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Heute nacht kommt Conny

Musical in 6 Bildern


Musik von Hans Kunze
Text von Karl-Heinz Lennartz

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 21. Dezember 1968
Brandenburger Theater, Brandenburg/Havel, DDR

  • Musikalische Leitung: Reinhart Pohl
  • Regie: Werner Freese
  • Choreografie: Eva Hennings
  • Ausstattung: Carl Hoffmann

 

Besetzung:  

  • Conny: Maria Wagner
  • Frank: Olaf Polenske
  • Frau Lüder, seine Wirtin: Anneliese Grummt
  • Professor: Siegfried Fiebig
  • Rolf, Student:
  • Chris, Studentin:
  • Dieter, Student:
  • Regina, Studentin:
  • Uta, Studentin:
  • Sabine, Studentin:
  • Karin, Studentin:
  • Rudi, Student:
  • Frau "Lang", Studentin:
  • Herr "Kurz", Student:

 

 

Premierenchronik

DDR UA 21. Dezember 1968 Brandenburger Theater, Brandenburg/Havel

 

 

 

Inhaltsangabe


Die Geschichte spielt in der Gegenwart in Berlin. Frank, ein Student der Psychologie, ist ein Eigenbrötler, der lieber die Fachbücher liest als am geselligen Leben der Universität teilzunehmen. Er sieht das Leben daher aus der Perspektive der Theorie. Er verweigert sich der notwendigen praktischen Erfahrungen, die für seinen späteren Beruf notwendig sind. Sein Professor und die Mit-Studenten machen sich Sorgen um ihn und suchen, ihn in die Gemeinschaft zu holen. Als er sich hartnäckig weigert, greifen seine Kommilitonen zu einem drastischen Mittel. Rolf bitte seine Schwester Conny, eine Schauspiel-Studentin, um Mithilfe, die sie ihm auch zusagt. 

Sie rückt Frank in den nächsten Tagen auf die Bude und erzählt ihm, dass sie frisch in die Stadt gekommen sei, aber keine Bleibe finde. Frank, der ein Einzelzimmer zur Untermiete bewohnt, nimmt sie auf. Aus der einmaligen Gefälligkeit wird ein dauerhaftes Miteinander. Conny verändert zwangsläufig Franks Alltagsleben, das deutlich lebendiger wird als es zuvor war. Unverhofft verlieben sie sich schließlich ineinander, teilen es sich allerdings nicht mit. Dann gaukelt man Frank zudem vor, dass Conny aus einer Besserungsanstalt geflohen sei, baut diese mit anderen Schauspielstudenten und -studentinnen nach als wäre die Anstalt ein Puff, und tatsächlich erscheint Frank, um die Hintergründe von Connys vermeintlicher Flucht zu erfahren. Man gaukelt ihm die verschiedensten Dinge vor, die aber von ihm nicht durchschaut werden. Daraufhin verschwindet er für zwei Tage, so dass sich alle beginnen Sorgen um ihn zu machen. Schließlich erscheint er wieder, Conny und er gestehen sich ihre Liebe: Happy-End. Theorie und Praxis haben sich gefunden.

(Wolfgang Jansen)

 

 

Kritiken

 
"Es geht um die Notwendigkeit einer Einheit von Theorie und Praxis. Das Kollektiv (samt Conny) besiegt mit handfester (wiederum psychologisch ein wenig theorieferner) Praxis den lebensfremden Nur-Theoretiker - der, um Einsichten reicher, wagt den Sprung ins volle Menschenleben. Es siegt nicht dieser oder jener, sondern die Liebe, der zunächst auf die Sprünge geholfen wird, die sich aber dann elementar einstellt; sie wird nicht zum Symbol privater Abgeschiedenheit, sondern zum lebendigen Ausdruck umfassenden Menschseins. Die Geschichte spielt heute und hier: Das Kollektiv gibt den abseitsstehenden Einzelgänger nicht auf - das ist schon durchaus etwas Typisches für einen sozialistischen Studienbetrieb. Doch schlummert auch im Kern des Geschehens der Diabolus, der recht offensichtlich an der Glaubwürdigkeit und damit Aussage- und Überzeugungskraft nagt: Franks Lebensblindheit wird in einer Weise auf die Spitze getrieben, daß nicht mal ein psychologischer Analphabet bereit sein dürfte, den Ablauf zu akzeptieren - selbst der eingefleischteste Einsiedler, der an einer Universität unseres Landes immatrikuliert ist, dürfte über einen gewissen Fundus geistiger Regsamkeit verfügen, der ihn mit Leichtigkeit davor bewahren würde, die schlecht kaschierte Komödie einiger Schauspielschüler für bare Werkhof-Münze zu nehmen. Zugegeben, Zuspitzung, Überspitzung ist - gerade im heiteren Genre - ein legitimes Bühnen-Mittel, doch bedürfte sie dann einer die Struktur des Stückes weitgehend bestimmenden Konsequenz. Der leicht schiefe Ausgangspunkt ist im weiteren Verlauf des Stückes nicht zu reparieren. [...] 

Karl-Heinz Lennartz´ Dialoge haben beachtliche Qualität; sie bedienen sich einer unkünstlerischen, dem Milieu angemessenen frischen und modernen Sprache, und sie pflegen Wortwitz und Pointe. Die Texte der Musiknummern bleiben dahinter merklich zurück, dort schleichen sich zuweilen Banalitäten ein, die an immer noch landläufige Schlagertexte gemahnen. Hans Kunzes Musik ist wohl um einen zeitgenössischen Habitus bemüht, vermag ihn aber nicht recht überzeugend in die Partiturseiten zu bannen. Störend wirkt vor allem eine abslut unbewältigte Instrumentation."

Hans-Gerald Otto: Psycho-Logik mit Ecken, "Heute nacht kommt Conny" von Lennartz/Kunze in Brandenburg. In: Theater der Zeit, Heft 4, April 1969, Seite 41-43.

 

"Hurra! Nach ´Bunbury´ und ´Was ihr wollt´ haben wir nun ein drittes Musical, dem mit Sicherheit volle Häuser vorauszusagen sind, denn erstens sind unsere Bühnen mit brauchbaren Werken des heiteren Musiktheaters ohnehin nicht gerade gesegnet, zweitens ist der Stoff in unserer Gegenwart angesiedelt und drittens ist das Unternehmen von Text und Musik her eine volle, runde Sache. [...]

Librettist Karl-Heinz Lennartz, Pädagoge in Potsdam, ist seit Jahren nebenberuflich Tanzmusik-Texter, hat als  Filmautor sein Debüt hinter sich und schreibt auch gelegentlich Kabarettszenen. [...] Komponist Hans Kunze, seit 20 Jahren Kapellenleiter in Potsdam, ist auf dem Gebiet der Unterhaltungs- und Tanzmusik zu Hause. [...]

Alles hat Pfiff und Witz, aber es erweist sich, daß insgesamt doch einige Passagen zu schweratmig sind. Im 2. Bild fehlt dem Fasching etwas Pfeffer (und originellere Kostümierung!), das 3. Bild ist mit den Wirtin-Reminiszenzen, den Plänkeleien Conny-Frank, der Ballonfahrt und der (allerdings dramaturgisch wichtigen) Hypnose einfach überfrachtet, und auch dem Lang-Kurz-Dialog im 4. Bild würde ein Straffung gut tun.

Das von Reinhart Pohl geleitete Orchester war vielfach zu kräftig im Ton, um den singenden Nicht-Sängern genug Stimmraum zu lassen. Da einige Nummern ohnehin recht ´dick´ instrumentiert sind, wird es hier noch bessere Abstimmung geben müssen. Wie wohltuend war dagegen das ´zarte´ Bartrio beim Fasching, und es zeigte sich. daß solch ´modernere´ Töne dem studentischen Milieu besser zu Gehör stehen als etwa die recht konventionellen Chöre." 

H. W. Meyer: Das ausgerissene Fernseh-Sternchen, Conny kam des Nachts, wurde gesehen - und siegte / Neues Musical in Brandenburg uraufgeführt. In: Brandenburgische Neueste Nachrichten, Das Blatt des Bezirksverbandes der National-Demokratischen Partei Deutschlands, Nr. 305, 28./29. Dezember 1968.

 

"Die Uraufführung des Musicals ´Heute nacht kommt Conny´ von Karl-Heinz Lennartz und Hans Kunze ist vorüber. Wir wollen mit der Besprechung einmal am Schluß des Stückes beginnen. Als letzter Eindruck nämlich blieb andauernder Beifall, der dem gesamten darstellenden Ensemble, dem Orchester unter Reinhart Pohl, dem Spielleiter Werner Freese, den vielen unsichtbar Beteiligten und natürlich den anwesenden Autoren galt. Die Blumempracht erreichte ein seltenes Ausmaß. Im letzten Bild waren noch einmal alle Register gezogen worden: Freese als erfahrener Theatermann weiß, wie man sein Publikum gewinnt. Spätestens hier wurde aber klar, daß Text und Musik von ´Conny´, für sich allein genommen, zuwenig hergeben. Der erwähnte Beifall wurde bei weitem nicht vom ganzen Publikum in gleicher Intensität erteilt, man war geteilter Meinung. [...]

Wenn auch das Unternehmen zu begrüßen ist, auf dem Gebiet des Musicals etwas zu schaffen, zumal es damit bei uns noch nicht zum Besten bestellt ist, bleibt doch die Frage, ob ´Conny´ unseren Theatern weiterhelfen kann. Das Libretto bewegt sich in ausgefahrenen Gleisen; die Musik hat [...] einiges zu bieten, jedoch ist sie nicht gerade sehr modern. Auf ´dabeldudei´ gesungene Lieder und Stepeinlagen gehören nicht mehr in unsere Zeit und passen höchstens noch in die Rumpelkammerfilme. [...] 

Man sollte an diesem Musical noch weiterarbeiten, sich auf das konzentrieren, was mit Beifall bedacht wurde, und alles hinauswerfen, was Klamotte ist."

Helmut Gerber: Dranbleiben an "Conny", Premiere-Gedanken zum neuen Musical. In: Märkische Volksstimme, Organ der Bezirksleitung Potsdam der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Nr. 308, 28. Dezember 1968.

 

 

Kommentar

 
Das Programmheft liegt bislang nicht vor. Insofern sind die Angaben zur Besetzung aus der zeitgenössischen Berichterstattung übernommen. Sobald das Programmheft vorliegt, werden die Angaben verglichen und nach Bedarf korrigiert und ergänzt.

Das Musical war eine Auftragsarbeit des Ministeriums für Kultur und des Rats des Bezirks.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Heute nacht kommt Conny". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 26. Februar 2025.