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West Side Story

Musical 


Buch von Arthur Laurents, nach einer Idee von Jerome Robbins
Musik von Leonard Bernstein
Liedtexte von Stephen Sondheim 
Instrumentation von Leonard Bernstein in Zusammenarbeit mit Sid Ramin und Etwin Kostal

 


Inszenierung


Deutsche Erstaufführung (in Englisch): 15. Juni 1961
Deutsches Theater, München, Bundesrepublik Deutschland
 

  • Musikalische Leitung: Joseph Lewis
  • Regie und Original-Choreographie: Jerome Robbins
  • Überwachung der Aufführung: Gerald Freedmann
  • Überwachung der Choreographie: Lee Becker
  • Dekorationen: Oliver Smith
  • Kostüme: Irene Sharaff
  • Beleuchtung: Jean Rosenthal


Besetzung:

Die "Jets"

  • Riff, der Chef: Thomas Hasson
  • Tony, sein Freund: Don Grilley
  • Action: George Liker
  • Arab: Alan Johnson
  • Baby John: Michael Bennet
  • Big Deal: Grover Dale
  • Diesel: Stan Papich
  • Gee-Tar: Dick Corrigan
  • Mouth Piece: Michael Stuart
  • Tiger: Jerry Norman

 

Ihre Mädchen

  • Graziella: Sandy Leeds 
  • Velma: Audrey Hays
  • Pauline: Gwen Lewis
  • Minnie: Shelley Chaplan
  • Clarice: Connie Greco
  • Anybodys: Marlene Dell

 

Die "Sharks"

  • Bernardo, der Chef: Jay Norman
  • Maria, seine Schwester: Jan Canada
  • Anita, seine Freundin: Yvonne Othon
  • Chino, sein Freund: Carlos Carrion
  • Indio: Bob Avian
  • Luis: Sal Angelica
  • Anxious: Wakefield Poole
  • Nibbles: Ed. Dutton
  • Juano: Caesar Tamborino
  • Toro: Luis Santiago 
  • Moose: Jaime Rogers

 

Ihre Mädchen

  • Rosalia: Marilyn Cooper
  • Terresita: Roberta Keith
  • Estella: Adrianne Rogers
  • Marguerita: Barbara Richman
  • Consuelo: Gloria Higdon
  • Francisca: Bonnie Broday

 

Die Erwachsenen

  • Doc: Albert Ottenheimer
  • Lt. Shrank: Ted Gunther
  • Krupke: Warren Brown
  • Gladhand: Don Heller

 

 

Premierenchronik

USA UA 26. September 1957 Winter Garden Theatre, New York
GB EA 12. Dezember 1958 Her Majesty´s Theatre, London
D EA (i. Engl.) 15. Juni 1961 Deutsches Theater, München
A EA (i. ? ) 8. April 1965 Theater an der Wien, Wien
A Dspr. EA 28. Februar 1968 Volksoper Wien
CH EA 2. Mai 1970 Opernhaus Zürich
D EA (i. Deutsch) 29. Oktober 1972 Opernhaus Nürnberg
DDR EA 15. März 1984 Opernhaus Leipzig

 

 

Inhaltsangabe

 

Die Geschichte spielt in den 1950er Jahren in New York City. Zwei Jugendgangs befehden sich, ohne erkennbaren Anlass und erklärtes Ziel. Es eint sie jedoch die Ablehnung der behördlichen Autorität, etwa in Form der Polizei. Die Jets sind Weiße, stammen aber aus desolaten Sozialverhältnissen. Die Sharks sind Farbige, stammen aus Puerto Rico und sind erst kurze Zeit in den Vereinigten Staaten.

Anführer der Sharks ist Bernardo, dessen jüngere Schwester Maria frisch eingetroffen ist und im Geschäft von Anita, seiner Freundin, arbeitet. Als älterer Bruder hat er die Verantwortung über Maria, die er ernst nimmt.

Anführer der Jets ist Riff, der seinen Vorgänger, Tony, bittet, bei der nächsten Schlägerei mit den Sharks wieder dabei zu sein. Tony hat aber bei Doc, einem Drugstore-Inhaber, einen Job gefunden, den er nicht aufs Spiel setzen will. Doch er lässt sich überreden, beim nächsten Treffen dabei zu sein.

Die Gangs treffen sich mit ihren Freundinnen zum Tanz in einer Turnhalle, um im harmlosen Ambiente alles zu bereden. Maria ist zum ersten Mal dabei. Sie und Tony treffen aufeinander und verlieben sich spontan. Bernardo geht dazwischen und schickt Maria nach Hause. Tony läuft verzückt durch die Nacht und hat den anstehenden Kampf völlig vergessen. Maria und er treffen sich zufällig auf der Rückseite ihres Wohnhauses, worauf er die Feuerleiter erklimmt und sie einander ihre Liebe erklären.

Sie verabreden sich für den nächsten Tag zu Feierabend in Anitas Geschäft für Brautbekleidung. Anita erkennt, was los ist, schweigt aber. Angeregt von der Schaufensterbekleidung vollziehen Tony und Maria spielerisch die Ehe-Zeremonie. Maria weiß, dass die Jungs sich schlagen wollen und bittet Tony, dem Kampf aufzuhalten. Er verspricht es ihr.

Tony erscheint am verabredeten Ort, als man gerade anfangen will. Er geht dazwischen, will sich auch nicht von Bernardo provozieren lassen, ist dieser doch der Bruder der geliebten Maria, ein künftiger Verwandter, mit dem Tony sich gut stellen will. Doch die Situation gerät außer Kontrolle, Bernardo ersticht Riff, worauf Tony voller Wut über den Tod seines Freundes Bernardo umbringt.

Polizeisirenen erschallen, alles flieht, zurück bleiben zwei Leichname.

Tony geht zu Maria, die von Anita bereits alles erfahren hat. Ihre Liebe zu ihm ist aber größer als ihr Schrecken. Sie nimmt ihn in die Arme. Die beiden vollziehen gleichsam ihre Hochzeitsnacht. Am nächsten Morgen geht Tony zu Doc, bittet ihn um Geld. Er will mit Maria abhauen.

Die Polizei kommt zu Anita und fragt nach Tony. Auf Mord steht die Todesstrafe. Maria bittet ausgerechnet Anita, den Mörder ihres Geliebten zu warnen. Anita geht trotzdem, trifft im Drugstore jedoch auf die Jets, die sie vergewaltigen. Doc geht dazwischen, worauf Anita, angeekelt und voller Hass, verkündet, dass Maria von Chino, einem Mitglied der Sharks, erschossen worden sei. Tony rennt daraufhin durch die Stadt, auf der Suche nach Chino, um sich ebenfalls erschießen zu lassen. Es kommt zufällig zum Zusammentreffen aller drei: Chino erschießt Tony, der Maria, die ihn suchte, für eine Halluzination hält. Tony stirbt in ihren Armen. Die Jets und Sharks treffen ein, und auf Veranlassung von Maria tragen beide Gruppen gemeinsam den Leichnam von der Bühne – ein Hoffnungszeichen.

(Wolfgang Jansen)

 

 

Kritiken


"Die Ankunft des legendären Broadway-Musicals auf dem europäischen Kontinent ist ein Ereignis, das nur Snobs und solche, die immer alles besser wissen, unberührt lassen kann. Es ist die Ankunft eines Amerika, das einen Mut besitzt, den wir längst verloren haben: den Mut, sich selbst darzustellen und zu sich selbst zu bekennen. ´West Side Story´ ist eine unglaubliche Mischung aus Natur und Künstlichkeit, aus hämmernder Motorik und artistischer Perfektion, aus hemmungsloser Romantik und wildem Ungestüm. Nichts, was bei uns hervorgebracht wird, kommt an Selbstenthüllung diesem Spiegelbild gleich, das unsere ermattenen Sinne verstört und unseren spätzeitlichen Geschmack nicht selten verletzt. [...] Nirgends erreicht diese Handlung die exemplarische Tiefe der Tragödie Shakespeares. Sie bleibt Story. Ihr Format ist das des Magazins. [...] Wie können wir diese federnden Leiber vergessen, die den Rhythmen einer eklektischen Musik Figuren von bestürzender Motorik und schwebender Leichtigkeit entlocken? Muster von der Art des Mobiles, kreisende, springende, webende, schwebende Traumgespinste aus Fleisch und Blut, die uns lange verfolgen werden. Alles andere - Handlung, Musik, Decór - ist sekundär. Der Meister heißt Robbins."

Siegfried Melchinger: West Side Story, Auftakt der Deutschland-Tournee des Broadway-Musicals. In: Stuttgarter Zeitung, 19. Juni 1961.

 

"Das Buch stammt von Arthur Laurents, der bei der Abfassung einmal flüchtig in Shakespeares ´Romeo und Julia´ hineingeschaut haben mag; die Musik, laut, lärmend, dürftig und gelegentlich von billiger Puccini-Sentimentalität, schrieb der eminente Dirigent Leonard Bernstein; die platten Liedertexte hat Stephen Sondheim verfaßt. [...] Beiden, den Gründlingen im Parkett und den Kindern des Olymp, wird nicht bewußt, was da sls höchst fragwürdige Kunstform, verballhornend, vordergründig schmachtend, schmerzend, in jedem Fall drohend auf uns zukommt; eine gefährliche Simplifizierung alles in allem genommen. [...] Wenn wir, ohne Wehmut, Abschied nehmen von der West Side Story, verfolgt uns doch noch dieser Angsttraum: daß nämlich irgendein fortschrittlicher deutscher Intendant auf den Gedanken kommen könnte, mit seinem Ensemble das fragwürdige Musical seinem Publikum anzubieten. Wäre das die Folge dieses letztlich doch unterrichtenden Gastspiels, wir würden wünschen müssen, daß Kolumbus Amerika nie entdeckt hätte." 

Erich Pfeiffer-Belli: Wo sind sie geblieben, die schönen alten Verse, Eindrücke eines Shakespeare-Verehrers bei dem amerikanischen Musical "West Side Story". In: Die Welt, 22. Juni 1961.

 

"Nach einem recht überflüssigen Vorspiel, dessen mangelnder musikalischer Substanz wohl die Formel ´akzentuierter Brei´ am angemessensten wäre, erlosch das Licht, hob sich der Vorhang, herrschte Robbins´ Kunst über alles und allem. (Die ´Dance Company´ dieses einzigartigen Choreographen ist trotz Béjart gewiß das kühnste, ´fortschrittlich´-interessanteste Tanzensemble der Welt. Robbins selbst aber versteht sich nicht nur auf Modernismen, sondern auch auf Musicals.) Solche choreographische Diktatur aber ließ die Handlung, die Musik, die wohlgelungenen ´Typen´ und Extravaganzen zurücktreten. Plötzlich war klar, warum die Enthusiasten des Musicals bei irgendwelchen Einwänden immer betonen: ´Aber darauf kommt es doch nicht an, nur das Ganze ist wichtig´- als ob man sich ein Ganzes vorstellen könnte, bei dem nicht doch von der Beschaffenheit der ´Teile´ alles abhängt. [...] Die Stars dieses Gastspiels ließen keinen Augenblick vergessen, wie sehr die Musik hier Nebensache ist: sie entäuschten allesamt mit dünnen, sentimentalen Liebhaberstimmen: verglichen mit dem Organ des Romeo dieser Geschichte ist Bing Crosby wahrlich ein Schaljapin. Und verglichen mit dem hinreißenden Charme von ´My Fair Lady´, wo nicht wüste Straßenkämpfe, Fanatismus und Leichen vom Musical bewältigt werden wollen, sondern die Karriere eines Blumenmädchens und die Londoner high society, ist die West Side Story eine musikalisch dünne, banale, mit ängslichem Schielen auf Wirkung ein Klischee ans andere hängende Adaption. [...] Da, wo gelitten wird - wo die Musik anfängen müßte zu sprechen -, da schweigt sie kümmerlich, öde, wenn auch lärmend vor sich hin. Nichts, was nicht schon hundertmal vom Erfolg bestätigt worden wäre, haben die Fachleute in den Bezirk dieses bösen Reißers hineingelassen. Alle Spontaneität, alle Freiheit, alles ehrliche Gefühl, alle wirkliche Härte sind verbannt - kitschiger kann keine Operette, unwahrer kein Film, wohlkalkulierter kein Prospekt, keine Reklame sein." 

Joachim Kaiser: "Glänzend gemacht" - aber Kitsch, Jerome Robbins´ "West Side Story" in der Bundesrepublik gezeigt. In: Theater heute, Nr 8, August 1961, Seite 3-6.

 

 

Medien / Publikationen

 

Audio-Aufnahmen

  • "West Side Story". Original 1957 Cast Recording, Studio-Einspielung. Naxos8.120887, published 2009 (1xCD).
  • "West Side Story". Studio-Einspielung mit Gerhard Wendland, 1962, Philipps 345 525 (Vinyl-Single).
  • "West Side Story" / "Porgy and Bess". Studio-Einspielung, u.a. mit Peter Beil und Monika Dahlberg, 1964, Philipps 838 903 SY (Vinyl-LP).
  • "West Side Story", Original Cast Recording, Volksoper Wien 1968, Studio-Einspielung, CBS 70040 (Vinyl-LP).

 

DVD / Video 

  • "West Side Story". DVD der Verfilmung von 1961, United Artists #15930 117.

 

Literatur:

  • William Shakespeare: Romeo und Julia. In: Ders.: Werke in acht Bänden. Frechen: Komet o.J., Band 6, Seite 287-375.
  • Keith Garebian: The Making of West Side Story. Oakville: Mosaic Press 1995. 
  • Misha Berson: Something´s Coming, Somthing Good. West Side Story and the American Imagination. Milwaukee: Applause 2011.
  • Wolfgang Jansen: West Side Story, Vom Wagnis zum Klassiker. In: Ders.: Musicals, Geschichte und Interpretation. Münster u.a.: Waxmann 2020, Seite 93-134. 

 

 

Kommentar


Das Musical basiert auf der Tragödie "Romeo and Juliet" von William Shakespeare.

Bei der DEA handelt es sich um ein Gastspiel einer internationalen Tournee aus den USA, die nach München an weiteren Orten in der Bundesrepublik gastierte, bevor sie wieder ins Ausland ging.


Die österreichische Erstaufführung war ein Gastspiel des Stadttheaters Tampere (Finnland). Anzunehmen ist, dass die Darsteller englisch sprachen/sangen. Der Beleg dafür fehlt aber noch bislang.

Die Schweizer Erstaufführung war ein Gastspiel der Wiener Volksoper.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"West Side Story" [München]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 27. Juni 2022.