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Tell

Musical


Textbuch von Hans Dieter Schreeb 
Liedtexte von Wolfgang Adenberg
Musik von Marc Schubring  
Arrangements von Stefan Mens
 


Inszenierung


Uraufführung: 18. Juli 2012
Walensee-Bühne, Walenstadt, Schweiz
 

  • Musikalische Leitung: Andreas Felber
  • Regie: Nico Rabenald
  • Choreografie: Christopher Tölle
  • Gesamtausstattung: Christoph Weyers
  • Kostüme: Armin Werner
  • Lichtdesign: Rüdiger Benz
  • Tondesign: Andreas Brüll


Besetzung:

  • Wilhelm Tell: Fabian Egli
  • Hedwig Tell: Pia Lustenberger
  • Walter Tell: Annette Huber
  • Hermann Gessler, Reichsvogt in Schwyz und Uri: Bruni Grassini
  • Johann, Herzog von Schwaben: Patric Scott
  • Werner, Freiherr von Attinghausen: Florian Schneider
  • Ulrich von Rudenz, Neffe von Attinghausen: Samuel Tobias Klauser
  • Walther Fürst: Christoph Wettstein
  • Konrad Baumgarten: Matthias Beurer
  • Arnold von Melchtal: Oliver Frischknecht
  • Werner Stauffacher: Wolfgang Grindemann
  • Gertrud Stauffacher: Sylvia Heckendorn
  • Frau von Bruneck: Cécile Gschwind
  • Berta: Eveline Suter
  • Hauptmann: Oliver Koch
  • Ensemble und Cover Tell: Nikolas Gerdell
  • Ensemble und Cover Stauffacher: Thorsten Kugler
  • Ensemble und Cover Gessler: Vladimir Korneev
  • Ensemble: Deborah Handschin, Angela Hunkeler, Sarah Madeleine Kappeler, Philipp Kreinbucher, Matthias Kreinz, Claudia Kübler, Michael Odendahl, Raya Sarontino, Tina Tanner

 

 

Premierenchronik

CH UA 18. Juli 2012 Walensee-Bühne, Walenstadt

 

 

Inhalt


"Die Handlung beginnt mit Wilhelm Tells Rückkehr in seine Heimat zu seiner Frau Hedwig und seinen Sohn Walter, als er dem verfolgten Konrad Baumgarten über den stürmischen Vierwaldstättersee hilft. Die Kantone der heutigen Innerschweiz werden durch machtbesessene Landvögte im Dienste der Habsburger kontrolliert. Des Königs Neffe Johann Herzog von Schwaben kommt auf Inspektionsreise in die Burg des berüchtigten Landvogts Hermann Gessler, auf der sich auch der lokale Adel aufhält, darunter die ergebene Frau von Bruneck sowie ihre Tochter Berta. Um diese bemüht sich der junge Ulrich von Rudenz, der sich als Neffe des Freiherrn von Attinghausen aus Uri jedoch auf die Seite der Habsburger stellt und somit praktisch gegen sein Volk. Als Gessler die Tyrannei auf die Spitze treibt und den Zorn des Volkes endgültig auf sich zieht, treffen sich mutige Vertreter der drei Kantone Uri, Schwyz und Unterwalden auf der Rütliwiese, um den alten Schwur zu erneuern. Der als vortrefflicher Schütze bekannte Wilhelm Tell lässt sich jedoch nicht für die gemeinsame Sache begeistern und geht dem sich anbahnenden Konflikt zunächst aus dem Weg. Als Tell dem auf einer Stange angebrachten Hut als Symbol der Unterwürfigkeit den Gruß verweigert, soll er zur Strafe mit seiner Armbrust einen Apfel vom Kppf seines Sohnes Walter schießen. Nach dem gelungenen Schuss wird er trotzdem gefangen genommen. Bei der bewachten Überfahrt auf dem See kann Tell fliehen und trifft Gessler mit dem nächsten Pfeil in der berühmten hohlen Gasse auf dessen Pferd. Gesslers Tod markiert den Beginn des erfolgreichen Aufstands gegen die Habsburger, das Volk erlangt wieder seine Unabhängigkeit und Freiheit. Tell zerstört am Ende jedoch seine Armbrust, um in Frieden leben zu können."

(aus: Gunnar Habitz: Tell, Die Schweizer Urgeschichte am Walensee. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 157, Oktober/November 2012, Seite 11-13)

 

 

Kritiken

 

"Die 26 Songs umfassende Partitur von Marc Schubring offenbarte eingängige, eher klassisch anmutende Melodien sowie eine Vielzahl schöner Duette, etwa von Wilhelm und Hedwig Tell oder den Stauffachers. Der große Ohrwurm blieb zwar aus, ohne dabei den Hörgenuss zu schmälern. Die musikalische Motivarbeit bei den ´bösen´ Charakteren erschien jedoch eine Spur zu disharmonisch, etwa in Gesslers mehrfach gesungenem Stück ´Respekt´. Die Arrangements besorgte einmal mehr Stefan Mens, der musikalische Vater der ´Heidi´-Musicals.

Die Liedtexte aus der Feder von Wolfgang Adenberg nahmen einige Zitate von Schillers Vorlage auf. Auch im Musical war Tell kein Mann großer Reden, sondern blieb freiwillig im Hintergrund und fiel eher durch seine Taten auf. Statt sich lange auszudrücken, versteckte er sich hinter Weisheiten wie ´Der Starke ist am mächtigsten allein´.

Das ergreifende Musical eignete sich als  viertes Stück am Walensee mit ausschließlich Schweizer Bezug bestens für die auf 60 Meter verbreiterte Seebühne. Die Zuschauer konnten nicht nur bekannte Zitate wie ´Durch diese hohle Gasse muss er kommen´ wiederfinden, sondern vor allem die typischen Schweizer Werte wie Freiheit, Gerechtigkeit und Nächstenliebe wiedererkennen, verpackt in eine emotionale Darstellung."

Gunnar Habitz: Tell, Die Schweizer Urgeschichte am Walensee. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 157, Oktober/November 2012, Seite 11-13.

 

Doch wer ist der Mann, den Marc Schubring mit seinen klangvollen Kompositionen zeichnet, die musikalisch zwischen Claude-Michel Schönberg, Maury Yeston und Frank Wildhorn liegen, und doch einen ganz eigenen Charakter haben? Wer der Mann, dessen im besten Sinne einfache und klare Denkweise Wolfgang Adenbergs Liedtexte so viel Aussagekraft geben, die auch Schiller’sche Versatzstücke geglückt verarbeiten? Selten hört man in einem Musical eine solch schöne Sprachmelodie wie in ´Tell´. Wer der Mann, dessen Figur Hans Dieter Schreebs Buch als Inbild von Geradheit, Ehrlichkeit und Mut auf die Bühne bringt und als einen Menschen, der sich nichts mehr wünscht, als mit seinem Sohn und seiner Frau in Frieden zu leben?

[...] Als die erfolgreichen Aufständischen Tell als Initiator ihres Freiheitskampfes vereinnahmen wollen, zieht er mit seiner Familie auf seinem eigenen Weg gegen den Strom in der Hoffnung, endlich Frieden zu finden. Und doch, tönt es zum Abschluss von den Damen und den besonders starken Herren des ´Tell´-Ensembles: ´Erzählen wird man von dem Schützen Tell, solange wie die Schweiz besteht.´ Das Finale endet mit einer Reprise des mitreißenden Rütlischwurs, die auch die großartige Leistung der 12 Musiker unter Leitung ihres musikalischen Leiters Andreas Felber abrundet. Gleichwohl wünscht man den klangvollen Kompositionen Marc Schubrings, welche die Geschichte tragen und vorwärtstreiben, eines der großen Staatstheaterorchester, damit das Ganze noch mehr Gewicht erhält.

Nach langer Zeit wieder ein dramatisches Epos, das berührt und mitnimmt, und in dem sich die Worte fügen, als ob sie dorthin gehören."

Barbara Kern: "Ich habe nur getan, was getan werden musste" – Rezension zur Uraufführung "Tell". In: um united musicals [online], 25. Juni 2012. [ https://unitedmusicals.de, 2020 ]

 

"Wilhelm Tell ist in diesem Stück ein typischer Antiheld, der erst durch verschiedene Umstände zum Helden avanciert, der er gar nicht sein will: ´Ich habe nur getan, was getan werden musste´, sagt er in einer Szene. Fabian Egli nimmt man den zweifelnden Menschen ab. Zuallererst versteht sich sein Tell als sorgender Familienvater, doch durch seinen Gefängnisaufenthalt kennt er auch den Wert der Freiheit und lässt sich deshalb nicht unterdrücken. Der Tod Gesslers bedeutet für ihn in ersten Linie die Erlösung seiner Familie vor der Gefahr eines Größenwahnsinnigen. [...] 

Pia Lustenberger spielt und singt Tells besorgte Ehefrau Hedwig mit Ehrlichkeit und Gefühl. Die Frauen erfüllen ohnehin eine wichtige Aufgabe im Stück: Sie sind es, die ihre Männer anspornen. Hedwig will, dass ihr Mann sich um die Familie kümmert. Berta verlangt von Ulrich, sich auf die Seite der Unterdrückten zu stellen. Gertrud Stauffacher, die Frau vom Landammann Werner, hält ihren Gatten an, sich endlich zu verbünden und den Kampf gegen die Tyrannei aufzunehmen. ´Wenn nicht du, wer dann´, ist ihr gesanglicher Aufruf zum Widerstand. [...]

Eine nicht minder imposante Kulisse als der natürliche Hintergrund bietet die Bühne von Christoph Weyers, die 60 Meter breit und 30 Meter tief und ganz aus Holz gebaut ist. Rund 4,5 Kilometer Baumstämme wurden zu einer Art Festung verarbeitet, inklusive einer freien Fläche mit integrierter Hebebühne in der Mitte. Links und rechts stehen zwei 13 Meter hohe Lichttürme, in denen sich jeweils die Wohnzimmer von Attinghausen, respektive Gessler befinden. Außerdem wurden 200 Tonnen Steine für den untersten Teil des rechten Turms und Teile der Bühne verwendet."

Christian Spielmann: Wilhelm Tell als Antiheld im Freiheitskampf, Uraufführung Tell auf der Wahlensee-Bühne in Walenstadt. In: blickpunkt musical, Ausgabe 60, Nr 5/12, September-November 2012, Seite 4-6.

 

 

Medien / Publikationen

 

Literatur

  • Friedrich Schiller: Wilhelm Tell. Schauspiel. In: Ders.: Sämtliche Werke in zwölf Bänden, Band 6, Potsdam: Hachfeld o.J., Seite 3-97.

 

 

Empfohlene Zitierweise


"Tell". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 30. Juli 2020.