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Eine Stimme für Deutschland

Musical


Musik von Thomas Zaufke
Text von Peter Lund
Musikalische Arrangements von Markus Syperek

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 11. Juni 2021
Neuköllner Oper, Berlin, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Hans-Peter Kirchberg / Tobias Bartholmeß
  • Regie: Peter Lund
  • Ausstattung: Ulrike Reinhard
  • Choreografie: Cristina Perera

 

Besetzung:  

  • Albert von Mattersdorf: Soufjan Ibrahim
  • Alina Deutschmann: Joel Zupan
  • Anuk Gritli Hürlimann: Gwen Johansson
  • Claudia Zweitens: Clarissa Gundlach
  • Adolf ("Dolfi") Obermeyer: Fabian Sedlmeir
  • Gerlind Deutschmann: Mascha Volmershausen
  • Regula Hartmann-Hagenbeck: Veronika de Vries
  • Sophie Hartmann-Hagenbeck: Maria Joachimstaller

 

 

 

Premierenchronik

D UA 11. Juni 2021  Neuköllner Oper, Berlin

 

 

 

Inhaltsangabe


"In ´Eine Stimme für Deutschland´ kämpft die grüne Spitzenkandidatin Regula Hartmann-Hagenbeck verbissen gegen ihre mit allen Medienwassers gewaschene Konkurrentin Alina Deutschmann aus der AfD-Partei, auch wenn es nur um die Bürgermeisterschaft im kleinen Ort Hohenpfaffenberg-Siegertsbrunn geht. Regula ist mit allen grünen Wassern gewaschen, auch mit der idealistischen Zurschaustellung von ökologischen Werten. Doch selbst bei ihr hapert es gewaltig an der Umsetzung. Ihre Tochter Sophie und deren lesbische Freundin Anuk Gritli Hürlimann starten ein Ablenkungsmanöver und brechen im Auftrag der verzweifelten Regula in die Wohnung ihrer politischen Konkurrentin ein, um einen USB-Stick mit der Wahrheit über Alina Deutschmann zu stehlen und an die Öffentlichkeit zu bringen. Was sie dabei selbst erst spät erfährt: Alina ist ein Mann und der Vater sowohl von Sophies Mitschülerin Gerlind Deutschmann als auch von Sophie selbst."

(aus: Rosalie Rosenbusch: Begeisterndes politisches Doppeltes-Lottchen-Musical mit Witz, Uraufführung von "Eine Stimme für Deutschland" an der Neuköllner Oper. In: blickpunkt musical, Ausgabe 113 (04/2021), Seite 10-12)

 

 

 

Kritiken

 

"´Eine Stimme für Deutschland´ heißt das jüngste Werk von Autor Peter Lund und Komponist Thomas Zaufke, das mit Studierenden der Berliner Universität der Künste in der Neuköllner Oper zur euphorisch aufgenommenen Uraufführung gelangte. Nach reichlich Tohuwabohu pustet das Ensemble dem wilden Schlamasselschaum die Sahne weg. Verdienen wir, das Volk, wirklich keine bessere Politik, keine integren Kandidat*innen, keine zukunftsfähigeren Ideen und somit auch kein Happy End? Am Ende jedenfalls wird es richtig ernst. Die Akteure verweigern ihrem Publikum ein fröhliches Finale. Sie entschuldigen sich dafür mit einem herrlichen Pardon-Song, der alle berücksichtigt, die da zweieinhalb Stunden durch das Satire-Sieb geschüttelt wurden, nur die AfD bleibt ohne Absolution. Ein nachdenklicher Schluss, der den Plot unerwartet in eine andere Richtung dreht. Vorher geht es heftig zur Sache, manchmal auch wortdeftig, denn Peter Lund will der Lage der Nation schonungslos auf den Nabel schauen."

Heinz-Jürgen Rickert: Eine Stimme für Deutschland, Unterhaltsames Polittheater. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 208, August/September 2021, Seite 34-35.

 

"Die Musical-Kooperationen zwischen der UdK und der Neuköllner Oper sind immer Festivals der Spielfreude, hier aber, beim elften Musical des Erfolgsduos Zaufke/Lund tanzen, singen und spielen sich die angehenden Entertainmentprofis selbst an die Wald. Und zeigen dabei, warum der Berliner Studiengang so einen guten Ruf hat: Hier wird nicht nur auf Technik gedrillt, hier werden komplexe Persönlichkeiten ausgebildet. [...] Hier agieren vielschichtige, widersprüchliche Charaktere - und es geht um nicht weniger als die politische Meinungsbildung von Jugendlichen auf der  einen und die Ränkespiele des Machterhaltes im Volksvertreterbusiness auf der anderen Seite.

Ein schwerer, staatstragender Stoff, zumal im Superwahljahr 2021, dem der stets zu Wortspielereien aufgelegte Lund aber natürlich die Schwere zu nehmen versucht. Die Ideologien knallen pointenreich auf zwei Ebenen gegeneinander: Da sind die beiden Bürgermeisterinnen-Amtsanwärterinnen in der Kleinstadt Hohenpfaffenberg-Siegertsbrunn - und da sind die Töchter der alleinerziehenden Kandidatinnen, die sich in der Schule zunächst ähnlich unversöhnlich gegenüberstehen, ganz so wie ihre Mütter von den Grünen respektive der AfD.

Bis die Mädchen merken, dass ihre ehrgeizigen Erziehungsberechtigten mit dubiosen Methoden um den Wahlsieg ringen - die Linke ist dabei nicht besser als die Rechte - und sich gegen die Erwachsenen verbünden."

Frederik Hanssen: Politischer Zickenkrieg in der Provinz. In: Der Tagesspiegel, 12. Juni 2021.

 

"Auf den Postern zum Stück sieht man bereits Joel Zupan mit blonder Magda-Göbbels-Zopffrisur, im Stück spielt Zupan die AfD-Politikerin mit Countertenor und als ´genderfluide´ Person, die knallhart sagt: ´An die Sache zu glauben ist was für Menschen in der zweiten Reihe!´ Ihr geht es um Macht und den Schein, den sie aufrechterhalten muss, um diese Macht zu erlangen. Die Ideologie überlässt Deutschmann ihrer Wahlkampfhelferin mit dem passenden Namen Claudia Zweitens (gespielt von Clarissa Gundlach). Und die Konkurrenz wird kurz und bündig als ´Die grüne Fotze´ diffamiert. 

Nun wäre ein Musical mit einer genderfluiden Hauptrolle und einer homophoben ´grünen Fotze´ sicherlich ein großer Fortschritt für die ansonsten extrem hinter Entwicklungen in den USA und England herhinkende hiesige Musical-Szene, wo man lieber auf familienfreundliche Blockbuster setzt, statt irgendeinen Mut zum Anderssein demonstriert. Aber aus der Figur der Alina Deutschmann holt Regisseur Peter Lund dann bei weitem nicht das heraus, was man an LGBTIQ-Elementen herausholen könnte. Elemente, die im Stück angesprochen, aber nicht glaubhaft gezeigt werden. Und das obwohl Joel Zupan im Goldkleid eine wirklich beeindruckende Performance hinlegt - die aber eher an die Gerichtsreporterin Mary Sunshine im Gesellschaftssatire-Musical ´Chicago´ erinnern, als an eine dreidimensional entwickelte Hauptfigur, um die´s hier geht und die am Ende ein großes Liebesduett mit der Ex hat (´Falsch gemacht´).

Dieses Duett fühlt sich leider nicht wie der Höhepunkt des Stücks an, sondern geht inszenatorisch unter im Wirrwarr des Finales. Das wiederum alles auf eine Meta-Ebene rückt und sich beim Publikum für die eigene ´Plattheit´ entschuldigt.

Das Resultat? Der Abend hängt oft durch, kommt nicht recht in Fahrt, trotz der Hyperaktivität auf der Bühne, die von Ulrike Reinhard als rot-weiß-schwarze Deutschlandkarte attraktiv entworfen wurde."

Kevin Clarke: "Eine Stimme für Deutschland": Grüne Fotze vs. genderfluide AfD-Kandidatin. In: Online-Portal Klassik. com, 12. Juni 2021.

 

 

Kommentar

 
"Eine Stimme für Deutschland" war eine Koproduktion der Neuköllner Oper mit der Universität der Künste Berlin.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Eine Stimme für Deutschland". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 11. Dezember 2021.