AlleMannCenter
Musical
Musik von Ulrich Schroedter, Andreas von der Brandt, Kayode Eschrich und Jan Kirsten
Text von Max Beinemann und Matthias Biskupek
Inszenierung
Uraufführung: 4. Oktober 1997
Uckermärkische Bühnen, Schwedt, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Ulrich Schroedter
- Regie: Reinhard Simon
- Bühne: Detlef Pilz
- Choreographie: Romy Hochbauer
Besetzung:
- Trabbl: Sylke Jorzik
- Sandy: Esther Zschieschow
- Martin-Axel Bissinger: Stefan Kowalski
- Tom: Mario Pinkowski
- Matratzen Wolf / Clean und Clear / Alois Trachtenhuber / Clemens / Schriller Café-Gast / Erdfarbener Typ: Hansgeorg Gantert
- Bringfriede Wetzner / Hanni / Sie (Paar im Jogginganzug) / Wachmann / Schwangere / Schriller Café-Gast: Simone Hausdorf
- Sprayer / Lolita / Bauarbeiter / Journalistin / Cheerleader: Sonja Hilberger
- Oberfuzzi / Er (Paar im Jogginganzug) / Wachmann / Willi / Anlageberater: Olaf Hilliger
- Donna Marcho / Bayer / Hausfrau / Alte Frau, Steinkäuferin / Polizistin: Helga Isensee
- Karlo Karat / Clean und Clear / Curt Geil / Detektiv / Schriller Café-Gast / Erdfarbener Typ: Gerhard Kähling
- Kometen Johnny / Clean und Clear / Bauarbeiter / Wachmann / Rosenverkäufer / Romeo / Erdfarbener Typ: Sven Lange
- Harry von der Platte / Bambini / Herbert Hoffnung / Ehemann / Erdfarbener Typ: Matthias Manz
- Toilettenmann / Kaufhausvati / Bayer / Kleines lautes Goldkettchen / Erdfarbener Typ: Gerd Opitz
- Kaufhausmutti / Oberfuzzi / Bayer / Hausfrau / Erdfarbener Typ: Renate Pick
- Kaufhauskind / Sprayer / Bayer / Cheerleader: Jean Rades
- Sprayer / Ilse / Diebin / Cheerleader: Kristina Scheyhing
- Bastiano Bastini / Clean und Clear / Bayer Handyman / Erdfarbener Typ: Udo Schneider
- Oberfuzzi / Bayer / Wachmann / Verklemmter Herr / Hermann / Altes gebrechliches Männchen: Manfred Schulz
- Sprayer / Marga / Polnischer Zigarettenanbieter / Cheerleader / Reiche Kuh: Alexandra Ulrich
- Frieda Mieder / Curts Mutti / Bayer / Hausfrau / Schriller Café-Gast / Erdfarbener Typ: Elisabeth Zwieg
- Warenbeweger / Opening / Schlußsong: gesamtes Ensemble
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CD-Cover "AlleMannCenter" der Uckermärkischen Bühnen Schwedt |
Premierenchronik
D | UA | 4. Oktober 1997 | Uckermärkische Bühnen, Schwedt |
Inhaltsangabe
"Doch auch am Spielort des Musicals kommen zahlreiche Menschen zusammen, um zu verkaufen oder zu kaufen, zu sehen oder gesehen zu werden, einander zu begegnen oder achtlos aneinander vorbeizustreben. Das AlleMannCenter ist ein Stück Welt mit der Atmosphäre eines volkstümlichen Basars der 'nördlichen Breitengrade'.
Hier will sich ein selbstbewußtes Mädchen, Trabbl mit Spitznamen, selbstständig machen. Sie eröffnet einen Zeitungsladen, um nicht länger von den Eltern, einer etwaigen Hochschule, auch von bislang flüchtigen Männerbekanntschaften, abhängig zu sein. Auch von den Mechanismen eine solche Einkaufscenters will sie sich nicht beeinflussen lassen.
Trabbl hat eine Freundin, Sandy. Beide verbindet eine typische Mädchenfreundschaft. Gemeinsam sind sie zur Schule gegangen, um den Wohnblock flaniert und haben später in den Discos Männer 'aufgerissen'. Für Sandy ist Trabbl plötzlich und unerlaubt in eine andere Welt gewechselt. Das neue Bild der Freundin gefällt ihr nicht. Sie spürt, daß ihrer beiden Freundschaft verlorenzugehen droht. Den lieben langen Tag Zeitungen verkaufen in einem Center, Tag für Tag, vielleicht sogar Jahr für Jahr. Das kann nicht alles gewesen sein im Leben. Sandy verfällt auf eine Idee, weiterhin Spaß miteinander zu haben. Sie drängt die Freundin zur Einwilligung für sie eine Heiratsannonce aufzugeben. Trabbl ist davon nicht begeistert, läßt Sandy im Trubel des Geschäftes aber gewähren. Alle Mann, glaubt Sandy zu wissen, werden bald nach Erscheinen der Annonce nur so ins Center geströmt kommen und das beide belustigende Spiel mit den Kerlen könne aufs neue losgehen. Es kommt so, wie es nach Sandy kommen soll, aber es kommt auch anders, denn im Gegensatz zu Sandy ist Trabbl kein Persönchen, das im Schatten der Freundin agieren müßte auf der Suche nach 'dem Richtigen'. Nicht nur für einen Mann ist sie die begehrenswerte Frau. Trabbl möchte keinen Trouble mit Männern mehr. Vorläufig auf gar keinen Fall jedenfalls. Ihren eigenen Weg gehen ohne Männer, ist ihr fester Entschluß."
(Inhaltsangabe aus dem Programmheft der UA, 1997).
Kritiken
"Daß ein derart dünner Plot ein dreistündiges Musical tragen könnte, haben wohl auch die Autoren nicht geglaubt. Also muß das zwanzigköpfige Ensemble insgesamt 150 Figuren verkörpern. [...] Dutzende Geschichten werden angedeutet, aber keine einzige wird wirklich erzählt. Auch die soziale Wirklichkeit bleibt letztlich außen vor.
[...] Absehbar ist auch das Ende. Natürlich kriegen Sandy und Trabbl den jeweils für sie Bestimmten - und Trabbl kommt auch gleich zur nun wirklich erstaunlichen Erkenntnis, daß ein Zeitungsladen im Einkaufszentrum nicht der ideale Ort zur Selbstverwirklichung ist. Die Musik, die die Band takayo mit ihrem Leader Ulrich Schroedter geschrieben hat, kann das Ganze nicht retten. Sie klingt austauschbar, ist mal Rap, mal Ballade, entwickelt nie Ohrwurmqualitäten."
Christian Hunziker: Trabbl, kein Trouble. Schlußverkauf: Das neue Musical über das neue Kauf-Center in Schwedt/Oder blieb liegen. In: Berliner Zeitung, 6. Oktober 1997, Feuilleton, Seite 11.
"Gleichsam ein überquellender Schwedter Bilderbogen ist es, den Regisseur Reinhard Simon in der schwarz ausgeschlagenen Szenerie mit moderner Kaufhausfassade, gläserner Direktionskanzel und Laufsteg aufblättert. Dabei gibt es kaum ein Klischee, das nicht bedient würde: sprayende Chaoten, Ladendiebe, depperte Bayerntouristen, schnäppchenjagende Sachsen, Schwule, Lesben, böse Banker, aufdringliche Reporterin, Hare-Krishna-Jünger ... Da hat es die eigentliche Geschichte mit ihrem aufgepfropften Moralfinale schwer, nicht im Gewusel unterzugehen.
Ständiger Hochdruck bestimmt auch die 17 Musiknummern, die es zwischen Rap, Softpop, Blues, Schlager und Tango fast jeden recht machen sollte."
Peter Buske: Von Liebe, Lust und Frust in einem Konsumtempel. Erfolgreiches Musicalpremiere für das Schwedter "AlleMannCenter". In: Uckermark-Kurier, 6. Oktober 1997, Feuilleton, Seite 18.
"Musicals, die Operetten unserer Zeit, erblicken normalerweise nicht an der Oder, sondern am Hudson River oder an der Themse das Licht der Welt - also in New York oder London. Seit dem Wochenende hat sich Schwedt in den Kreis der Musical-Uraufführer gewagt. [...] Trotzdem wurde für das Publikum ein vergnüglicher Abend aus der Voraufführung beim Bühnen-. und Presseball der ubs. und der Märkischen Oderzeitung sowie der Uraufführung am Sonnabend. Das lag an den Leistungen der Spieler und Sänger, an der Regie von Intendant Reinhard Simon (im ersten Teil zu schleppend, im zweiten temporeicher) und an den Musikern der Gruppe 'takayo & Freunde'; sie alle machten aus einer schwachen Vorlage eine in den spielerischen und sängerischen Umsetzungen gelungene Aufführung."
MOZ: Kaufen oder gekauft werden. Klischees statt Leben: "AlleMannCenter" in Schwedt. In: Märkische Oderzeitung, 6. Oktober 1997, Seite 16.
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "AlleMannCenter". Original Cast Schwedt, 1997. Eigenauflage Uckermärkische Bühnen Schwedt. (1xCD).
Empfohlene Zitierweise
"AlleMannCenter". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 15. September 2025.