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Fanny Hill

Musical


Buch und Texte von Günther Schwenn
Nach dem Roman von John Cleland
Musik von Paul Kuhn

 


Inszenierung


Österreichische Erstaufführung: 25. Januar 1974  
Raimund-Theater Wien, Österreich
 

  • Regie: Günter Könemann
  • Choreografie: Bedrich Füsseger
  • Choreographische Assistenz: Vera Avratova
  • Musikalische Leitung: Herbert Mogg / Franz Wagner
  • Bühnenbild: Herbert Bayer
  • Kostüme: Eva Maria Schröder
  • Choreinstudierung: Franz Wagner


Besetzung:

  • Fanny Hill: Doris Bierett / Freia Lahn
  • Charlie: Erhard Pauer
  • Reginald: Rudolf Otahal / Carl Günther
  • Mr. Heggarth: Ferenc Bajor
  • Sir Edward: Peter Janisch
  • Phoebe: Birke Bruck / Hilde Walter
  • Jack, ein Gauner: Manfred Hoffmann
  • Mac, ein Gauner: Gottfried Nowak
  • Mrs. Brown vom TROCKENDOCK: Inge Karsten
  • Mrs. Call: Wanda kobierska
  • Esther: Edith Molikl
  • Mrs. Smith: Julia Drapal
  • Der General vom BLAUEN STERN: Hans-Peter Krasa / Rolf Hobiger
  • Der Sänger Alfredo: Peter Walter-Genée
  • Mary-Ann: Mara Marlow
  • Die Zimmerwirtin Mrs. Jones: Richarda Rosner
  • Ein Schneider: Jan Valchar
  • Der Matrose James: Henryk Schubert
  • Der Schloßverwalter George: Adolf Böhmer
  • Konstabler: Martin Obernigg
  • Ein Matrose: Richard Lilly
  • Möbelträger: Louis Essl / Heinz Roland
  • Es tanzt das Ballett des Raimundtheaters; es singt der Chor des Raimundtheaters; es spielt das Orchester des Raimundtheaters

 

 

Premierenchronik

D UA 7. Oktober 1972 Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen
FIN EA 31. Oktober 1973 Genossenschaftstheater Kuopio, Helsinki
A EA 25. Januar 1974 Raimund Theater, Wien

 

 

Inhaltsangabe


"An einem unhistorischen Septembermorgen erschien, so nett und sauber geputz wie es ihre ländliche Kleidung erlaubte, Jungfer Fanny Hill im Vermittlungs-Comptoir der Mrs. Smith. Ihr Anliegen vorzutragen, oder besser vorzustammeln, fand sie bald Gelegenheit: Der ´Poet´ Reginald, der im Büro die Dienste eines Kanzlisten versah, hörte sie an und versprach ihr, von ihrem ungeschminkten Wesen symphatisch berührt, zu helfen. Beide Gespräche wurde unterbrochen durch den Eintritt des Handelsherren Heggarth, dessen Wohlgefallen Fanny auf den ersten Blick erregte. Kaum hatte er den Raum verlassen, um eine ihm empfohlene Köchin in Augenschein zu nehmen, trat Mrs. Brown ein, die Inhaberin des ´Trockendocks´, einer Gastwirtschaft in Hafennähe, von der man sagt, schon in Singapur würde man gewarnt vor ihr. Mrs. Brown musterte Fanny vom Kopf bis zu den Füßen und, überzeugt ein geeignetes neues Schankmädchen gefunden zu haben, steckte sie ihr den Handschilling zu und zog sie mit sich vor.

Während vor dem Eingang zum ´Trockendock´ Mac und Jack, zwei hilfsbereite Herren, Bürger und Matrosen zum Besuch des Lokals animierten und der General vom "Blauen Stern" mit seinen Brüdern und Schwestern sich die Rettungen gestrauchelter Seelen angelegen sein ließ, oblag Fanny eifrig ihren Hantierungen an der Theke, von Mrs. Brown vor Verführung und Laster in der Absicht bewahrt, den ´Goldfisch´ Fanny an einen nicht mit Ablösegeld geizenden Kavalier zu versilbern. Ihre Erwartung schien sich zu erfüllen: von Heggarth beauftragt erschien Mrs. Smith, um für ihn Fanny zu erhandeln. Der sie begleitende ´Poet´ Reginald nutzte das Wiedersehen mit Fanny, ihr ein kleines Büchlein mit dem Rat zu überreichen, sie möge alles, was an tiefen Erlebnissen ihr widerfahre, seinen Seiten anvertrauen. Mrs. Smith's Handel hätte schnell seinen Abschluß gefunden, wäre nicht mit anderen Kadetten des Schulschiffes ´Britannia´ ein Jüngling, schlank und wohlgebaut, ins ´Trockendock´ gekommen: Charlie. Als seine Blicke denen Fannys begegneten, entbrannten beide in Liebe zueinander. Charlies Aufforderung, mit ihm zu fliehen, gab Fanny die ihr vom Herzen diktierte Antwort und beide verließen eilig das ´Trockendock´ durch ein Kellerfenster.

In einem großen Himmelbett genossen sie die süßen Taumel und schmelzenden Entzückungen ihrer Liebe. Aber die Grausamkeit des Schicksals hielt nicht ein vor dem Kissenparadies und trennte die beiden. Mr. Heggarth hatte Fanny's Aufenthalt ausgekundschaftet und konnte, begünstigt von der Zimmerwirtin Jones, die Beseitigung Charlies durchführen lassen: der als Polizist verkleidete Jack wurde zu ihm gesandt mit der Order, Charlie sofort an Bord der ´Britannia´ zu bringen. Charlie, dem strengstes Stillschweigen über die schnelle Abberufung gegenüber Fanny anbefohlen wurde, mußte gehorchen.

Wenn auch Heggarths erster Versuch, die verlassene Fanny für sich zu gewinnen, scheiterte, so erfüllten sich doch bald seine Hoffnungen: Vom Idol ihres Herzens getrennt, mittellos in Kummer und Verzweiflung gestürzt, blieb ihr endlich nichts anderes übrig, als sich Heggarth anzuvertrauen. Alle Requisiten des Putzes und der Eitelkeit kamen für Fanny, Heggarths erklärter Maitresse, ins Haus und wurden von ihr angenommen. Aber obwohl der erfahrene und vitale Mann ihren Körper immer wieder zu entflammen wußte, dachte sie allzeit an Charlie, von dem keine Kunde sie erreichte. Reginald, der mittlerweile in der ´Akademie´, einem Etablissement, das wohlhabenden Kavalieren jede Art wollüstiger Genüsse ermöglichte, Zeremonienmeister geworden war, gab Fanny Unterricht in Anstandslehre. Er versäumte dabei nicht, ihre Tagebucheintragungen zu prüfen, die er poetisch zu verwerten gedachte.

Fanny Leben floß ohne wichtige Begebenheiten dahin, bis sie eines Tages, kurz nachdem sie Sir Edward, den großen Kontrahenten Haggarths kennengelernt und in diesem für sich Symphatie erweckt hatte, durch Zufall ein Gespäch Heggarths mit Mac und Jack belauschte, das ihr Heggarths schändliches Spiel bei Charlies plötzlichem Verschwinden offenbarte. Die Ursache des Gespräches wurde ihr von Heggarth allzubald klargemacht: Mac und Jack waren mit der amtlichen Nachricht gekommen, die ´Britannia´ sei im Sturm gesunken, Charlie sei tot. Fanny mußte nun in Heggarth den Hauptschuldigen am Tode ihres Geliebten sehen. Ihr Entschluß, der Rache bitterer Süße ihr Herz zu öffnen, stand fest.

Von Sir Edward und dem getreuen Reginald unterstützt, konnte sie bald ausführen, was sie geplant hatte. An Heggarths fünfzigstem Geburtstag, gerade als er mit Fanny und einigen Geschäftsfreunden einen fröhlichen Wett- und Bettstreit eröffnen wollte, erschien ein Konstabler, ihn zu verhaften. Als diejenige, die seinen Opiumschmuggel der Obrigkeit kundgetan und die Verhaftung arrangiert hatte, gab sich Fanny triumphierend zu erkennen. Von Heggarth befreit, beschloß sie, ihren Weg allein zu gehen und im feinsten Haus der Stadt ihre Jugend und Schönheit käuflich zu machen.

In der von Mrs. Call geleiteten und mit jedem Artikel der Bequemlichkeit und des Luxus ausgestatteten ´Akademie´ wurde Fanny bald innerhalb einer häuslichen Herde schöner Mädchen der Stolz des Instituts und Star kultivierter Liebesfeste, zu deren Gästen neben dem Protektor der ´Akademie´, Sir Edward, auch Mr. Heggarth zählte, der nur kurze Zeit seine Freiheit entbehrt hatte. Auf einer solchen Lustbarkeit, in die der auf Rettung gestrauchelter Seelen bedachte General vom ´Blauen Stern´ hineingeriet, kam Fanny die Idee sich zu Gunsten der Seelenretter versteigern zu lassen. Die Versteigerung endete für den ´Blauen Stern´ mit einer Summe, die den Bau eines Heimes ermöglichte, und für Fanny mit Sir Edwards Heiratsantrag.

Die mit dem vereinnahmten Geld gefüllte Vase allerdings wäre um ein Haar abhanden gekommen. Von Mrs. Call war der Schatz Phoebe, einer Fanny schon vom ´Trockendock´ her bekannten Liebesverkäuferin anvertraut worden. Selbige versuchte im Bunde mit Mac und Jack sich seiner zu bemächtigen, und nur die Tatsache, daß das Wunder des so plötzlich erlangten Reichtums den dreien die Nerven zu sehr strapazierte, und das rechtzeitige Erscheinen eines Konstablers ermöglichten, daß der Hort für seinen edlen Zweck erhalten blieb.

Sir Edward erlebte die beschlossene Vermählung mit Fanny nicht. Das Testament, das er vor seinem Ableben unterzeichnete, bestimmte sie zur einzigen Erbin. Wohlhabend und geehrt begann Fanny von den Bäumen des Schloßparks beschattet, zu lernen einsam zu sein.

Im stolzen Bewußtsein nicht umsonst geliebt zu haben, konnte sie an der Grundsteinlegung des Heims für gestrauchelte Seelen teilnehmen. Der Tag brachte zwei Überraschungen für sie: Reginald überreichte ihr die Erstausgabe der ´Memoiren der Fanny Hill´, von ihm in künstlerische Form gebracht. Und der totgeglaubte, aber den Meerstürmen entronnene Charlie eilte auf Fanny zu, mit ihr einig in dem Entschluß eine Ehe zu führen, die keine Alltagsehe zu werden versprach."

(aus dem Programmheft der Uraufführung)

 

 

Medien / Publikationen

 

Audio-Aufnahmen

  • Single 7'', Metronome, Marlene Charell / Orchester Paul Kuhn A: Wer bietet mehr / B: Ich geh' meinen Weg allein

 

Literatur

  • John Cleland: Fanny Hill, Memoiren eines Freudenmädchens. Gütersloh: Bertelsmann (o.J.). 

 

 

Empfohlene Zitierweise


"Fanny Hill" [Wien]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 27. Februar 2020.