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Kasi und Cress

Musikalischer Bericht


Musik und Text von Eugen Thomass

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 5. Juni 1982
Städtische Bühne Hagen, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Norbert Neukamp
  • Regie: Helmuth Froschauer
  • Choreografie und Bewegungsregie: Janez Samec
  • Bühnenbild: Peter Umbach
  • Kostüme: Ilse Evers
  • Chor: André Weiss

 

Besetzung:  

  • Kasi: Peter Zeug
  • Cress: Patricia Raine
  • Ziegler: Joseph D´Aßmann
  • Paul: Hannes Brock
  • 1. Polizist: Jürgen Dittebrand
  • 2. Polizist / Richter / Mann: Ralf Kissel
  • 3. Polizist: Timo Kepetzis
  • Schaffner / Nachtwächter / Betrunkener: Jean Schmiede
  • Mutter von Paul / Frau: Rita Zorn
  • Vater von Cress: Erwin Drieß
  • Die Zecken: Rudolf Hillebrand, Werner Hahn, Olaf Haugan, Libor Maly, Hennie Teunisse, Ulrich Hunziker, Thomas Böckmann, Axel Büchsenschütz
  • "Isarbild" und Finale: Maria Arnillas, Ursula Claus, Zenta Haerter, Glenda Percival, Irene Sabas, Judith Schusser, Ursula Schwarz, Sylvia Wintergrün, David Campos-Cantero, Yurdakul Ersaracoglu, Piotr Poplawski, Runc Sökmen

 

 

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Peter Zeug (Kasi)

© Privateigentum Peter Zeug

 

 

Premierenchronik

D UA 5. Juni 1982 Städtische Bühne Hagen

 

 

 

Inhaltsangabe


Die Geschichte spielt in einer deutschen Großstadt nach 1968. Im Zentrum steht die Liebesgeschichte von Kasimir (Kasi) und Creszenz (Cress). Sie ist die Tochter eines Unternehmers (Mopedwerkstatt), für den Kasi als Lehrling arbeitet. Er wird aber gekündigt, als der Vater mitbekommt, dass sich zwischen ihm und der Tochter eine Liebesbeziehung angebahnt hat. Kasi kehrt daraufhin zu seiner Gang zurück, den Zecken, deren Anführer er früher war. Seine Position hat inzwischen Paul eingenommen, ein Sohn wohlhabender Eltern, der zudem hinter Cress her ist und in Kasi somit einen doppelten Rivalen sieht.

Die Zecken treffen sich zumeist am Kiosk von Herrn Ziegler, dem einzigen Erwachsenen, dem die Jugendlichen Respekt zollen. Paul und Kasi tragen ihre Rivalitäten aus. Dabei greift Paul zu hinterhältigen Tricks. Selbst Ziegler kommt dabei ums Leben. Doch alle seine Versuche, Kasi ins Gefängnis zu bringen, scheitern. Cress steht zu ihm, wofür sie von ihrem Vater ins Heim gesteckt wird.

Schließlich flieht sie und bricht zusammen mit Kasi auf in ein neues Leben.

(Wolfgang Jansen)

 

 

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Patricia Raine (Cress), Peter Zeug (Kasi), Hannes Brock (Paul)

© Privateigentum Peter Zeug

 

 

Kritiken

 
"Offenbar unaufhaltsam steigt das Musical in der Beliebheitsskala des Publikums und beginnt schon die Operette zu überrunden (die sicher nicht und nie ausgedient haben wird, deren Ausläufer nach dem Zweiten Weltkrieg aber spätestens an die Notwendigkeit einer frischen Blutzufuhr erinnern). Die Uraufführung von Eugen Thomass´ Musical ´Kasi und Cress´ in Hagen ging über die Vorstellung einer Novität hinaus, setzte das Werk an den Anfang von ´Tagen des Musicals´, womit diesem Bühnengenre erstmals die Ehre eines Festivals zuteil wurde.

Die Mühe, Gastspiele verschiedener Bühnen für solch eine lebendige Anthologie zu koordinieren und einen attraktiven, längst ausgebuchten Workshop einzurichten (an deutschen Hochschulen fehlt bislang definitive Musical-Erziehung), wird noch übertroffen vom Einsatz für den 1980 ausgeschriebenen Wettbewerb. Mit Hilfestellung der Stadt Hagen und dem in letzter Zeit besonders rührigen Sekretariat für gemeinsame Kulturarbeit NRW und unter Begutachtung einer Spezialisten-Jury (u.a. Udo Jürgens) wurde von 38 zugelassenen Stücken ´Kasi und Cress´ von Eugen Thomass (Musik/Text) prämiert."

Christoph Zimmermann: Die Aufmüpfigen und die Saturierten, Hagen: Eugen Thomass´ Musical "Kasi und Cress" in Helmuth Froschauers Inszenierung. In: NZ, Nr. 131, 10. Juni 1982.

 

"Thomass´ Dramaturgie und Partitur können dieses Vorbild [West Side Story] nicht leugnen. Allerdings fehlen seiner Atmosphäre die explosiven Gegensätze und die Subtilität. Da wimmelt´s von schiefen Klischees: Polizisten z.B. sind knüppelschwingende, brutale ´Bullen´, gammelnde, ´abstaubende´ Rocker und der Aussteiger Kasi arme, unverstandene Idealisten.

Musikalisch mixt Thomass Jazz-, Pop-, Zwölfton- und Unterhaltungsmusikelemente zusammen. Während das Hagener Orchester unter Norbert Neukamp flott, exakt und schmissig musiziert, machen die unsingbaren Partien den Sängern erhebliche Schwierigkeiten.

Helmut Froschauer rückt in seiner Inszenierung die Bewegungsregie von Ballettmeister Janez Samec ostentativ und folgerichtig in den Vordergrund. Peter Zeug (Kasi) gewinnt dadurch markante Bühnenpräsenz. Seine bravouröse Geschmeidigkeit und elegante Gestik macht gesangliche Schwächen allemal wett. Patricia Raines dagegen voluminöser - allerdings zeitweilig arg tremolierender - Sopran dominiert auf der Bühne gesanglich."

Mariluise Jaitschko: Preis für eine musikalische Liebesgeschichte von heute, Die ersten deutsche Musical-Tage begannen in Hagen. In: Ruhrnachrichten, 8. Juni 1982.

 

"Das preisgekrönte Zeitstück ´Kasi und Cress´ des als Autor von Filmmusiken renommierten Münchner Komponisten und Texters Eugen Thomass (55) wurde bei der Uraufführungspremiere im Hagener Stadttheater ein bemerkenswerter Erfolg, vom Publikum anerkannt mit Bravo-Rufen und sehr herzlichem Applaus.

Was macht die Qualität dieses Zeitstückes aus, das sich formal und inhaltlich von den prägenden Broadway-Musicals abhebt?

Nicht allein die Musik, mit ausgeprägt eigenständigen Strukturen des Blues und Jazz, aber auch mit aggressiven Rockelementen, die in starkem Kontrast stehen zu lyrisch weichen Klängen. Thomass erweist sich in ´Kasi und Cress´ auch als feinnerviger und intelligenter Zeitkritiker, der fragwürdige Gesellschaftsordnungen, zweifelhafte Moral anprangern und seine nach sinnvollerem Leben strebenden Titelfiguren Kasi und Cress als Leitbilder zur Diskussion stellt. Die dramatische Spannung entwickelt sich aus dem Kontrast zweier Welten: Hier die in Selbstgenügsamkeit und biederer Bürgerlichkeit erstarrte Erwachsenenwelt ohne Schwung, dort die revolutionierende, nach neuen Lebensinhalten strebende Jugend. Authentische Münchner Situationen standen Modell, wurden jedoch transponiert in allgemeingültige Form. Das gibt diesem neuen Musical (Thomass selbst nennt es einen musikalischen Bericht) Gewicht.

Der Städtischen Bühne Hagen gelang es mit enormem technischen Einsatz in einem symbolhaft die verschiedenen Spielebenen andeutenden Bühnenbild (Peter Umbach) und Kostümen der 70er Jahre (Ilse Evers) das Anliegen von Thomass glaubhaft in Szene  zu setzen."

M.W.: Ein Stück Zeitgeschichte wurde in "Kasi und Cress" zum Musical, Premierengäste feierten Uraufführung mit Bravorufen und Applaus. In: Westfälische Rundschau, 7. Juni 1982.

 

 

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Ensemble

© Privateigentum Peter Zeug

 

 

Medien / Publikationen

 

Literatur

  • Städtische Bühne Hagen, Festschrift zum 75jährigen Bestehen des Hagener Stadttheaters, Eberfelder Straße, 1911-1986. Hrsg.: Städtische Bühne Hagen, Hagen 1986.
  • Wolfgang Jansen: "Tage des Musicals" in Hagen, Zur Entwicklungsgeschichte des Musicals in Nordrhein-Westfalen. In: Thomas Erlach, Thomas Krettenauer, Klaus Oehl, Burkhard Sauerwald (Hrsg.): Musikland NRW, Identität - kulturelle Praxis - Traditionen. Berlin: Lit 2022, Seite 247-271.

 

 

Kommentar

 
Die Uraufführung fand im Rahmen der ersten Hagener "Tage des Musicals" statt. "Kasi und Cress" war Gewinner eines Musical-Wettbewerbs, den die Städtische Bühne Hagen ausgerufen hatte, um das einheimische Musicalschaffen zu fördern.

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Kasi und Cress". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 25. Juni 2023.