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Blutiger Honig

Das Bienenmusical


Musik von Wolfgang Böhmer 
Gesangstext von Thomas Pigor 
Buch von Thomas Pigor und Christoph Swoboda 
Nach einer Idee von Igor P. [d.i. Thomas Pigor]  
Eine Produktion von College of Hearts

 


Inszenierung


Uraufführung: 3. November 1988
Ufa-Fabrik Berlin, Bundesrepublik Deutschland
 

  • Musikalische Leitung: Wolfgang Böhmer
  • Regie: Ensemble
  • Bühnenbild: Cornelia Adis 
  • Kostüme: Lo Urndt
  • Choreographie: Daniele Drobny, Karina Koppenhöfer


Besetzung:

  • Olaf, Drohne: Burkard Wehner
  • Otto, Drohne / Blattlaus / Schleimbeutel: Christoph Swoboda
  • Mademoiselle Zizi, Wespe / Blattlaus / Arbeitsbiene / Bicephalia: Daniele Drobny
  • Eintagsfliege / Arbeitsbiene / Bicephalia: Karina Koppenhöfer
  • Bienenkönigin / Blattlaus / Kellnerassel / Mantis religiosa: Thomas Pigor
  • Oskar, Drohne / Asselino, Oberkellnerassel / Mario Marienkäfer: Wolfgang Böhmer

 

 

Premierenchronik

D UA 3. November 1988 Ufa-Fabrik, Berlin
A EA 21. September 1991 Graumanns Theater, Wien
CH EA 22. Februar 2007 Theater St. Gallen

 

 

Inhalt

 

"Der Geschichte handelt von der Drohne Olaf (Burkard Wehner), die zusammen mit zwei Gefährten, Otto und Oskar (Christoph Swoboda und Wolfgang Böhmer) von der alternden Bienenkönigin (Thomas Pigor) aus dem ausgestorbenen Bienenstock geschmissen wird, um für sie neue Vorräte an Gelee Royale zu suchen. Dieses ist nämlich, wie auch alle andere Nahrung im Stock, aufgebraucht, und Olafs Dienste als  professioneller Eibefruchter werden nicht mehr benötigt. Die drei Drohnen verlieren sich schnell aus den Augen, und der eher schüchterne Olaf lernt eine kleine Eintagsfliege (Karina Koppenhöfer) kennen, die auch sofort nach kurzer Paarung Nachwuchs von ihm erwartet. Trotzdem scheut sich Olaf nicht, der einflußreichen Wespendame Zizi (Daniele Drobny) von der ´Zentralen Bienen-Vermittlung´, einer Art Arbeitsamt, dem Hof zu machen, die ihn dann schnell in die undurchsichtigen Kreise der Insektenunterwelt einführt. Die Machtkämpfe in den dunklen Etablissements drehen sich insbesondere um das von Olaf gesuchte Gelee Royale. Er muß erfahren, daß es sein Freund Otto war, der es nach und nach aus dem Binenstock gestohlen und hier angehäuft hat. Inzwischen macht ihn Zizi mit dem die Sinne wandelnden Gelee Royale so abhängig, daß er die Eintagsfliege mit ihrem gemeinsamen Nachwuchs verstößt und sich selbst in der Unterwelt an die Macht bringen will. Schließlich kommt es im verlassenen Bienenstock zwischen Olaf und Otto zu einem letzten Kampf, wobei Otto in den Stachel der bereits tot am Boden liegenden Bienenkönigin rennt und somit Olaf und seine hintertriebene Zizi allein zurückbleiben und am Ziel ihres Machtstrebens sind."

(aus: D. Plögert/ M. Barricelli: Berlin: Blutiger Honig. In: Das Musical, Die Zeitschrift über Musical, Heft 14, Dezember 1988/Januar 1989, Seite 22.)

 

 

Kritiken

 

"Auf der Bühne der Berliner Ufa-Filmfabrik (eine Künstlerkolonie auf dem alten Ufa-Filmgelände) präsentieren das Tanztheater ´Flammenflug´, bestehend aus zwei jungen Künstlerinnen, und das vierköpfige Musiktheater ´College of Hearts´, das sich schon längere Zeit um die Etablierung eines ´Neuen deutschen Musicals´ bemüht, ihr erstes gemeinsames Musical. ´Blutiger Honig - das Bienenmusical´ nannten sie ihr Stück, das neben den klassischen Musicalkomponenten auch viele Merkmale einer lockeren Satire in sich vereinte, und so mußte wohl jeder enttäuscht gewesen sein, der sich etwa die heile Welt einer ´Biene Maja´ erwartet hatte. [...]

Die Kompositionen dieses ´Bienen´-Musicals stammen aus der Feder von Wolfgang Böhmer. Seine Musiknummern sind zweckmäßig und doch unkonventionell, vom Cha-Cha ´Hallo, Schatz´ über den Choral ´Abendrot´ bis zum swingenden ´Sing in Dur´. Da lohnt sich mitunter das Hinhören, und das kann - bedauerlicherweise immer noch eine Rarität in unserem Lande - dank einer in Eigenregie produzierten Original-Cast-Aufnahme (mit Textbeilage) jeder."

D. Plögert/ M. Barricelli: Berlin: Blutiger Honig. In: Das Musical, Die Zeitschrift über Musical, Heft 14, Dezember 1988/Januar 1989, Seite 22.

 

"Broadway ist überall: Off-Off vom Feinsten präsentiert sich derzeit in der Ufa-Fabrik. Daß die Freie Theaterszene Berührungsängste mit dem showreifen Amüsement hat, ist nur ein Gerücht.

Die sechs Allround-Talente vom College of Hearts sind, wie sie selbst kapriziös anmerken, für ein ganz neues Musiktheater entflammt. So neu ist es aber nicht - schon das Bolschoi Berlin probte den musikalisch-theatralischen Aufstand -, wohl aber originell in der Wahl des Sujets und dessen Bearbeitung: ´Fressen und gefressen werden´ heißt das uralte Motto. [...]

Was sich locker und leicht, alle Anstrengung mühelos vertuschend und mit viel spielerischem Charme hinter dem Insektenspektakel verbirgt, ist eine Parodie auf die Ellenbogengesellschaft des homo erectus. Die Ausstattung tut ihr übriges. Cornelia Adis hat eine honiggelbe Wabenwand konstruiert, die hinter versteckten Tapetentüren überraschende Auftritte ermöglicht. Die Kostüme (Lo Urndt) sind aufwendig und detailverliebt, wie die samtene, mit Gold und Pailletten besetzte Abendrobe der Königin oder die je nach Potenz verschieden gestalteten schwarz-gelb geringelten Hinterteile der Drohnen. Die Bienenarie ´Blutiger Honig´ aber kann sogar zum Ohrwurm der Saison werden."

Nana Brink: Wald-und-Wiesen-Broadway, Ein Bienenmusical von College of Hearts in der Ufa-Fabrik. In: Der Tagesspiegel, 12. November 1988.

 

"Kaum zu glauben, daß am Ende nicht 20, sondern nur sechs Akteure auf der Bühne stehen, Multitalente alle, in vielen Rollen sattelfest und auch noch versierte Instrumentalisten. Daniele Drobny und Karina Koppenhöfer vom Ludwigsburger Tanztheater ´Flammenflug´ sorgen für einen so erfrischenden Wirbel, daß man sie sich auch künftig in dem zum reinen Männerensemble geschrumpften ´College of Hearts´ wünscht.

Im schönsten Ineinander von Szene, Gesang, Tanz und Musik, herrlich kostümiert, gelingt der genialische Seiltanz vom naiven Kindertheater hin zur bitterbösen Farce. Waldemar Bonsels, Schöpfer von ´Biene Maja´, dreht sich im Grabe um, und wir, leicht zynisch lädiert in die Jahre gekommen, erinnern uns noch, daß wir Schuhe partout nur dort kaufen wollten, wo es auch die grünen ´Lurchi´-Hefte gab."

Ronald Glomb: "Blutiger Honig", Vom Kindertheater zur bösen Farce. In: Spandauer Volksblatt, 5. November 1988.

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Blutiger Honig", Das Bienenmusical. College of Hearts, Die Platte zum Stück, aufgenommen im September 1988, Würzburg, Original Cast [Eigenverlag] (1xLP)

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Blutiger Honig" [Berlin]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 28. September 2020.