Ein Amerikaner in Paris (An American in Paris)
Musical
Musik von George Gershwin
Gesangstexte von Ira Gershwin
Buch von Craig Lucas nach dem gleichnamigen Film von 1951
Deutsch von Roman Hinze und Kevin Schroeder
Inszenierung
Deutschsprachige Erstaufführung: 25. November 2018
Landestheater Linz, Österreich
- Musikalische Leitung: Tom Bitterlich
- Regie und Choreografie: Nick Winston
- Bühne: Charles Quiggin
- Kostüme: Aleš Valášek
- Lichtdesign: Michael Grundner
- Videodesign: Duncan McLean
Besetzung:
- Jerry Mulligan: Gernot Romic
- Lise Dassin: Myrthes Monteiro
- Henri Baurel: Christian Fröhlich
- Adam Hochberg: Christof Messner
- Milo Davenport: Daniela Dett
- Madame Baurel: Lynsey Thurgar
- Olga / Ensemble: Ariana Schirasi-Fard
- Nachtclubsängerin / Ensemble: Hanna Kastner
- Zlutoslavsky / Ensemble: Leon de Graaf
- Cover Jerry / Ensemble: Yves Adang
- Ensemble: Anastasia Bertinshaw, Siân Brown, Kai Chun Chuang,Stephen Dole, Damián Cortes Alberti, Julia Hübner, Charlotte Lovell, Raphaela Pekovsek, Alastaire Postlethwaite, Vicky Riddoch
- TANZLIN.Z: Julie Endo, Lorenzo Ruta, Andrea Schuler, Kasija Vrbanac, Lara Bonnel Almonem, Kayla May Corbin, Urko Fernandez Marzana, Tura Gómez Coll, Mireia González Fernández, Hodei Iriarte Kaperotxipi, Valerio Iurato, Filip Löbl
Gernot Romic (Jerry Mulligan), Ensemble © Landestheater Linz / Foto: Barbara Pálffy |
Premierenchronik
F | UA | 22. November 2014 | Théâtre de Châtelet, Paris |
USA | Engl. EA | 12. April 2015 | Palace Theatre, New York |
GB | EA | 21. März 2017 | Dominion Theatre, London |
A | Dspr. EA | 25. November 2018 | Landestheater Linz |
D | EA | 28. September 2019 | Opernhaus, Kiel |
Inhaltsangabe
Die Handlung spielt in Paris kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Jerry Mulligan, ein ehemaliger GI, kehrt nicht in die USA zurück, sondern beschließt in Frankreich zu bleiben. Er will künftig als Kunstmaler sein Leben bestreiten. In einem Café lernt er den amerikanischen Komponisten Adam Hochberg kennen, der ihn mit dem Franzosen Henri Baurel bekanntmacht. Sie freunden sich an.
Jerry und Adam verlieben sich in die Tanzelevin Lise Dassin, die ihren Lebensunterhalt als Verkäuferin in den Galeries Lafayette verdient. Sie fühlt sich beziehungsmäßig dem Millionär und heimlichen Cabaret-Sänger Henri verpflichtet, da er und seine Eltern sie als Jüdin während der deutschen Besatzungszeit vor den Nationalsozialisten versteckt hatten. Er hingegen denkt mehr an seine Karriere als Jazz-Sänger.
Die amerikanische Millionärin Milo Davenport findet Kontakt zum Freundeskreis. Sie erklärt, alle vier künstlerischen Karrieren unterstützen zu wollen, verliebt sich dann aber in Jerry, was die Beziehungen der Personen untereinander verkompliziert, zumal Henris Eltern die Hochzeit von ihrem Sohn und Lise ankündigen. Doch zum Schluß klären sich die Verhältnisse. Jerry und Lise finden zueinander. Henri hat einen großen Auftritt im Cabaret Montmartre. Adam findet seine Erfüllung in der Musik. Und Milo sieht ein, dass sie Liebe mit Geld nicht kaufen kann.
(Wolfgang Jansen)
Daniela Dett (Milo Davenport), Gernot Romic (Jerry Mulligan) © Landestheater Linz / Foto: Barbara Pálffy |
Kritiken
"Die Story ist grundsätzlich einfach und läuft teilweise sogar Gefahr, etwas langweilig zu werden. Wäre da nicht der Tanz. [...]
In Linz wurde mit den Original-Songs [...] in englischer Sprache gearbeitet - die Dialoge wurden auf Deutsch übersetzt. Für die musikalische Leitung war Tom Bitterlich verantwortlich. Das Besondere an dem Stück für ihn: ein symphonisches Orchester im Einsatz bei einem Musical.
Allzu oft kommt das Stück jedoch sogar gänzlich ohne Sprache aus. Sei es, dass man den Tanz nicht als Sprache interpretiert. Denn dieser steht ganz im Zentrum der Aufführung. ´Ein Amerikaner in Paris´ ist ein tanzlastiges Stück, das den Eindruck erweckt, dass so mancher Darsteller hier beinahe an seine Grenzen stoßen müsste. So werden teilweise bis zu zehn Minuten lang dauernde Balletteinlagen dargeboten. Höhepunkt ist beispielsweise die 17-minütige Traumsequenz, in der sich Jerry Mulligan seine Zukunft ausmalt, die bis heute zu den Highlights des amerikanischen Musicals zählt. Mit dem Charme des Fred Astaire-Stils werden dem Publikum qualitativ hochwertige Sequenzen geboten. Und es zeigt sich abermals: Das Allround-Talent des gesamten Ensembles bedarf keiner Kritik. Eine einmalige und erstklassige Leistung bei einem herausfordernden Stück."
Yvonne Brandstetter: Brillante Tanzkunst mit französischem Flair, "Ein Amerikaner in Paris" als deutschsprachige Erstaufführung in Linz. In: blickpunkt musical, Azsgabe 98 (01/19), Januar-März 2019, Seite 6-8.
"Ob sich die deutschsprachigen Bühnen um diese Show wohl gerissen haben? Den Zuschlag jedenfalls bekam das Landestheater Linz. Eine sehr gute Wahl. Das dortige Musiktheater gehört zu den schönsten Bühnen der Welt - mir ist zumindest in den USA und Großbritannien kein Haus bekannt, das dem Publikum größeren Komfort bietet und zudem über eine solche Riesenbühne (breit und tief) sowie ein Orchester in großer Besetzung verfügt. Das alles kostet natürlich Geld und das Musiktheater stand auch wegen seiner benötigten Subventionen zuletzt öfters in der Kritik. Ohne hier Partei ergreifen zu wollen, aber im Vergleich zur Broadway-Version, die ich mir kurz zuvor auf DVD angesehen hatte, steht die Linzer Produktion von der Ausstattung her mindestens ebenbürtig da - und das kostet halt. [...]
Die Linzer Produktion war sicher nicht die bestgesungene, doch das Bruckner Orchester unter Tom Bitterlich spielte die Gershwin-Melodien zart eingehend - wie am Broadway hätte ich mir aber die eine oder andere Nummer etwas flotter gewünscht. Nick Winstons Regie ließ keine großen Pausen zu, seine Choreografien - vom Tanzensemble des Hauses gut umgesetzt - gehören zu den ablosuten Pluspunkten des Abends. [...]
Bombastisch das Bühnenbild von Charles Quiggin, das mit Videodesign von Duncan McLean noch aufgepeppt wurde. Der Eiffelturm ist fast immer präsent, sonst wechselt ein Café innerhalb von Sekunden in ein Kaufhaus und dann zu einem Nachtclub. [...]
´Ein Amerikaner in Paris´ ist in der Linzer Produktion ein Fest für Ohr und Auge - schön für Linz, schade für Wien, das diese Show vielleicht länger oder gar nicht zu sehen bekommt..."
Bernd Freimüller: Ein Amerikaner in Paris, Ein Fest für Ohr und Auge. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 195, Februar/März 2019, Seite 6-7.
V.l.n.r.: Ariana Schirasi-Fard (Olga), Raphaela Pekovsek, Hanna Kastner (Cabaret-Sängerin) © Landestheater Linz / Foto: Barbara Pálffy |
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "An American in Paris". Film-Soundtrack 1951, MGM-Records. (1xCD)
- "An American in Paris". A New Musical, Original Broadway Cast Recording, Studio-Aufnahme, Sony Music Masterworks Broadway 2015. (1xCD)
Video / DVD
- "Ein Amerikaner in Paris". Filmfassung von 1951, deutsche Synkronisation, Classic Collection, Meisterwerke der Filmgeschichte, 2010. (1xDVD)
- "An American in Paris". The Musical, Original London Cast 2017, Liberator Film, released 2021. (1xDVD)
Literatur
- Wolfram Schwinger: George Gershwin, Eine Biographie. Mainz/München: Schott/Piper 1983.
- Hanspeter Krellmann: George Gershwin. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. rowohlts monographien, Band 418, Reinbek: Rowohlt 1988.
- Dennis Russell Davies, Thomas Königstorfer, Rainer Mennicken (Hrsg.): Am Volksgarten 1, Musiktheater im Aufbruch. Salzburg: Pustet 2013.
Kommentar
"An American in Paris" ist ursprüngliche eine Komposition für Orchester von George Gershwin aus dem Jahr 1928. Es war eine Auftragskomposition für die New Yorker Philharmoniker. Im Jahr 1951 diente das Orchesterwerk als Vorlage für den gleichnamigen Spielfilm von Vincente Minnelli.
Empfohlene Zitierweise
"Ein Amerikaner in Paris" ("An American in Paris") [Linz]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 18. Oktober 2022.