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Applaus (Applause)

Musical


Musik von Charles Strouse 
Buch von Betty Comden und Adolph Greene 
Songtexte von Lee Adams
Deutsche Fassung von Klaus-Peter Bauer und Karl Vibach

 


Inszenierung


Deutschsprachige Erstaufführung: 26. April 1975
Theater Lübeck, Bundesrepublik Deutschland
 

  • Regie: Karl Vibach
  • Regie-Mitarbeit: Klaus-Peter Bauer
  • Musikalische Leitung: Wolfgang Peters
  • Bühne: Ekkehard Kröhn
  • Kostüme: Ilse Marianne Wittneben
  • Choreographie: John Grant
  • Chöre: Ludwig de Ridder


Besetzung:

  • Margo Channing: Nadja Tiller
  • Eve Harrington: Waltraud Hellmann
  • Howard Benedict, Theaterproduzent: Egon Reimers
  • Bill Sampson, Regisseur: Rainer Luxem
  • Frank Richards, Autor: Dietrich Neumann
  • Karen Richards, seine Frau: Marianne Schubart
  • Juan Fox, Maskenbildner: Otto Sawicki
  • Peter, Agent: Jörg Nagel
  • Dr. Roberts, Rechtsberater: Günther Mönch
  • Stan Harding, Columnist: Edgar Marcus
  • Bonnie: Angelica Draac
  • Gypsies: Katharina Engels, Christine Rahlf, Dagmar Tass, Georg Kremer  und Uwe Menzel
  • Bert, Inspizient: Bertold Schirm
  • Ein Fernsehregisseur: Karlheinz Lemken
  • Ein Scriptgirl: Christiane Stolte
  • Die Tony-Verleihung in der Vorstellung nahm vor: Walter Giller

 

 

Premierenchronik

USA UA 30. März 1970 Palace Theatre, New York
GB EA 16. November 1972 Her Majesty's Theatre, London
D Dspr. EA 26. April 1975 Theater Lübeck

 

 

Inhalt


"1. Akt.

1. Szene. Wieder einmal ist es soweit. Der berühmte ´Tony-Award´, ein Preis, den die Schauspielerin Antoinette Perry stiftete, wird verliehen. Dabei überreicht ein prominenter Schauspieler die begehrte Medaille dem Ausgezeichneten. Diesmal soll Margo Channing, der gefeierte Broadway-Star, den Preis dem Jahresbesten überreichen. Sie öffnet also das verschlossene Briefkuvert, und der Name, den sie nun vorzulesen hat, trifft sie wie ein Donnerschlag. Ausgerechnet Eve Harrington hat den Preis gewonnen, ein junges Mädchen, das in ihrem Leben eine entscheidende Rolle gespielt hat. Margo ist einer Ohnmacht nah.

2. Szene. Rückblende. Unmittelbar nach Margos erfolgreicher Premiere - eineinhalb Jahre vor der vorausgegangenen Szene - ist ihre Garderobe mit Blumen und Premierenbesuchern überfüllt, die sie mit dem berühmten New Yorker ´small talk´ zum Erfolg beglückwünschen. Unter den Gästen befinden sich auch der Produzent Howard Benedict, der Schriftsteller Frank Richards, Margos Maskenbildner Juan Fox und auch Margos Regisseur und Liebhaber, Bill Sampson, der jedoch schon auf dem Sprung nach Rom ist, weil er dort einen Film zu drehen hat. Margo beklagt sich bei dem Schriftsteller Frank Richards, daß sie mit ihren 40 Jahren in seinem Stück eine viel jüngere Frau darzustellen habe. Frank beschwichtigt sie, weil das Stück dank der Persönlichkeit der Hauptdarstellerin ein Riesenerfolg war, und lobt ihre schauspielerische Potenz. An der Garderobentür wartet eine kleine, unbekannte Provinzschauspielerin, die dem Star spontan gratulieren möchte. Margo lädt sie großzügig ein, in die Garderobe zu kommen. Das kleine Fräulein heißt Eve Harrington: Eve darf in ihrer einfachen Kleidung in der Garderobe des Stars einen Blick hinter die Kulissen werfen. Bevor sich Bill von Margo verabschiedet, fragt er sie, ob sie ihn heiraten will, wenn er aus Rom zurück ist. Margos Gäste verabschieden sich ebenfalls, weil sie auf der Premierenfeier erwartet werden. Aber Margo hat plötzlich keine Lust mehr, dort hin zu gehen, und beschließt, gemeinsam mit dem unbekannten Fräulein Eve und ihrem Maskenbildner eine Discothek aufzusuchen.

3. Szene. Als Margo, Eve und Juan die Bar betreten, geraten sie sofort mitten in eine tanzende Menge, die den großen Star erkennt. Nach kurzem Zögern tanzt und feiert Margo mit den Disco-Dancers bis zum frühen Morgen.

4. Szene. Margo ist nicht auf die Premierenfeier gegangen. Sie hat Eve und Juan nach Hause eingeladen. Während sich Margo umzieht, erfahren die drei durch einen Anruf von Frank Richards, daß das Stück in den Kritiken sehr gut angekommen sei und für Margo ein voller Erfolg wurde. Ihr Maskenbildner Juan meint lachend, nun könne er sich endlich den geliebten ´Pelzfummel´ kaufen und verabschiedet sich. Eve ist glücklich, daß sie noch bleiben darf und schaltet den Fernseher ein. Auf dem Bildschirm erscheint ein alter Film mit Margo, den sie mit 19 Jahren drehte. Eve demonstriert, daß sie alle Filme von Margo kennt und zitiert einige Textbeispiele aus dem laufenden Film. Margo ist jedoch von ihrer Premiere erschöpft und zieht sich in ihr Schlafzimmer zurück. Eve aber kann nicht schlafen, sie nimmt Margos ´Tony´ in die Hände und schaut ihn lange und andächtig an.

5. Szene. Vier Monate später. In Margos Garderobe haben sich Howard, ihr Agent, Peter, ihr Rechtsanwalt Bob und der Autor Frank Richards eingefunden. Ihre Gemüter sind erregt, denn Margo hat es sich in den Kopf gesetzt, zu ihrem Bill nach Rom zu fliegen, da dessen Filmprojekt sich unerwartet auch über die Weihnachtsfeiertage hinstrecken wird. Margo betritt mit ihrer unentbehrlich gewordenen Eve die Garderobe und ist zunächst nicht bereit, sich von ihren Plänen abbringen zu lassen. Der sanft argumentierenden Eve jedoch gelingt es, ihr die Reise auszureden. Damit hat Eve das Interesse des Produzenten auf sich gezogen, und als sie später allein in der Garderobe zurückbleibt, lädt er sie zum Essen in das Künstlerlokal ´Joe Allen's Tavern´ ein.

6. Szene. Joe Allen's Taverne ist ein typisches Künstlerlokal, wo nach der Vorstellung Sänger und Tänzer einer Broadway-Show gemütlich zusammensitzen. Dort werden Eve und Howard von den anwesenden ´Gypsies´ erkannt und stürmisch gefeiert. Die junge Musicaldarstellerin Bonnie, die für ein geringes Honorar auftritt und auf ihre große Chance wartet, singt ihren APPLAUS-Song. Eve erfährt in Joe Allen's Taverne auch von der Notwendigkeit einer zweiten Besetzung, denn ein Broadway-Star muß im Falle einer Erkrankung oder Verhinderung jederzeit ersetzbar sein. Sie bringt dabei ihren Herzenswunsch so geschickt an, daß Howard bereits in Erwägung zieht, ob nicht vielleicht Eve diese Zweitbesetzung sein könnte. Eve wehrt diesen Gedanken zunächst ab und läßt sich von den ´Gypsies´ die allgemeine Situation am Theater erklären.

7. Szene. Margo liegt noch in ihrem Himmelbett in tiefem Schlaf, als das Telefon läutet. Sie ist überglücklich, Bills Stimme aus Rom zu hören. Sie wünscht ihm zum Geburstag alles Gute. Es stimmt sie allerdings nachdenklich, als sie hören muß, das Eve mit Bill brieflichen Kontakt hat und ihn über alle Vorgänge in New York informiert. Auch der Anruf bei Bill in Rom war von Eve arrangiert. Die Vorfreude über ein baldiges Wiedersehen mit ihm und das Versprechen zu seiner Rückkehr eine Party zu geben, lassen ihre Bedenken schwinden, daß dieses Fräulein Eve sich zu sehr in ihr Privatleben einmischt.

8. Szene. Margo beschließt, die Rückkehr von Bill mit einer großen Party zu feiern. Die ganze ´Society´ ist eingeladen. Ein berühmtes ´Party-Spielchen´ soll gespielt werden. Durch Zufall gerät Eve mit Bill in eine verfängliche Situation. Margo ist rasend vor Eifersucht, da sie das Gefühl hat, Eve will ihr ihren Liebhaber ausspannen. Margo betrinkt sich sinnlos und vergißt alle gesellschaftlichen Spielregeln. Sie beleidigt ihre Gäste und benimmt sich absolut unerträglich. Die Gäste ziehen sich entsetzt zurück, und Eve ist scheinbar der schuldlose Engel, aber instinktiv erkennt Margo, daß diese harmlose, kleine Eve gefährlich ist. Diese möchte nämlich Margos Zweitbesetzung werden und hat bereits in Howard und Frank ein paar Verbündete gefunden. Margos blinde Wut und ihre Trunkenheit hindern sie daran, dieses Fräulein Eve in ihre Schranken zu weisen. Sie kippt mehrere doppelte Martinis und verliert die Kontrolle. Die letzten Gäste verlassen fluchtartig das Haus. Die New Yorker Theaterwelt hat einen kleinen Skandal.

9. Szene. Auf der Bühne im Theater hat Eve endlich die ersehnte Chance bekommen und spricht als Zweitbesetzung für Margos Rolle vor. Die anwesenden Freunde Margos sind begeistert, und Eve bekommt die Rolle. Margo sollte dem Vorsprechen beiwohnen, verspätet sich aber und ist außer sich, als sie erfährt, daß man ihre Rolle mit Eve besetzt hat, ohne sie zu fragen. Zum erstenmal greift sie Eve vor allen Leuten an, verliert die Beherrschung und überschüttet sie mit beleidigenden Vorwürfen. Der Produzent, der Autor und dessen Frau und selbst Bill verlassen fluchtartig die Bühne. Selbst Eve ist erschüttert und erklärt zaghaft, daß sie selbstverständlich auf die Rolle verzichten würde, weil sie nicht ahnen konnte, daß sich Margo dies so zu Herzen nehmen würde. Margo aber macht klar, daß das Leben im Theater nun einmal brutal und rücksichtslos sei. Wer vorwärts kommen will, müsse über Leichen gehen. Mit dem Song ´Komm' nur zum Theater´ zeichnet sie der jungen Kollegin ein anschauliches Bild des Existenzkampfes hinter den Kulissen.

2. Akt.

1. Szene. Die Auseinandersetzung im Theater hat Margo veranlaßt, zu Karen und Frank aufs Land nach Connecticut zu fahren, um einen Tag auszuspannen. Sie ahnt nicht, daß die Einladung von Karen dazu benutzt wurde, um Eve die Chance zu geben, Margos Rolle zu übernehmen. Karen sorgt dafür, daß das Auto nicht fahrbereit ist und Margo den einzigen Zug nach New York nicht bekommt. Der Broadway-Star sitzt abgeschnitten von der Welt in der verschneiten Winterlandschaft fest. Wie durch einen Zufall taucht ihre Konkurrentin in New York im Theater auf und übernimmt als ´rettender Engel´ die Hauptrolle.

2. Szene. In Margos Garderobe. Nach der erfolgreichen Vorstellung ist Eve der Star. Bill kommt als einer der ersten, um ihr zu dem persönlichen Erfolg zu gratulieren. Eve versucht, ihn auch für eine private Beziehung zu gewinnen, doch Bill entzieht sich geschickt ihren Absichten. Enttäuscht und wütend über diese Niederlage, wirft sich Eve dem Produzenten Howard an den Hals, und beide beschließen, den Erfolg in ´Joe Allen's Taverne´ zu feiern. Bert, der Eve eigentlich am meisten geholfen hat, die Rolle zu erlernen, läßt sie eiskalt fallen.

3. Szene. Niemand weiß, wieso ausgerechnet an diesem Abend die ganze New Yorker Presse in der Vorstellung war, um Eve Harrington zu sehen. Eve erklärt in einem Interview, daß sie nach  wie vor Margo Channing bewundere und verehre, spielt aber deutlich darauf an, daß Margo eigentlich für ihre Rolle schon zu alt sein. Eve wirkt hochnäsig und arrogant. Die andere Gypsies bermerken das sehr wohl. Eve verläßt mit dem Produzenten und den Journalisten das gemütliche Lokal, um in irgendeiner teuren Bar weiterzufeiern. Juan Fox, Margos treuer Maskenbildner, macht seinem Ärger über die ehrgeizige Rivalin Luft. Er hat von Anfang an erkannt, daß dieses Unschuldslamm in Wirklichkeit ein Raubtier ist.

4. Szene. Am Morgen nach der Unglücksnacht muß Margo, die unausgeschlafen und verärgert nach dem ländlichen Abenteuer in ihrer Wohnung ankommt, einen Werbespot für eine Kaffeefirma drehen. Das strahlende Margo-Channing-Lächeln will ihr jedoch diesmal vor der Kamera nicht gelingen, sehr zum Unmut der Filmleute, die langsam nervös werden. Margo hat nämlich die Kritiken gelesen und auch die Interviews, in denen  die Journalisten ganz unverholen auf ihr Alter und ihre schwindende Schönheit anspielen. Margo ist sehr deprimiert, als Bill kommt und sie tröstet. Sie fragt Bill, ob er sie heiraten möchte. Aber Bill weiß zu gut, daß Margo kein Typ für eine Ehefrau ist, denn sie ist zu allererst mit ihrem Beruf verheiratet.

5. Szene. Zwei Wochen später trifft Eve abends nach der Vorstellung auf der Bühne mit Bert zusammen. Er fragt, was sie suche, und sie gibt fadenscheinig an, ihren Schminkkoffer damals vergessen zu haben. Bert erkennt, daß ihr Erscheinen einen anderen Grund hat, und gibt ihr zu verstehen, daß es von ihr nicht richtig ist, erst mit Bill etwas anzufangen und gleich anschließend Frank den Kopf zu verdrehen. Eve bezichtigt ihn der Lüge, aber da trifft Frank auch schon ein. Es stellt sich heraus, daß Frank sein neues Stück nicht mehr für Margo, sondern bereits für Eve schreibt. Er hat auch ein kleines Apartement gemietet, wo sich die beiden ohne Wissen von Ehefrau Karen treffen wollen, um angeblich über die neue Rolle zu sprechen. Frank hat wirklich den Kopf verloren.

Howard, der die ganze Szene vom Zuschauerraum aus verfolgte, sagt Eve auf den Kopf zu, daß er sie durchschaut habe und daß die ganze rührselige Geschichte ihres Lebens nur dazu diente, um sich Eintritt in Margos Leben zu verschaffen. Howard gibt Eve unverblühmt zu verstehen, daß er der einzige sei, der ihr den Platz an der Spitze verschaffen kann. Er verlangt, daß sie Frank aufgibt und zu ihm kommt.

6. Szene. In ihrer Garderobe erfährt Margo, daß Eve der Star in dem neuen Stück von Frank werden soll, und zwar alleine aus dem Grunde, weil sie seine Geliebte ist. Während sie verzweifelt versucht, mit Hilfe ihres Anwalts Einspruch zu erheben, erscheint Karen. Sie beichtet Margo, daß sie damals im Landhaus durch einen Trick erreicht hat, daß Margo die Vorstellung versäumen musste. Margo vertraut der Freundin an, daß sie sich darüber im klaren war, daß Eve dahinter steckt. In Bezug auf Frank solle sich Karen keine Gedanken machen, denn Eve hatte es im Grunde nicht auf ihren Frank abgesehen, sondern nur auf sein Stück und auf die Hauptrolle. Und wenn Eve diese Rolle nicht über Frank bekommen könne, dann würde sie ihre Krallen nach dem nächsthöheren Mann ausstrecken. Karen solle ruhig zu Hause auf Frank warten. Ihr könne Eve nur leid tun, denn der Weg nach oben sei zwar dornenreich, aber oben zu bleiben, sei viel schwieriger; das habe sie selbst lange genug am eigenen Leibe erfahren müssen. Sie sei Eve sogar dankbar, denn ohne sie hätte sie nie erfahren, daß es im Leben noch wichtigere Dinge gäbe, als den Erfolg."

(aus dem Programmheft der "Applaus"-Inszenierung im Theater des Westens, Berlin, Premiere: 6. Januar 1980)

 

 

 

Kritiken


"Das Publikum applaudierte begeistert der tanzenden Tiller, die ihre schönen langen Beine ausgiebig zeigte, der Dame Tiller in den eleganten 20.000-Mark-Pelzen, die eigens für diese Aufführung geschneidert wurden und auch der singenden Tiller, die mit herber Stimme ihre Lieder vortrug.

[...] Ob es ein Comeback von Dauer sein wird, weiß sie nicht. Chancen hätte sie, denn die Rolle der Dame mit Glamour ist nur schwach besetzt im deutschen Showgeschäft. Ihre Rolle in dem neuen Musical ist die: als eine von den Strapazen des Showgeschäfts gezeichnete Diva unterliegt sie im beruflichen Wettstreit einer jungen Kollegin. Und das ist die Realität auf der Bühne: Wenn Nadja Tiller nicht an der Rampe steht, ist nichts los."

Gisela Groth: Das machen nur die Beine von der Tiller. Mastroianni: Sehr gut. In: Kölner Stadt-Anzeiger, 6. Mai 1975.

 

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Applause". Original Broadway Cast Album, Studio-Einspielung, 8. April 1970, New York, DECCA, Universal Classic Group 2000, 012 159 404-2 (1xCD).

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Applaus" ("Applause"). In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 18. Auguste 2021.