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Harry Stark - Metzgermusical

Musical

Musik von Susanne Betancor 
Buch und Gesangstexte von Thomas Pigor 

 


Inszenierung


Uraufführung: 25. Dezember 1989
Ufa-Fabrik, Berlin, Bundesrepublik Deutschland

 

  • Regie: Thomas Pigor
  • Musikalische Leitung: Susanne Betancor
  • Ausstattung: Eduardo van Megen
  • Choreografie: Karina Koppenhöfer

 


Besetzung:

  • Rudi Stark, Metzgermeister: Christoph Swoboda
  • seine Frau: Lotte Reitzner
  • Harry Stark, beider Sohn: Leo Brinkmann
  • Fleischbeschauer / Kasperle-Polizist: Burkhard Wehner
  • Polier: Kalle Mews
  • Sexy-Hexy, die Frau mit den drei Brüsten: Karina Koppenhöfer
  • [Name Rolle]: Susanne Betancor
  • [Name Rolle]: Daniele Drobny
  • [Name Rolle]: Bettina Wauschke

     

     

    Premierenchronik 

    D UA 25. Dezember 1989 Ufa-Fabrik, Berlin


     

     

    Inhaltsangabe


    "Metzgermeister Rudi Stark hat seit 18 Jahren sein Gesellenstück, eine „Bluterwurst“, über den Wursthaken hängen als Beweis immerwährender Metzgerskraft. Sohn Harry, ein infantiler und verwöhnter Lederhosenbub, begeht den Sündenfall („Alle Würste kannst du essen, nur diese eine nicht“) verbotener Wünsche und soll zur Strafe seine erste Sau schlachten. Da begehrt er auf gegen sinnloses Töten, zieht als tapferer Pazifist in die Welt hinaus, um Millionär in Nujork zu werden. Während der wütende Vater mit dem schnellen Audi 100 hinterherrast („Der kommt nur bis zum Hallenbad!“) muß Harry eine Versuchung nach der andern bestehen. Im Hallenbad lockt ein Jüngling mit perlenden Wassertropfen auf nackter Haut, an der Weggabelung die Bäckersfrau, die ihre rösche Tochter zum Beschlafen anbietet, im LKW die Männerphantasie der dreibrüstigen Femme fatale. Die Mutter emanzipiert sich derweil zur Selfmade -Schlachterin und feurigen Liebhaberin des Fleischbeschauers, der Vater entlarvt sich mit kraftlosen Telefonanrufen von diversen Autobahnraststätten als emotionaler Krüppel, der er immer schon war. Und der Sohn, aufgeblasen wie eine Deix-Figur, weil ihn die Bauarbeiter mit Zement abgefüllt haben - wie Bauarbeiter halt nun mal so sind, böse und humorvoll -, wird knapp gehenkt vorm Happy end. Vorher wird noch der Bluterwurst-Männlichkeitsmythos endgültig ausgehöhlt und die falsche Sexphantasie mit der vom Fleischbeschauer mehrfach trichinenfrei bescheinigten Mutter vertauscht - es gibt kein richtiges Lieben im Falschen."

    DoRoh: "Zu schön blöd". In: taz, die tageszeitung, 8. Januar 1990, Seite 24.

     

     

    Kritiken

     
    "Den meisten Handlungen ist anzumerken, daß sie keine Geschichten auftischen, eigentlich nur ein Thema. Bei dem Metzger-Musical "Harry Stark" etwa mischen sich die kuriosesten Varianten von Fleischeslust. Sexualität kreuzt sich mit Schlachtungsphantasien und mit Handwerkerstolz auf die prämierte Blutwurst.

    Thomas Delekat: "Neues deutsches Musical". In: Die Deutsche Bühne, Theatermagazin, Nr. 10, Oktober 1991, Seite 14-17.

     

    "Das Stück aus der Feder von Igor P. (Thomas Pigor) in der Musik von Susanne Betancor irritierte alle, die eine Nachfolgeproduktion im Stile des Serienerfolges 'Blutiger Honig' [...] erwartet hatten. Der Hausautor von College Of Hearts hatte mit der Wahl der Komponistin und Arrangeurin dem süffigen, ohrwurmträchtigen Sound des 'Bienenmusicals' eine deftige Absage erteilt. Wenn auch in 'Harry Stark' die Themen Liebe, Korrumpierbarkeit und ein verkorkstes Happy End Parallelen bieten, so enden diese spätestens bei der großen 'Orchesterbesetzung': Werkzeugkiste, Wasserkanister, Betonmischmaschine, Klarinette, Trompete, Wasserschlauch, Wurstschneidemaschine, diverse Messer und etliches mehr im Vergleich zu Klavier, Gitarre, Violine, Trompete und Schlagwerk für 'Blutiger Honig'."

    Michael Lang.: "Harry Stark". In: Das Musical, die Musicalzeitschrift, Heft 21, Februar / März 1990, Seite 8-9.

     

    "Aber weil der tägliche Tabubruch mittels Blut, Schlachten, Scheißen auf der Bühne sowieso zum Lebensinhalt der hiesigen Artaudexekutanten der Offszene gehört, kann die streng naturalistische Variante getrost übersprungen werden. Da können die Metzgersleut noch so wild mit den Messern wetzen, die Metzgersfrau noch so finster die Zuschauergrüppchen über die Bühne sitzplatzverweisen, zwischen blutigen Schlachtwannen hindurch, es hilft alles nichts - das Metzgermusical ist ein freundliches Singspiel für die Kreuzberger Mischung der üblichen Bezirke."

    DoRoh: "Zu schön blöd". In: taz, die tageszeitung, 8. Januar 1990, Seite 24.

     

     

    Medien


    Literatur

    • Wolfgang Jansen: "Cats & Co - Geschichte des Musicals im deutschsprachigen Theater", Henschel Verlag 2008, S.166f., 225  

     

     

    Empfohlene Zitierweise

     
    "Harry Stark - Metzgermusical". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

    Letzte inhaltliche Änderung: 16. August 2020.