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Der Besuch der alten Dame

Musical


Musik von Moritz Schneider, Michael Reed
Musical Arrangements von Michael Reed
Orchestrierung von Michael Reed, Roy Moore, Martin Gellner
Buch von Christian Struppeck 
Liedtexte von Wolfgang Hofer
Basierend auf dem gleichnamigen Schauspiel von Friedrich Dürrenmatt

 

 

Inszenierung


Deutschsprachige Erstaufführung: 22. Juli 2022
Freilichtspiele Tecklenburg, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Tjaard Kirsch
  • Regie: Ulrich Wiggers
  • Choreografie: Bart De Clerque
  • Kostüm: Karin Alberti
  • Bühnenbild: Jens Janke

 

Besetzung:  

  • Claire Zachanassian: Masha Karell
  • Alfred Ill: Thomas Borchert
  • Mathilde Ill: Navina Heyne
  • Matthias Richter, Bürgermeister: Martin Pasching
  • Klaus Brandstetter, Lehrer: Alexander di Capri
  • Johannes Reitenberg, Pfarrer: Benjamin Eberling
  • Gerhard Lang, Polizist: Andreas Goebel
  • Loby: Jochen Schmidtke
  • Toby: Michael B. Sattler
  • Roby: Andrew Chadwick
  • Die junge Claire: Katia Bischoff
  • Der junge Alfred: Fabio Diso
  • Lena: Lasarah Sattler

 

  • Ensemble: Jan Altenbockum, Jürgen Brehm, Lukas Haiser, Zoltan Fekete, Mathias Meffert, Julian Schier, Tamara Peters, Dominique Aref, Jennifer Kohl, Esther Larissa Lach, Lara Schitto, Birgit Widmann

 

 

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V.l.n.r.: Fabio Diso und Thomas Borchert als Alfred Ill, Masha Karell und Katia Bischoff als Claire Zachanassian

© Freilichtspiele Tecklenburg / Foto: Holger Bulk

 

 

Premierenchronik

CH UA 16. Juli 2013 Thuner Seespiele, Thun
A EA 19. Februar 2014 Ronacher, Wien
D EA 22. Juli 2022  Freilichtspiele Tecklenburg

 

 

 

Inhaltsangabe


"Nach 45 Jahren kehrt Claire Zachanassian in ihr verarmtes Heimatdorf Güllen zurück, das sie damals als gedemütigte Klara Wäscher verlassen hat. Die inzwischen steinreich gewordene ´Besucherin´ verspricht Abhilfe, wenn die Einwohner den Krämer Alfred Ill töten, der sie damals geschwängert hat, die Vaterschaft aber leugnete und sie verstieß. Nach anfänglichem Entsetzen über dieses unmoralische Angebot bröckelt der Widerstand in der Gemeinde aber zusehends..."

(aus: Rolf-Ruediger Hamacher: Der Besuch der alten Dame, Die Musicalversion kann dem Theaterklassiker nicht das Wasser reichen. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 215, Oktober/November 2022, Seite 26-27)

 

 

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Andreas Goebel (Gerhard Lang), Thomas Borchert (Alfred Ill)

© Freilichtspiele Tecklenburg / Foto: Stephan Drewianka

 

 

Kritiken

 
"Die Musik von ´Der Besuch der alten Dame´ lässt sich am besten mit einem Wort beschreiben: bombastisch. Bereits bei der Overtüre schmettert das Orchester mit voller Wucht los. Die Show ist voll von großen Chor-Nummern, die wie geschaffen sind für eine Inszenierung in Tecklenburg mit seinem riesigen Ensemble, sowie von wunderschönen Duetten für Claire und Alfred. Moritz Schneider und Michael Reed haben mit einem ganz eigenen Musikstil eine Partitur geschaffen, die viel mit Leitmotiven spielt und die Charaktere und die Handlung der Show sehr gut illustriert. Der Stimmungswechsel beispielsweise vom luftig-leichten und ironischen ´Sie ist seltsam´ zum treibend beängstigenden ´Ungeheuerlich´ mit seinen Posaunen, die wie die Ankündigung des Weltuntergangs wirken, ist ganz großes Musiktheater. [...]

Die Texte hingegen sind von ziemlich wechselnder Güte. Oft sehr gelungen in den Soli und den Ensemble-Nummern, sind sie hingegen in den Duetten häufig platt und vorhersehbar. [...]

Mit ´Der Besuch der alten Dame´ ist den Tecklenburger Festspielen eine glanzvolle Rückkehr nach der Zwangspause gelungen. In einem Interview mit der musicalzentrale zu seiner Inszenierung sagte Ulrich Wiggers, dass er die Handlung wie von Dürrenmatt vorgesehen in der Gegenwart spielen lasse und er der Meinung sei, dass die Geschichte auch heute noch von großer Aktualität ist. Die Entscheidung, welche die Bürger Güllens treffen müssen, ist eine Entscheidung, der wir uns mit Blick auf die weltpolitische Lage auch immer wieder stellen müssen. Die Schlussszene in Tecklenburg zeigt die Bürger Güllens wie sie ihre Geldscheine zusammenraffen und zählen. Zufrieden sehen sie dabei nicht aus und sie stehen alle für sich allein da. Diesem Bild ist wohl nichts mehr hinzuzufügen."

Frank Guevara Pérez: Der Besuch der alten Dame, Im Namen der Gerechtigkeit. In: Online-Portal "musicalzentrale.de", ohne Datum.

 

"Warum das Musical ´Der Besuch der alten Dame´ erst neun Jahre nach seiner Uraufführung den Weg nach Deutschland gefunden hat, obwohl die literarische Vorlage hierzulande Oberstufen-Pflichtlektüre ist, darüber lässt sich nur spekulieren. Vielleicht halten manche Intendanten die Vorlage für zu düster, um sie ihrem mehr auf Unterhaltung eingestellten Musicalpublikum zuzumuten. Vielleicht haben sie aber auch erkannt, dass Reeds und Schneiders Kompositionen nicht jenen musikalischen Atem haben, um einen ganzen Abend zu tragen - zumal man mit keiner Melodie im Ohr nach Hause geht. Dafür verfolgen einen geradezu die unerträglichen ´Reim-dich-oder-ich-fress-dich´-Liedtexte von Wolfgang Hofer (´...streich ihr zärtlich übers Haar - unsere Stadt braucht wieder Kaviar´), die auch Christian Struppecks, sich relativ eng an die Vorlage haltendes, Libretto nicht neutralisieren kann. [...]

Die geplante Verpflichtung von Pia Douwes signalisiert ja schon, dass das Musical mit der Besetzung der Titelrolle steht und fällt. Doch für Masha Karell scheint diese Rolle eine Nummer zu groß. Sie schafft es leider nicht, die Zerrissenheit ihres Charakters zwischen verletzter Seele und unbarmherziger Rachegöttin schauspielerisch immer überzeugend über die Rampe zu bringen. Und gesanglich lässt sie ihren Mezzosopran allzu oft zu angestrengtem ´Belten´ verkommen. Geradezu ´schmerzhaft´ wird das, wenn sie im zweiten Akt mit ´Die Welt gehört mir!´ gegen das wie immer großartig aufspielende Live-Orchester [...] anschreit. Und wenn im Schlussduett mit Alfred (´Liebe endet nie´) der Liedtext Versöhnung andeutet, das Libretto aber mit einem ´Niemals´ dazwischengrätscht, dann verspielt sie mit ihrem laienhaft wirkenden Gefühlsausbruch auch die letztmögliche Empathie für ihre Rolle und Darstellung.

Offensichtlich hat Ulrich Wiggers dieses Manko erkannt und baut den durch viele Musicalhauptrollen gestählten Thomas Borchert immer mehr zur heimlichen Hauptfigur des Stücks aus. Glaubhaft wandelt Alfred sich vom rückgradlosen Karrieristen zum erbärmlichen Schwächling, um sich dann im Finale mit seinem geschmeidig-wuchtigen Bariton doch noch zu seiner Schuld zu bekennen."

Rolf-Ruediger Hamacher: Der Besuch der alten Dame, Die Musicalversion kann dem Theaterklassiker nicht das Wasser reichen. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 215, Oktober/November 2022, Seite 26-27.

 

"Für 2020 sicherten sich die Freilichtspiele Tecklenburg die Rechte an der deutschen Erstaufführung des Musicals, bei dem nach Wien wieder Pia Douwes die alte Dame spielen sollte. Doch die zweimalige Verschiebung durch Corona bedingte eine Neubesetzung der Titelrolle mit Masha Karell, die in Thun und Wien unter der Regie von Andreas Gergen Alfreds Ehefrau Mathilde Ill und als Cover bereits Claire Zachanassian verkörperte. [...] [Sie verkörpert] unter der Regie von Ulrich Wiggers stimmstark, würdevoll und mit unglaublicher Bühnenpräsenz den unnahbaren Racheengel, der für Geld Gerechtigkeit kaufen will und Güllen vor Augen führt, dass Gier und falsche Moral aus jedem rechtschaffenden Menschen einen Mörder machen können. Selbst Polizei, Politik, Bildung und Religion können den Sog nach Wohlstand nicht widerstehen und laden die Schuld schließlich auf sich, die Claire bei Alfred gesühnt sehen will, wobei die augenscheinlich wiederhergestellte Gerechtigkeit schlussendlich hohl und bedeutungslos bleibt. [...]

Neben ´Gute-Laune´-Musicals wie ´Sister Act´ beweist die deutsche Erstaufführung von ´Der Besuch der alten Dame´ in Tecklenburg, wie perfekt auch ein Drama-Musical unterhalten kann, wenn man sich als Zuschauer darauf einlassen möchte. Der brandende Beifall des Premierenpublikums bewies völlig zu Recht, dass der Mut, einen ´schweren´ Stoff auf die Bühne zu bringen, immer noch hochgeschätzt wird."

Stephan Drewianka: Die Welt gehört ihr, doch Geld allein macht nicht glücklich!, Deutschland-Premiere von "Der Besuch der alten Dame" bei den Freilichtspielen Tecklenburg. In: blickpunkt musical, Ausgabe 119 (05/2022), Seite 6-8.

 

 

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vorn: Andreas Goebel (Gerhard Lang), Martin Pasching (Matthias Richter), im Hintergrund: Ensemble 

© Freilichtspiele Tecklenburg / Foto: Stephan Drewianka



Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Der Besuch der alten Dame". Das Musical, Original Wien Cast, Gesamtaufnahme live, Ronacher 2014, Hitsquad. (2xCD)

 

Literatur

  • Alfred Dürrenmatt: Der Besuch der alten Dame. Tragische Komödie. Zürich: Diogenes 2020.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Der Besuch der alten Dame" [Tecklenburg]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 26. Oktober 2022.