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Feuerwerk

Musikalische Komödie


Musik von Paul Burkhard 
Buch von Erik Charell und Jürg Amstein 
Gesangstexte von Jürg Amstein und Robert Gilbert
Nach einem Lustspiel von Emil Sautter

 


Inszenierung


Uraufführung: 16. Mai 1950
Bayerische Staatsoperette, Theater am Gärtnerplatz, München, Bundesrepublik Deutschland
 

  • Regie: Erik Charell
  • Musikalische Leitung: Gerhard Becker
  • Gesamtausstattung: Clavé
  • Tanzleitung: Herbert Freund
  • Chöre: Ernst Ohl
  • Assistenz Regie: Heinz Klee und Franz Josef Wild


Besetzung:

  • Alexander Obolski, Zirkusdirektor: Gustav Knuth
  • Iduna, seine Frau: Rita Wottawa
  • Albert Oberholzer, der Jubilar: Jochen Hauer
  • Karline Oberholzer, seine Frau: Dely Drexler
  • Anna, ihre Tochter: Erni Wilhelmi
  • Fritz Oberholzer, Gutsbesitzer: Michl Lang
  • Berta, seine Frau: Liesl Karstadt
  • Heinrich Oberholzer, Chemieprofessor: Ado Riegler
  • Klara, seine Frau: Elisabeth Goebel
  • Gustav Oberholzer, Regierungsrat: Bruno Hübner
  • Paula, seine Frau: Luise Franke-Booch
  • Herbert Oberholzer, Bankier: Otto Storr
  • Lisa, seine Frau: Rosl Vilimek
  • Robert, der Gärtner: Peter Pasetti
  • Kati, die Köchin / Zuschauerin: Lotte Lang
  • Josef, der Diener: Georg Blädel
  • Xaver, Gärtnerjunge: Dieter Jeschke
  • Das Hausmädchen: Erica Nein
  • Der Bäckerjunge: Helmut Eisch
  • Der Schornsteinfeger: Lothar Kirst
  • Der Briefträger: Fritz Böhlein
  • Der Laternenanzünder: Jack Nothheller
  • Die zukünftigen Kinder: Gita Anders, Gudrun Jung, Max Werner
  • Der Zirkusclown: Franz Bauer
  • Die Clowns: Bruno Hübner, Michl Lang, Ado Riegler, Otto Storr, Georg Blädel
  • Das Wunderpony Jonny: 2 Cempers

 

Das Zirkusfinale mit den Akrobaten und Artisten:

  • Lotty am schwingenden Trapez
  • Caral, der elegante Jongleur
  • 4 Schweizer Heros, Parterreakrobaten
  • 5 Man-tschu-fus, jonglierende Chinesen
  • 6 Winnetous, tanzende Indianer

 

 

Premierenchronik

D UA 16. Mai 1950 Theater am Gärtnerplatz, München
GB EA 2. April 1952 Old Vic, Bristol
A EA 15. Mai 1952 Theater in der Josefstadt, Wien
DDR EA 3. Dezember 1954 Metropoltheater, Berlin



Inhaltsangabe


"Im Hause Fabrikant Oberholzers steht alles im Zeichen seines bevorstehenden 60. Geburtstages. Tochter Anna ist zum Verdruss ihrer Familie in Gedanken mehr beim jungen Gärtner Robert als beim Arrangement der Tischdekoration. Schnell will sie mit Köchin Kati das eigens komponierte Duett proben. Man wird aber immer wieder unterbrochen, als nach und nach die Verwandten eintreffen, zuerst die halbgebildete Tante Berta, die alles missversteht, mit Onkel Fritz, dann die betuliche Tante Paula mit Onkel Gustav und die neureiche Tante Lisa mit Onkel Heinrich. Nach den artigen Glückwünschen wird getafelt. Das Duett soll doch endlich zu Ende gesungen werden, als zu aller Entsetzen das Enfant terrible der Familie, Oberbolzers unerwünschter Bruder hereinplatzt: der Zirkusdirektor Obolski mit seiner Frau Iduna. 

Die beiden bringen Farbe in die Gesellschaft: Obolski erzählt von seinen Abenteuern, Iduna schwärmt von Jugenderlebnissen und von ihrem Vater, einen berühmten Clown. Die Verwandtschaft erstarrt in Entrüstung, Anna wird jedoch gefangen vom Zauber des Zirkus. Sie sieht sich als Artistin, und im Traum verwandeln sich die Tanten in Raubtiere, die von Obolski dressiert werden, und die Onkel in Clowns. Anna schaukelt in der Kuppel, Iduna reitet auf ihrem Pony. Robert fürchtet, Anna an die Zirkusleute zu verlieren. Er fordert Obolski zum Duell, doch am Ende kann Iduna Frieden stiften, und Anna entschließt sich, daheim mit Robert ihr Glück zu suchen."

(Werbeheft des Bühnenverlags Felix Bloch Erben, Berlin, zu Paul Burkhard, o.J.)

 

 

Kritiken


"Das war eine Uraufführung, deren Echo weit über München, weit über Deutschland hinausreicht. Seit Kriegsende das internationale Theaterereignis Münchens!

H.: Gross-"Feuerwerk", Musikalische Komödie im Gärtnerplatztheater. In: Münchner Leben, Nr. 23.

 

"München wird diesmal vielleicht der Ausgang eines Welterfolges werden. Die von Charell und Jürg Amstein verfaßte ´Musikalische Komödie´ bringt alle Voraussetzungen dazu mit. Mit ihrer harmlosen Karikierung bürgerlicher Enge ist sie keineswegs avantgardistisch noch hat sie einen Hauch jener Kühnheit, die heute noch von der Drei-Groschen-Oper ausgeht, sondern sie bewegt sich mit witzigem Geschmack auf bewährten, harmlosen Bahnen. Über das gewohnte Panoptikum geht sie jedoch hinaus durch Charme, Witz und Einfälle, durch die vorzügliche Gruppenregie und durch die Bühnenbilder des Parisers Clavé, die wirklich einen europäischen Stil haben. [...]

Im zweiten Akt setzt Charells ganze Zauberei ein, als sich im nächtlichen Garten mit den riesigen Kastanienblättern vor dem Nachthimmel die Mauer öffnet und Annas Träume zu agieren beginnen: zuerst das Haus, das sie mit dem Geliebten beziehen will, das allmählich aufklappend aus dem Boden steigt, während es die kommenden Sprößlinge umtanzen. Dann aber der Traum von der Zirkuswelt, aus dem Charell mit Ballett, Akrobaten, Clowns, jonglierenden Chinesen, hüpfenden Indianern und einem riesigen schwarzen Pony mit gelben Schabracken - alle kommandiert von dem plötzlich rot befrackten Zirkusonkel - eine großartige Revue abrollen läßt, während hoch über dem berückenden Speptakel Anna selig auf einem Trapez durch die Luft schaukelt. Und hier gibt es auch jene kurze Szene, die wirklich mehr als nur eine amüsante Revueoperette, nämlich einen echten großen künstlerischen Moment bringt: wenn makaber und ironisch der schwarzgekleidete tote Papa mit weißer Maske herumstolziert, während die grünlichen Clowns ihn mit leuchtenden Papierziehharmonikas ´O mein Papa´ umtanzen, bis die ganze Gespenstervision in den Boden versinkt."

B.E.W.: Charell-Feuerwerk, Weltstart einer Ausstattungsoperette. In: Neue Zürcher Zeitung, 19. Mai 1950.

 

"Wird Paul Burkhard als vorbildliches Operetten-Beispiel in die Ferne wirken oder eine vereinzelte Schwalbe bleiben, die noch keinen Sommer bringt? Macht nicht sein fröhlicher Mischmasch-Stil in recht delikater Weise ´gutes Operetten-Wetter´, entwölkt er nicht unsere Stirnen? Welch liebenswerter Einfall war es, die Vakanz der leicht geschürzten staatlichen Muse kraft eines so betörend optisch-optimistischen Intermezzos gleichsam aufzuheben, indem man Mimik, sprechenden Gesang, Tanz, Varieté und Kabarett durcheinander wirbelte, in dem man köstliche Darsteller aus verschiedenen Theatern der Stadt (Kammerspiele!) und von draußen vereinte und vor einen leichtgezimmerten Triumphwagen spannte, auf dem, wie auf einer Faschings-Umzugs-Karosse, parodistische Keckheiten Reigen tanzten, sich freundlich-frenetisch austobten? Der berühmte Lenker des lustigen Gefährts, Erik Charell (neben Jürg Amstein und Robert Gilbert der Verfasser dieser textlich nicht übergeistreichen, aber kräftig mundenden Delikatesse, welche unter einheimisch-zutunlichem, fein und solid gewebtem Stoff mondäne Dessous zeigt), er ist alles in allem der alte geblieben. Augenweide! Augenwirbel" [...] Und auch der gar nicht behäbige Berner Komponist scheint sich einige unaufdringlich charmante Wohlgerüchlein aus Paris geholt zu haben. Aus wenig macht er viel, melodisch, harmonisch und instrumental. Es ist ihm gegeben, Melodien zu schreiben, die so hübsch sind, daß man sie ungern aus dem Ohr entläßt. Nicht jede Operetten-Melodie darf sich solch konservierender Gelüste rühmen. Kurz: Burkhard, ein Troubadour des Chansons, ist keine Hoffnung, ist bereits Gewißheit. Er scheint die Nachfolge Benatzkys angetreten zu haben. Ruft uns auch Spolianskys prägnantes satyrisches Talent zurück. Er geriert sich nicht musikalisch, er musiziert."

Kalckreuth: Am Gärtnerplatz: Abschied von der sentimentalen Tradition? In: Süddeutsche Zeitung, 19. Mai 1950.

 

 

Medien / Publikationen

 
Audio-Aufnahmen

  • "Das Feuerwerk". Aufführungsmitschnitt vom 16. Mai 1950 in München, Gesamtaufnahme ohne Dialoge, Dirigent: Paul Burkhard, Serie "Historische Tondokumente", Line Music Hamburg 2014, LMS 5.01871. (2xCD)
  • "Der schwarze Hecht". Live-Aufnahme aus dem Corso-Theater Zürich, aufgenommen am 29./30. August 1981. Schweiz 1989, Tudor Recording 815.

 

Literatur

  • Philipp Flury, Peter Kaufmann: "O mein Papa...", Paul Burkhard, Leben und Werk. Zürich: Orell Füssli 1979.
  • Marianne Gilbert: Das gab´s nur einmal, Verloren zwischen Berlin und New York. Aus em Amerikanischen übersetzt von Renate Orth-Guttmann, Zürich: Diogenes 2007.
  • Stefan Frey: Broadway am Gärtnerplatz, Von der Staatsoperette zum Musical. In: Nils Grosch, Wolfgang Jansen (Hrsg.): Zwischen den Stühlen, Remigration und unterhaltendes Musiktheater in den 1950er Jahren. Münster u.a.: Waxmann 2012, Seite 169-189.
  • Christian Walther: Robert Gilbert, Eine zeitgeschichtliche Biografie. Frankfurt a.M.: Peter Lang 2016.

 

 

Kommentar


"Feuerwerk" ist eine Adaption der Musikalische Komödie "Der Schwarze Hecht" von Paul Burkhard, Text von Jürg Amstein, uraufgeführt am 1. April 1939 im Schauspielhaus Zürich. "Der Schwarze Hecht" wiederum basiert auf dem Dialektlustspiel "De sächzgischt Giburtstag" von Emil Sautter, uraufgeführt 1925 am Zürcher Stadttheater.

1954 wurde "Feuerwerk" erstmals verfilmt.

Die britische Fassung trug den Titel "Oh, My Papa!".

 

 

Empfohlene Zitierweise


"Feuerwerk" [München]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 28. Oktober 2020.