Big Money
ohne Gattungsbezeichnung
Musik von Thomas Zaufke
Text von Peter Lund
Inszenierung
Uraufführung: 19. März 2011
Badisches Staatstheater (Schauspielhaus), Karlsruhe, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Walter Kiesbauer
- Regie: Peter Lund
- Ausstattung: Ulrike Reinhard
- Choreografie: Andrea Heil
Besetzung:
- Manfred Schneider: Timo Tank
- Rocky Schneider: Robert Besta
- Vera Schneider: Annika Martens
- Renate Czukrovski: Lisa Schlegel
- Claudia van der Weyll: Anna-Magdalena Beetz
- Wendelin Schlüter: Georg Krause
- Minister Währing: Stefan Viering
- Kommissar Steinheim: Gunna Schmidt
- Justitia: Ursula Grossenbacher / Matthias Bauerkamp
Premierenchronik
D | UA | 19. März 2011 | Badisches Staatstheater (Schauspielhaus), Karlsruhe |
Inhaltsangabe
"Big M., der milliardenschwere Unternehmer, feiert seinen Fünfzigsten. Familie, Prominenz und selbst Justitia, die Göttin der Gerechtigkeit, geben sich die Ehre. Zum Höhepunkt ist ein riesiges Feuerwerk geplant. Doch die Lichteffekte stammen vom Blaulicht der anrückenden Polizei, die Steuerfahndung unterbricht das Fest: Big M. in Handschellen - ein katastrophaler Abschluss einer bis dahin glorreichen Zeit.
Rückblende: Die Geschichte eines Unternehmens und die Geschichte einer Familie, aufs engste miteinander verbunden. Das Unternehmen läuft nicht so wie geplant - aber die Öffentlichkeit will geblendet sein, die Banken drängen dem Jungunternehmer die Kredite geradezu auf. Ehefrau, Sekretärin, Bruder - alle spielen mit. Die Blase des imaginären Umsatzes wird immer größer und platzt. Aber bis dahin herrscht Schweigen, denn Big M. schenkt seinem Land viel..."
Inhaltsangabe Litag Theaterverlag, München, 2022.
Kritiken
"Es gibt Hoffnung. Für alle, die vor lauter einfallsloser Compilation Shows schon nicht mehr an das deutsche Musical geglaubt hatten, präsentiert das Badische Staatstheater die bissige Uraufführung eines politischen Musicals, verfasst von den Garanten für freches deutsches Musicaltheater, Peter Lund (Text) und Thomas Zaufke (Musik).
[...] Wie Lund und Zaufke den eigentlich trockenen Stoff in Musik packen, dem Skandal samt polizeilicher Aufarbeitung eine spannende Dramaturgie verpassen, das hat Witz, Stringenz und eine gute Prise genialen Übermuts zum perfekten Handwerk. Stets sitzen die Songs maßgeschneidert in der Handlung und überhöhen sie noch, sie klingen bissig wie Georg Kreisler und jazzig wie Cy Coleman oder John Kander (Walter Kiesbauer steht der siebenköpfigen Band vor). Mal changiert die Klangfarbe ins Bluesige, manchmal nach 'Anatevka', die blonde Justitia bekommt ein laszives Chanson im Marlene-Dietrich-Stil und die Banken bringen ihre Kredite mit einer lieblichen Walzermelodie vorbei.
[...] Peter Lunds elegante Texte sprühen vor Wortwitz, Pointen, mehrfachen Reimen - gesungen wird zwar angemessen, aber eigentlich hätten die vielen Songs richtig gute Musicalstimmen verdient, man hört förmlich die Nuancen, die da noch herauszuholen wären. Dafür brilliert das Karlsruher Schauspielensemble unter Lunds flotter, ironischer Regie als eine Ansammlung bieder-schräger Provinzler mit Großmannssucht."
Angela Reinhardt: Big Money. Freudig in den Steuerbetrug: Ein hervorragendes deutsches Musical. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 148, April/Mai 2011, Seite 12.
"Die Crew des Musicals 'Big Money' sang gleich zu Beginn die Lobeshymnen auf 'Big Manni', der - vielschichtig präsentiert von Timo Tank - in dem Stück von Peter Lund (Regie) und Thomas Zaufke (Musik) den Hauptprotagonisten gibt: 'Solche Männer braucht das Land', tönte es vielstimmig im Chor. Und gleich wurde nachgeschoben, dass 'die Hälfte der Menschen da draußen profitierte'. Ob der Texter des Stücks - etwas schelmisch - wohl auch die Zuschauer der Premiere am Samstagabend damit meinte? Jedenfalls war auch einige Prominenz im Premierenpublikum zu sichten: zwei ehemalige Karlsruher Bürgermeister, einige Stadträte - Spitzen der Wirtschaft.
[...] Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen sei völlig ausgeschlossen, heißt es derweil im ungewohnt umfangreichen Programmheft des Abends. "Echte Anlagebetrüger" würden ja auch nicht singen, lässt die Intendanz gleich in der Einleitung wissen. Die Theatermacher des gleichnamigen Musicals, so liest man augenzwinkernd, täten zwar singen - aber einzig und allein die Lieder des Komponisten Thomas Zaufke. [...] Man durfte vor dem Start des vom scheidenden Schauspielchef Knut Weber in Auftrag gegebenen Musicals mit Spannung erwarten, wie sehr örtliche Prominenz in dem knapp zweieinhalb Stunden langen Stück zu erkennen sein würde. Es kann vorweg genommen werden: sie war zu erkennen, mehr als deutlich."
Stefan Jehle: "Üb immer Treu' und Redlichkeit": "Big Mannis" Betrug im Staatstheater. In: ka-news.de, Online-Nachrichtenmagazin für Karlsruhe, 20. März 2011.
"Musikalisch verarbeitet Thomas Zaufke die verschiedensten musikalischen Genres - von Walzer und Samba über Slow bis Pop. Textlich (Lund) wurden bekannte Sprüche der Musik angepasst, u.a. 'Solche Männer braucht das Land' oder 'Wenn der Fiskus zweimal klingelt', eine lustige Slapstick-Nummer klingen gefällig, doch einen wirklichen Ohrwurm sucht man vergeblich.
[...] Autor Peter Lund, der auch Regie führt, hat diese reelle, fast lokale Betrugsaffäre zu einer universellen und zeitlosen Geschichte umgeschrieben, die zeigt, wie man mit etwas Cleverness und einer Unmenge Unverschämtheit alle Banker, Geschäftsleute und Politiker übers Ohr hauen kann. Wie Justitia sucht man aber vergeblich nach Mannis Beweggründen. Im Stück scheint er eher derjenige zu sein, der die Vorschläge seiner Mitarbeiter in Taten umsetzt, als der geniale Betrüger, der mit seinen Ideen eine ganze Region an der Nase herum führte. Die spezifischen Elemente des Schwindels wurden geglättet oder weggelassen, so dass jeder Zuschauer etwas mit dem Musical anfangen kann. Etliche Längen sind nicht zu übersehen, und es fehlt stellenweise die Ironie, mit der das Musical auf Distanz zur Realität gehen kann."
Christian Spielmann: Solche Männer braucht das Land. Uraufführung "Big Money" am Badischen Staatstheater Karlsruhe. In: blickpunkt musical, Ausgabe 52, Nr. 03/2011, Mai - Juni 2011, Seite 60-61.
Kommentar
"Big Money" war eine Auftragsarbeit des Badischen Staatstheaters,
Empfohlene Zitierweise
"Big Money". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 28. März 2024.