die Atmosphäre auf der Bühne der Innsbrucker Kammerspiele zwischen Irrenhaus, Jahrmarkt, Friedhof oder Puppenstube wechseln. Zimmermann hat auch die schwarzen, mit phosphoreszierenden Farbakzenten bemalten Kostüme entworfen, die allen Figuren etwas Puppenhaftes geben. Und ´Puppen´ sind ja auch alle im Spiel des Doktors, der im Musical selbst den Kommissar kontrolliert. Alec Avedissian singt und spielt ihn herrlich undurchsichtig, als wollte er eigentlich den Mord an Janes Freund Alan aufklären mit seinem angeblich so engmaschigen, großen Netz.

Johannes Reitmeier macht nicht nur die Leichenschau zur makabren Slapstickszene unter einem weißen Tuch, und sein Choreograf Andrea De Majo hat dafür gesorgt, dass immer alle in Bewegung bleiben. De Majo selbst spielt die Rolle des zweiten Freundes Francis und trägt sowohl darstellerisch als auch durch seine abwechslungsreiche Choreographie zum Gelingen dieses skurril-kurzweiligen Musicalabends mit Tiefgang und Spannung bei."

Franziska Stürz im Musikjournal des Deutschlandfunks, ausgestrahlt am 7. Februar 2022.

 

 

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Thomas Lichtenecker (Cesare) und Annina Wachter (Jane)

© Tiroler Landestheater, Innsbruck / Foto: Birgit Gufler

 

 

Medien / Publikationen

 

Video / DVD

  • "Das Cabinet des Dr. Caligari". Stummfilm von 1920, Universum Film Studio, Regisseur: Robert Wiene. Digital restaurierte Fassung, Murnau Stiftung 2014. (1xDVD) 

 

Literatur

  • Siegfried Kracauer: Von Caligari zu Hitler, Eine psychologische Geschichte des deutschen Films. Übersetzung von Karsten Witte und Ruth Baumgarten. Berlin: Suhrkamp 1984.

 

 

 

Empfohlene Zitierweise


"Das Cabinet des Doktor Caligari" [Innsbruck]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 20. Juli 2022.