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Animalen

Musikalische Fabel


Musik von Johan Werle
Buch und Gesangstexte von Tage Danielson
Deutsch von Verena Reichel und Roman Ritter  
Für die Kieler Fassung eingerichtet von Karl Eckert

 


Inszenierung


Deutschsprachige Erstaufführung: 2. Mai 1982
Bühnen der Landeshauptstadt Kiel, Bundesrepublik Deutschland
 

  • Musikalische Leitung: Karl Eckert
  • Regie: John Dew
  • Bühnenbild und Kostüme: Gottfried Pilz
  • Choreographie: Heinz Weitz
  • Choreinstudierung: Georg Metz


Besetzung:

  • Pinguin: Karin Calabro / Ute Raithel
  • Löwe: Rainer Scholze
  • Affe: Hans Georg Ahrens
  • Otter: Arthur Friesen
  • Frau Bär: Ingeborg Kuhnert / Ute Puhst
  • Herr Bär: Florian Cerny
  • Frau Panther: Angela Giblin
  • Pfau: Irene Lensky
  • Eule: Ingeborg Helmreich
  • Stimme der Giraffe: Ulrich Behnke und Hans Beier
  • Gordon: Peter Prior
  • Smirnoff: Manfred Sabrowski
  • Smith: Vidtor Lederer
  • Wesson: Herbert Adler
  • Olga: Frieda lindburg
  • Tamara: Nadine Asher
  • Billy Benson: Richard Salter
  • Die Benson-Sisters: Sybille Höffer / Birgit Calm / Gabriele Künzler
  • Die Beauties: Elaine Appleton / Tracey Grigson / Virginia Henry / Carol Macnab / Anita Taxis
  • Strippers: David Sturmer / Pascal Herzog / Stephen Jenkins
  • Ludmilla Schaljapina: Geeske Hof-Helmers
  • Tenor falsetto: Ulrich Behnke
  • Politiker: Frederick Bex / Stephen Jenkins / Pascal Herzog / Robert Masarachi / David Sturmer / Chai Guan Tan
  • General Nelson: Martin Häusler
  • Annette: Sybille Höffer
  • Roulette: Birgit Calm
  • Pipette: Gabriele Künzler
  • Tambourmajorin, Stewardess, Afrikanerin, Miss Piggy: Ruth Herms
  • Stewardess: Hannelore Staiger
  • Friseur, Fluglotse, Steward: Hans-Heinrich Höffer
  • Sekretärin: Gudrun Bach
  • Kermet: Christiane Pfannkuch
  • Klavier: Stefan Klieme
  • Baß: Wilfried Sempert
  • Das Corps de ballet der Bühnen der Landeshauptstadt / der Chor der Bühnen der Landeshauptstadt / das Philharmonische Orchester der Stadt Kiel

 

Die jeweilige Besetzung wurde am Aufführungstag bekanntgegeben.

 

 

Premierenchronik

S UA 19. Mai 1979 Stora Teatern, Göteborg
D Dspr. EA 2. Mai 1982 Bühnen der Landeshauptstadt, Kiel

 

 

Inhaltsangabe


"Die Tiere der Erde, vertreten durch Pinguin, Löwe, Affe, Pantherin, Pfau, dem Ehepaar Bär, Eule und Otter, haben unter dem Vorsitz des Löwen einen Kongreß einberufen. Hauptpunkt der Tagesordnung ist die Frage, wie man den Menschen als homo sapiens vor nuklearer Selbstausrottung schützen könne. Vorgeschlagen werden die Gründung eines Menschenschutzvereins, Errichtung von Reservaten bzw. zoologischen Gärten. Man beschließt, die Menschen zu diesem Thema selbst anzuhören. (Song: Was ist denn gewonnen mit Hunderten von Megatonnen?)

Als Vertreter des Westens kommt der amerikanische Außenminister Gordon, begleitet von den CIA-Agenten Smith & Wesson, als Vertreter des Ostens der sowjetische Außenminister Smirnoff, begleitet von den KGB-Agentinnen Olga & Tamara. Vor die Frage gestellt, ob Atombomben denn wirklich notwendig seien, erläutern die Politiker in identischen Worten das angeblich lebensnotwendige und unumgängliche Gleichgewicht der militärischen Kräfte zur Sicherung von Frieden und Demokratie. (Song: Freiheit und Demokratie)

Damit hängt eng zusammen die Erhaltung der jeweiligen Lebensart. Der Popstar Billy Benson und seine Showgirls führen vor, was man in Amerika darunter versteht: den totalen Konsum, der auch menschliche Werte zur käuflichen Ware macht. (Song: The american way of life)

Der russische Star, die Sängerin Ludmilla Schaljapina, preist ihrerseits die UdSSR als einzigen Hort der Freiheit und des proletarischen Fortschritts. (Song: The russian way of life)

Doch plötzlich unterbricht sie sich: "Wir lügen euch an . . . Wir singen beim Wettrüsten mit. Wir sind alle für den kalten Krieg verantwortlich!" Und stimmt ein Lied an, in dem sie der Hoffnung Ausdruck gibt auf ein für alle irdischen Lebewesen besseres Leben und die umfassende Brüderlichkeit aller Menschen. Während die Tiere die Politik der Politiker attackieren, haben Ludmilla und Billy Gefallen aneinandergefunden: "Es muß Liebe sein . . ." Doch für die Politiker existiert angesichts ihrer Ziele keine größere Gefahr als das Gefühl, also auch die Liebe; und zum ersten Mal sind sie sich über die ideologischen Hürden hinweg einig: Ludmilla und Billy müssen getrennt werden. Die Tiere bekommen eine Einladung zur Abrüstungskonferenz nach Wien. (Song: Wir lügen euch an)

Der Abflug nach Wien geht sofort vonstatten. Freilich, die Technologie, entwickelt, um dem Menschen das Leben zu erleichtern, schafft auf der anderen Seite wieder neue Probleme. . .(Song: . . . und dann stehen wir an)

Die Wiener Abrüstungskonferenz schläft. Die dringlichen Appelle der Tiere machen hier keinen Eindruck; der Kongreß, ist er mal wach, denkt ans Vergnügen. (Song: Darf ich um einen Höflichkeitstanz bitten?)

Der Vorsitzende der Abrüstungskonferenz ist ausgerechnet ein Militärangehöriger, General Nelson, ein doppelgesichtiger Herr, der sich auf diesem Posten als besonders zweckmäßig findet: Denn nur "wer aufrüsten kann, der kann auch abrüsten". Beim Tango erklärt er der Pfauendame den Lauf der Welt aus seiner Sicht:". . . vor dem Frieden, da kommen Kriege, erst durch die Hölle führt der Weg zum Siege." (Song: Die zwei Gesichter der Politik)

Den Tieren ist es gelungen, Billy und Ludmilla gegen den Willen der Politiker auf abenteuerlichen Wegen nach Wien zu holen - Grund genug, die Schönheit der Erde zu preisen. (Song: Oh, wie schön ist die Erde! Laßt sie leben.)

Die Liebe zwischen Billy und Ludmilla veranlaßt die feindlichen Politiker zu einem neuen Bündnis und zum Einsatz von weltweit bekannten und geübten politischen Druckmitteln: Verleumdung und Erpressung. Billy wird in ein eindeutiges Etablissement namens "Paxim" verschleppt, wo sich die "Damen" sofort über ihn hermachen; Ludmilla wird gezwungen, der Szene beizuwohnen. Nur die Wachsamkeit der Tiere verhindert es, daß die Politiker zum Ziel gelangen. (Song: Die geheimen Mittel der Politik)

Die Tiere haben unterdessen erkannt, woran die Welt krankt und sie verkünden: "Liebe macht doch alle Menschen klüger!" - "Menschen, die sich persönlich kennen, verstehen einander viel besser als Menschen, die gar nichts voneinander wissen!" - "Es ist gut, alle Welt zum Freund zu haben, Freunde wird man nicht mit Bomben begraben." - "Das Gleichgewicht des Schreckens eskaliert, weil es zu wenig Möglichkeiten gibt zu Liebe und Verständigung im Völkergemisch." - "Das Wettrüsten wird enden, wenn viele Menschen beider Seiten auf der Stelle heiraten!" (Song: Liebe macht doch alle Menschen klüger!)

Die Tiere bestehen darauf, ihrer Erkenntnis sofort die Realisierung folgen zu lassen. Der Pinguin übernimmt die Rolle des Standesbeamten. (Song: Wollt ihr geloben, diesen euren Mitmenschen zu lieben in Freud und Leid?)

In der Schlußkantate preist der Pinguin die Liebe, die stärker ist als alle bösen und negativen Kräfte und die allein die Kraft hat, das Leben und die Erde als Ort des Lebens zu erhalten. (Song: All diese Liebe umfaßt unsere Welt und ist stark)

Mit einem Abschieds- und Gute-Nacht-Lied, in dem wir aufgefordert werden, unseren Planeten im Universum zu bewahren, endet die musikalische Fabel "Animalen". (Song: Unser Platz im Universum)

(aus dem Programmheft der deutschsprachigen Erstaufführung)

 

 

Kritiken

 
"Vom Kulinarischen her gesehen war der Abend ein Ohrenschmaus, und auch der Intellekt kam auf seine Kosten, denn die Musik hat Witz. Wer allerdings die kompositorische Entwicklung des 1926 geborenen Lars Johan Werle, der freischaffend in Stockholm lebt, ein bißchen überblickt, dürfte ziemlich irritiert sein, wenn er dieses Werk hört... . [...]


Man mag diese Verquickungh von amüsantem Musiktheater und konkreter Politik für naiv halten, das ästhetische Ergebnis vielleicht sogar als Kitsch bezeichnen. Auch die Kieler Inszenierung bietet dafür einige Anhaltspunkte, besonders in der Vermittlung eines etwas verstaubten Rußland- und Amerikabildes. Aber Lars Johan Werle und sein sein Librettist Tage Danielson hatten an Kinderaugen und Kinderohren gedacht, wollten wohl einmal ein Musiktheater für jedermann machen, auch für die kleinen Leute. Hier stieg Gottfried Pilz mit dem Bühnenbild ein, setzt die Idee aus der Oper prächtig um, denn seine Tierfiguren stammen größtenteils aus bekannten Kinderbüchern und Comics. Nun, in Kliel kam das Werk rundum "fabelhaft" an, und es ließe sich denken, daß sich jetzt auch andere deutschsprachige Bühnen für diese musikalische Fabel aus Schweden interessieren."

Erich Naused: Abrüstung, Deutsche Erstaufführung der musikalischen Fabel "Animalen". In: Die Deutsche Bühne, Das Theatermagazin, Heft 6/1982, Seite 37-38.

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • OC 1979 Svenska Ijud Dp-LP 6641 978

 

 

Kommentar


1982 erfolgte eine TV-Ausstrahlung einer Theateraufführung von "Animalen" im schwedischen Fernsehen.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Animalen". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 19. November 2019.