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Bankers Opera

Eine Revue


Musik von Willy Siebert
Text und Songs von Volker Kühn

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 9. April 1998
Düsseldorf, Schauspielhaus, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Einstudierung: Klaus-Lothar Peters
  • Regie: Anna Badora
  • Bühne: Florian Etti
  • Kostüme: Ursula Welter
  • Choreographie: Dieter Gackstetter

 

Besetzung:  

  • MacHeath, genannt MacHai: Klaus Schreiber
  • Polly, seine Frau: Anke Schubert
  • Filz, Gangster: Marcus Kiepe
  • Münz-Mathias, Gangster: Andreas Ebert
  • Luck Lusche, Gangster: Moritz Dürr
  • Karate-Karl, Gangster: Franz Xaver Zach
  • Charly Murx, Gangster: Peter Harting
  • J. W. Peachum, genannt Daddy John: Wolfgang Reinbacher
  • Jenny Diver, Hausangestellte: Hanna Seiffert
  • Dolly Trull: Myriam Schröder
  • Rudi Schmier, Journalist: Jost Grix
  • Franz-Josef Schmidt, Politiker: Peter Siegenthaler
  • Turn, Banker: Thomas Wittmann
  • Raffke, Banker: Winfried Küppers
  • Kropp, Banker: Stèphane Maeder
  • Pfarrer: Peter Siegenthaler
  • Sicherheitsbeamter: Thomas Wittmann / Stèphane Maeder
  • Kulturdezernent: Winfried Küppers
  • Dusty Angel, Bote: Jost Grix
  • Scharfrichter: Stèphane Maeder
  • Banker: Peter Siegenthaler / Stèphane Maeder
  • Beamter: Winfried Küppers
  • Die Dollies, Dolly's Dance-Group: Jennifer Caron / Bianca Hein / Torben Keßler / Guido Mehringer / Maria Michala / Gisa Schmidt / Susanne Schmidt / Bettina Schultze-Bisping / Sabine Schwietz / Thomas Winter / Frank Wöhrmann
  • The Roaring Sharks: Till Brandt / Uwe Ecker / Angelika Niescier // Matthew Rouse / Klaus-Lothar Peters
  • Dolly Rap: Matthew Rouse / Hans-Jürgen Becker

 

 

 

Premierenchronik

D UA 9. April 1998 Schauspielhaus, Düsseldorf

 

 

 

Inhaltsangabe


"Gestatten, MacHai. Früher hieß er mal MacHeath, in John Gays 'Beggar's opera", später dann Mackie Messer, in Brechts 'Dreigroschenoper'. Wo die endet, beginnt die 'Bankers Opera' von Volker Kühn [...] . Ein Bankier hat den Straßenräuber abgelöst. Und fortan wird mit Börsenkursen statt mit dem Brecheisen hantiert, mit Synergieeffekten statt mit dem Schlagring. Denn 'unsere Arbeitsweisen sind veraltet', klärt MacHeath seine Kumpanen auf: 'Aktien sind die Totschläger der Gegenwart'.

Eben noch hat er seinen Kopf aus der Schlinge ziehen können, da lockt schon wieder das große Geld. Ein Lottogewinn macht's möglich. Der beschert dem gewieften Gangster ein paar Millionen und flugs wird aus McHeath Mac-Hai, der Bankinhaber. Schnell hat MacHai [...] die Ganoven-Kluft gegen den feinen Zwirn getauscht und schickt seine Gehilfen zum Management-Training. Wie im Aerobic-Kurs gibt die Vorturnerin die Kommandos: Immer nur lächeln, wir sind gut drauf - und doch mehr Schein als Sein. MacHai beherrscht diese Gesetze des Marktes bestens. Und so korrumpiert er sie alle, die Ehefrau, die sich vom blonden Dummchen zur brünetten Bankiers-Gattin im Kostüm wandelt, den für kleine Geschenke empfänglichen Politiker und den Schwiegervater, auf dessen Werftgelände MacHai einen Freizeitpark errichten will. [...] Nur eine durchschaut das falsche Spiel, die Hausangestellte Jenny Driver [...]. die noch stark an Brechts Spelunken-Jenny erinnert, und die den tiefen Sturz des Aufsteigers kommen sieht. [...] Denn MacHai und seine Gehilfen [...] haben ihre Lektion schnell gelernt, müssen dennoch immer und immer wieder über den Verlust von Human-Kapital parlieren [....]. Umso überraschender dann die Wende. Gerade noch wird mit viel Tamtam der 'Euro-Mega-Gaudi-Park' eröffnet, da deckt MacHais Gattin - warum auch immer - den Schwindel auf. MacHai ist ruiniert."

Anja Luckas: Ganoven hantieren mit Bilanzen statt Brecheisen. Uraufführung der "Bankers Opera" in Düsseldorf. In: Westfälische Rundschau, RKult, 14. April 1998.

 

 

Kritiken

 
"Denn viel zu lang, fast krampfhaft hält sich die Inszenierung mit dem Aufstieg des kleinen Ganoven zum korrupten Finanzhai auf, ohne daß sich die Figuren tatsächlich noch entwickeln würden. [...] Wie sagt MacHai noch: 'Die Marktwirtschaft frißt ihre Gründer'. Nur schade, daß diesem Hai der richtige Biß und der Inszenierung die nötige Unverkrampftheit fehlte. So gab es nach der Premiere aufmunternden Beifall für die Darsteller, aber Buh-Rufe für die Regisseurin."

Anja Luckas: Ganoven hantieren mit Bilanzen statt Brecheisen. Uraufführung der "Bankers Opera" in Düsseldorf. In: Westfälische Rundschau, RKult, 14. April 1998.

 

"Wer gegen Mittag in der Düsseldorfer City zu tun hat, muß sich auf einen Slalomlauf um schweinslederne Aktenköfferchen gefaßt machen, gemustert von durchgestylten Typen beim Business Lunch und angefeuert vom Piepkonzert ihrer Handys. Insofern hätte der Ort für die Uraufführung von Volker Kühns 'Bankers Opera', das Düsseldorfer Schauspielhaus, kaum besser gewählt sein können. Volker Kühn hat John Gays 'Beggars Opera' (1728), die auch Bertolt Brecht in seiner Dreigroschenoper verwurstet hat, weiter durch den Fleischwolf gedreht. [...] Eine fünfköpfige Band (Musik: Willy Siebert) verquirlt dazu mit Drive Jazz, Volkslieder, Klassik und Varieté-Geklimper.Kühn hat eine Revue abgeliefert. Da wird locker leicht gespielt, mit großem Aufgebot getanzt, gesungen und gleichzeitig alles satirisch vorgeführt, was Lieschen Müller sich unter dem Big Business vorstellt.

[...] Obwohl sich die Handlung überstürzt, wirkt all das ziemlich bald ermüdend, weil letztlich nur ein Klischee an das andere gereiht wird. Regisseurin Anna Badora hätte mehr aus der Vorlage herauskitzeln müssen. Klaus Schreiber als MacHai hat den immer gleichen Habitus und wirkt ziemlich angestrengt. Als er 'Oben ist die Luft sehr dünn' singend über die Lehnen der Zuschauersitze turnt, drückt sich Anke Schubert, auch sonst eine blondiert-blasse Polly, minutenlang so nutz- und hilflos auf der Bühne herum, daß es schon wieder komisch ist. Es geht auch anders: zum Beispiel als der wichtigtuerische Kulturdezernent bei seiner Rede durch eine Kleinigkeit demontiert wird: Das 20 Zentimeter zu hoch stehende Mikrofon läßt ihn aussehen wie ein Fisch, der nach Luft schnappt. Gerade am Ende werden solche Details aber erschlagen von der grellen Mega-Gaudi auf der Bühne."

Silke Schnettler: Lieschen Müllers Kapitalismus. In: Berliner Zeitung, 14. April 1998.

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Bankers Opera". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 17. August 2025.