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Wodka für die Königin

Musical in 6 Bildern


Musik von Peter Thomas  
Mitarbeiter des Komponisten: Eberhard Soblik 
Textbuch und Gesangstexte von Ika Schafheitlin und Helmut Gauer 

 


Inszenierung


Uraufführung: 14. November 1968
Operettenhaus, Hamburg, Bundesrepublik Deutschland
 

  • Regie: Werner Saladin
  • Regie-Assistent: Kiomars Samimi
  • Musikalische Leitung und Einstudierung: Arne Hülphers / Hansgünter Fessel
  • Choreografie: Sam Sanders
  • Assistenz Choreografie: Erika Lihn
  • Bühnenbilder: Philipp Blessing


Besetzung:

  • Aureliana, Königin von Bessadanien: Zarah Leander
  • Irina, ihre Tochter: Marita Kral
  • Veruschka, ihre Tochter: Ursula Dietz
  • Cirillo, Minister: Walter van Raay
  • Tutu, Staatssekretär: Willy Witte
  • Ottone Moretto y Cabana, Student: Eckard Rühl
  • Diego Morales jun.: Michael Korrontay
  • Mrs. Appelgreen: Herta Worell
  • Der Wirt: Johannes Drath
  • Akulina: Hannleore Schoenfeld

 

  • Das Damen- Sextett: Erika Florack, Marion von Keller, Rosemarie Strauss, Ingrid-Herta Verch, Ingrid Vonkahl, Antje Wahlen und Hanna Waage
  • Das Herren-Sextett: Harry Brandert, Michael Genz, Will Heyden, Hermann Krüger, Peter Nikolaus, Peter Rosemeyer
  • Das Parlament: Jens Helmer, Hans Peter Nüesch, Manfred Risch, Jürgen Wolf
  • Hofbedienstete: Fritz Gönner, Peter Leptien, Margit Sickert-Denkmann
  • Die Tänzerinnen: Hannelore Becker, Ruth Gleim, Borghild Hinrichs, Barbara Inselmann, Margitta Marenke, Rita von der Meden, Birgit Pawlik, Marion Thüren, Ilona Toder
  • Die Tänzer: Lothar Anton, Volker Clages, Robby Hill, Günther Naroska, Miroslav Tesárek, Joachim Volkmann

 

 

Premierenchronik

D UA 14. November 1968 Operettenhaus, Hamburg
A EA 4. September 1969 Raimund-Theater, Wien

 

 

Inhaltsangabe


"Aureliana, unsere Musical-Königin von Bessadanien, dankt nicht nur aus ´Herrschermüdigkeit´ ab, sondern mehr noch, um ihrer kleinen Schwäche für den Wodka in Ruhe und mit Genuß nachgehen zu können. Auch ihre Töchter haben ´schwerwiegende´ Gründe, die Thronfolge abzulehnen. Die Erstgeborene ´Akulina´ hat sich bereits vor Jahren abgesetzt und wird als ´dunkler Punkt´ tunlichst verschwiegen. Irina, die zweite, hat sich bei ihrem Studium in Sexiko-City vorherrschend mit dem Studenten Ottone beschäftigt, einem temperamentsgeladenen Revoluzzer, dessen aufrührerischen Ideen zuliebe sie den Königshof ihrer Mutter für eine Wäscherei ausgegeben hat. Veruschka, die Jüngste, ist weit davon entfernt, ihre Teenagerfreiheit einem langweiligen Throne zu opfern. Anläßlich der Sensationsmeldung über die Abdankung der Königin von Bessadanien erfährt Ottone von Diego, dem Sohn eines reichen Madeirafabrikanten, daß seine schlichte Irina eine ´Blaublütige´ ist, die nicht nur zur Thronfolge bestimmt ist, sondern auch Diego als ´Prinzgemahl´ nehmen soll, um die Finanzen des Bessadanischen Hofes wieder aufzufrischen. Diego, der sich bei einem flüchtigen Treffen in Veruschka verliebt hat, denkt gar nicht daran, die Stellung eines ´Prinzgemahls´ anzunehmen.

Die beiden jungen Männer beschließen, mit vertauschten Rollen die Krönungs- und Verlobungsfeierlichkeiten in Bessadanien zu torpedieren. Es wird ein Volltreffer. Nach einem dreimaligen Thronwechsel der Prinzessinnen innerhalb von 20 Minuten ist die Geduld des Volkes erschöpft, und die Republik unter der Führung des Ministers Cirillo wird ausgerufen. Aureliana wird mit ihren Töchtern in das ´Exilschlößchen Solimüde´ verbannt.

An der Druckerpresse beginnt Aureliana, mit Hilfe ihres getreuen Sekretärs Tutu, Flugblätter herzustellen, um für die kommenden Wahlen gegen die neue Regierung zu wühlen. Für einen Wahlkampf braucht man aber Geld, und gerade das fehlt Aureliana. Unerwartete Hilfe erhält sie durch Mrs. Appelgreen, eine Vertreterin des Rattlesnake-Spirituosenkonzerns in New York. Sie bietet der Königin Millionen-Kredite an, falls diese bereit wäre, ihr Conterfei für die westliche Wodka-Marke, betitelt ´Queens Wodka´, zur Verfügung zu stellen. Aureliana willigt ein.

Durch das wirksame Reklameplakat - Aureliana im Krönungsornat mit einer Wodkaflasche im Arm - verdoppelt sich in Kürze der Wodkaumsatz! Aureliana siegt im Wahlkampf und kommt erneut an die Macht. Ungeklärt bleibt nur das Problem der Thronfolge. Weder Irina noch Veruschka noch Akulina, der aus Liebe zu Cirillo plötzlich aufgetauchte ´dunkle Punkt´, haben Gelüste, den Thron zu besteigen.

Doch wie in jedem Märchen, erscheint ein guter Geist, um das Happy-End zu sichern. Hier ist es Mrs. Appelgreen, die Aureliana die Offerte macht, sie monatlich einmal mit Wodka aufzuwiegen, falls Aureliana bereit wäre, wieder selber zu regieren. Diesem Angebot kann Aureliana nicht widerstehen und besteigt aufs neue den Thron." 

(Ika Schafheitlin, aus dem Programmheft der Uraufführung)

 

 

Kritiken


"Wodka aus dem Tintenfäßchen, Wodka aus der aufklappbaren Dante-Büste, Wodka aus dem Faß und aus der Flasche: ´Wodka für die Königin´, Zarah Leander, den Star der üppigst aufgezogenen Show, die man unter dem zugkräftigen Titel modisch ´Musical´ nennt. [...]

Bei den heftigen Ovationen, mit der man sie in Hamburg (und anderswo) immer empfing, wunderte es nicht, daß auch für dieses bessadanische Abenteuer der Applaus gewaltig war, ostentativ und lang. Und eindeutig nicht nur getragen von verklärender Erinnerung.

Denn wenn auch der Beginn klippenreich, ihr berühmtes Händeflattern eckig, der Gang etwas steif; wenn sie  auch nicht, bei aller Liebe zum Frivolen, noch einmal in die Rolle der Femme fatale hätte zurückschlüpfen dürfen, mit heftigen Peitschenknall zum Song ´Viel Geschrei mit der Liebe wird bei mir nicht gemacht...´, so sprang sie doch mit unversehrter Vitalität und erstaunlichem Temperament über die offenkundigen Hürden (auch der Regie). Ein Mythos, der sich die Freiheit nahm, sich selbst zu verulken, mit Energie.

Und wo sie schwermütig-verhangen Vergangenheit beschwor mit dem Hauptlied des Musicals ´Das ist die große Zeit´, mußte man kapitulieren vor der immer noch imponierenden Ausstrahlung der Stimme."

re.: Wodka für die Königin Zarah, Beifallsstürme im Operettenhaus. In: Die Welt, 16. November 1968.

 

"Ein wenig Soul-Jazz als Ouvertüre; ein wenig modisch phosphorisierendes Ballett im Dunkeln - dann greift der Spot sie: Zarah Leander. Majestätisch sitzt sie hinter ihrem Schreibtisch und der Beifall bricht los, noch ehe sie ein Wort gesagt, eine Note gesungen hat. [...]

Die Geschichte von der Königin Aureliana des Phantasiestaates Bessadanien, die abdankt, um sich von den Regierungsgeschäften zu erholen und einmal in Ruhe, ohne Angst vor der Kabinettsitzung am nächsten Morgen ihren Wodka trinken zu können, dann aber, weil ihre Töchter sich mehr für ihre eigenen Affären als für die des Staates interessieren, den Thron aufs neue besteigt, ist ziemlich dünn. Ika Schafheitlin und Helmut Gauer wollten modern sein, ohne es mit jemanden zu verderben.

Ein Student mit Revoluzzerbart tritt auf, und beatfreudig tummelt sich die Jugend in Sexiko-City, und dieser Namen deutet ja nicht nur auf die Höhenlage des Ortes, sondern auch auf die des Humors.

All diese zeitnahen Tupfer können nicht davon ablenken, daß die liebe alte Operette hier Pate gestanden hat. Aus dem Walzertraum ist ein Souldream geworden, zu dem Peter Thomas eine sehr schnittige und aparterweise besonders in den getragenen Nummern auch eine inspirierte Musik eingefallen ist. Ansonsten wird kein Operettenklischee ausgelassen. Sogar die komische Figur, die den dritten Akt streckt, ist erhalten geblieben."

Werner Burkhardt: Zarah Leander - es war ihr großer Tag, Die Uraufführung des Musicals "Wodka für die Königin" in Hamburg. In: Süddeutsche Zeitung, 18. November 1968.

 

 "Seit 1918 sind Reiche in Trümmer gefallen, Kronen purzelten von erlauchten Häuptern. Der Zar mußte gehen und der König von Rumänien; von den Habsburgern, denen ja bekanntlich nichts erspart blieb, ganz zu schweigen. Wessen romantisches Gemüt darob immer noch in Kümmernis gerät, der weiß das Schlimmste noch nicht. Erst nach Ansicht des ´Wodkas für die Königin´ kann er ermessen, was Abschied und Abstieg heißt. Er erlebt da nämlich, wie das Altenteil der Operette aussieht, und dagegen nehmen sich alle Exile leibhaftiger anderer Herrscher rosig aus.

Denn nicht nur Universitätsstädte heißen ´Sexico City´. Das Schloß, wo Aureliana die blauen Stunden verlebt, nennt sich Solimüde, der Staatssekretär, der irgendwann - Männerbeine sind ja auch zu drollig - im Schottenröckchen auftreten muß, heißt TuTu, worauf ihn ein Gastwirt, dem er sich vorstellt, fragt: ´Warum duzen Sie mich eigentlich?´ Auch sonst schießt der Übermut üppig ins Kraut. Wo der Humor endet, beginnen die Wunschträume. Wer möchte nicht wie Printzessin Veruschka einen revoluzzenden Studenten namens Ottone Moretto y Cabana lieben, wer nicht wie Prinzessin Irina von einem Diego Morales jun. geliebt werden?

Die Musik von Peter Thomas hält, was ein Text wie ´Sexico City, Sexico City / Das ist die Stadt im Flügelkleid´ verspricht. Sie klingt, als sei sie einer unlauteren Beziehung des Vetters aus Dingsda mit der neudeutschen Schnulze entsprungen. Dazu tanzt ein Ballett, dessen Choreographie vor allem aus der Tatsache Kapital zu schlagen sucht, daß weiße Kleidungsstücke in ultravioletter Beleuchtung magisch aufleuchten, während sich über die hüpfenden Figuren gnädiges Dunkel breitet."

Hellmuth Karasek: Omas Operette, Zarah Leander trinkt in Hamburg "Wodka für die Königin". In: Die Zeit, Nr. 48, 29. November 1968.

 

 

Medien / Publikationen

 

Literatur

  • Paul Seiler: Zarah Leander, Ein Kultbuch. Reinbek: Rowohlt 1985.
  • Jutta Jacobi: Zarah Leander, Das Leben einer Diva. Hoffmann & Campe 2006.

 

 

Empfohlene Zitierweise


"Wodka für die Königin" [Hamburg]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 4. April 2020.